Willkommen in der Hölle

47 4 0
                                    

Ich hab jegliches Zeitgefühl hier unten verloren. Hier kommt einfach kein Tageslicht rein. Ich hab Hunger und Durst, ich bin total ausgetrocknet. Ich fühle mich so leer. Wieso hat sie das getan? Was habe ich ihr getan das sie mich hier einsperrt? Immer wieder höre ich sie draußen mit Ben streiten. Er versucht mich hier raus zubekommen. Warum tut er das? Wieso will er mich immer beschützen? Und warum habe ich ihn auf dem Ball nicht ernst genommen? Vielleicht wäre ich dann nicht in dieser Situation. Wie es wohl den anderen geht? Suchen sie nach mir oder hat sich Sarah auch was für sie ausgedacht? Ich höre ihre High Heels über den Boden stolzieren. Meine Nackenhaare stellen sich auf und ich verkrieche mich in die hinterste Ecke des Kerkers. "Du lässt sie jetzt da raus!" Ben? Er ist wieder hier? Er klingt zornig und hat seine Stimme erhoben. "Ich werde sie da ganz sicher nicht raus lassen." antwortet Sarah schnippisch. "Was willst du damit bezwecken? Du drehst voll am Rad seitdem Vater weg ist." Das ist meine Sache Ben nicht deine." sagt sie ruhig aber man hört die stumme Drohung deutlich. "Nur weil sie mit ihm zusammen ist?" "Nein." kreischt sie plötzlich. "Misch dich einfach nicht in meine Angelegenheiten ein." beide schweigen einen Moment. "Lass sie jetzt da raus!" Bens Stimme ist so tief und bedrohlich das ich eine Gänsehaut vor Angst bekommen. "Wie du willst. Aber ehrlich gesagt finde ich deine Besessenheit für sie ziemlich widerlich und lächerlich." zischt sie. "Halt die Klappe und lass sie raus. Wenn ich wieder da bin ist sie nicht mehr in diesem Kerker." "Bitte wie du willst." nach  quälenden Sekunden geht die Tür auf und Sarah kommt rein. Sie lächelt boshaft und sieht mich dabei herablassend an. "Sieh dich nur an wie erbärmlich du aussiehst." sie greift in mein Haar und zerrt mich aus der Ecke über den Boden. Vor Schmerzen wimmere ich und suche an der offenen Tür nach Ben, aber er ist nicht da. "Wo ist jetzt dein Glanz? Die tolle Robyn so machtlos und klein. Du bist da wo du hin gehörst." zornig sehe ich zu ihr auf. "Immer noch besser als so zu sein wie du." sie rast vor Wut und schlägt mir mit voller Wucht ins Gesicht. Mein Kopf schlägt zur Seite und ich knalle mit der Schläfe genau an die Ecke der Pritsche. "Allein dafür das du den Mund aufgemacht hast müsstest du weiter hier unten verrecken. Aber ein Glück für dich das mein liebster Bruder so besessen von dir ist." sie geht in die Knie und sieht mich mit einem gefährlichen Grinsen an. "Oder auch nicht." wieder greift sie mir in mein Haar und schlägt meinen Kopf gegen die Pritsche. Ich verliere das Bewusstsein und bin froh sie nicht mehr sehen zu müssen. Alles was ich jetzt noch fühle ist der klopfende Schmerz in meinem Kopf.  

Langsam öffne ich wieder meine Augen und sehe eine verschwommene dunkle Zimmerdecke. Das ist nicht die steinige Decke aus dem Kerker. Unter meinem Körper spüre ich einen weichen Untergrund und ich bin warm eingepackt. Mein Blick klärt sich und ich sehe mich um. Ich bin nicht mehr im Kerker sonder in einem Schlafzimmer. Die Decke über mir ist aus dunklem Holz und die Wände sind grau gestrichen. Das Zimmer hat zwei Türen, einen Kleiderschrank mit modernen Schiebetüren aus schwarzem Hochglanz und daneben eine passende Kommode. Das Bett in dem ich liege ist ein breites Boxspringbett mit einem schwarzen gepolsterten Kopfteil. Die Bettwäsche ist aus dunkler ägyptischer Baumwolle. Der Boden ist aus genauso dunklem Holz wie an der Decke. Verwirrt stehe ich auf und sehe mich nochmal um. Was ist hier los? Ich sehe an mir runter. Was hab ich hier an? Ich trage ein hauchdünnes und ziemlich knappes Negligé das mit einem eingearbeiteten BH meine Brüste nach oben pusht. Ich bin gewaschen und irgendwer hat mich umgezogen. Wer war das? Eine Tür geht auf und Ben kommt herein. Er hat nur ein Handtuch um die Hüften gewickelt und mit einem anderen rubbelt er durch sein Haar. Oh nein, hat er mich umgezogen? "Oh Prinzessin Robyn ist aufgewacht." er kommt auf mich zu und ich kann wieder nicht weg sehen. Wassertropfen perlen an seiner nackten Haut herab, perlen über seine muskulöse Brust und diesem verführerischen Sixpack. Ich reiße mich zusammen und sehe ihm in die Augen. "Wo bin ich hier?" stottere ich und er bleibt vor mir stehen. "In Hel..." verwirrt sehe ich ihn an und er lächelt leicht. "Willkommen in der Hölle." er deutet auf das Fenster neben uns. Ich drehe mich um und schiebe die schweren dunklen Vorhänge beiseite. Ich kann eine riesige Auffahrt aus dunklen Kies sehen, der Rasen rechts und links ist ausgetrocknet und mit totem Laub übersehen. Die Bäume sind kahl und hinter der großen Mauer macht sich eine triste und graue Stadt breit. Irgendwie erinnert mich diese Stadt an Brooklyn. Der Himmel ist ebenfalls grau und mit schweren Wolken behangen. Es ist hell draußen aber ob es Morgens, Mittags oder Nachmittags ist kann ich nicht sagen. An der Fensterscheibe sieht man dick Regentropfen und die Ränder des Fensters sind beschlagen. Das soll die Hölle sein? Oder Hel wie er gerade sagte? Ich hab mir die Hölle immer ganz anders vorgestellt. Ich sehe wieder Ben an. "Warum bin ich hier?" zicke ich. Er sieht mich angestrengt an. "Danke zu sagen fällt die wirklich schwer was?!" zickt er zurück und ich gifte gleich weiter. "Wofür sollte ich mich bei dir bedanken?" wütend sieht er mich an und wirft das Handtuch aufs Bett. "Vielleicht dafür das ich dich aus diesem Loch geholt habe!? Ich könnte dich auch einfach weiter da unten verrotten lassen." verdutzt sehe ich ihn an. Er muss mich ja nicht gleich anschreien. Verlegen sehe ich auf seine Brust und auf sein Tattoo. "Es tut mir Leid, Danke." er atmet tief aus und scheint sch zu beruhigen. Vorsichtig sehe ich zu ihm auf und er lächelt sanft. Er hebt seine Hand und steift mit einem Finger über meine Stirn. Ich zucke zurück, aber nicht weil es schmerzt sondern weil ich wieder das Gefühl habe unter Strom zu stehen. Dieses Gefühl nimmt mich voll und ganz ein. "Du hast eine kleine Platzwunde." wir sehen uns beide fest in die Augen. Diese wundervollen, fesselnden grünen Augen. Was ist das mit diesem Kerl? Warum fühle ich mich von ihm gleichzeitig angezogen und abgestoßen zu gleich? Wieso habe ich so ein vertrautes und sicheres Gefühl bei ihm? Ich kenne ihn doch gar nicht richtig. "Sie hätte nicht so grob zu dir sein sollen." sagt er leise und streicht mir eine Strähne aus dem Gesicht. Ich halte die Luft an und mein Herz bleibt stehen. "Warum bist du so nett zu mir?" er sieht kurz runter und dann wieder in die Augen und lächelt leicht. "Weil du nicht verdient hast was meine Schwester dir antut." ich sehe ihn flehend an und spüre wie sich meine Auge mit Tränen füllen. "Dann lass mich gehen." er nimmt die Hand runter und sieht mich nachdenklich an. "Ich kann nicht." er dreht sich weg, geht zum Schrank und nimmt sich etwas zum anziehen raus. Ist das hier sein Zimmer? "Zieh dir was an, gleich ist das Essen fertig." er geht wieder durch die Tür aus der er kam und schließt sie hinter sich. Verwirrt sehe ich ihm nach, setze mich in Bewegung und reiße die Tür auf. Es ist ein edles Badezimmer und er ist nicht mehr da. Ich sehe eine weitere Tür am Ende des Raums und renne hin. Er soll hier bei mir bleiben, ich will nicht allein sein. Aber ich schaffe es erst gar nicht zur Tür. Ich hab immer noch die Fußfessel und die Kette die mich jetzt wieder zu Boden reißt. Ich bleibe liegen und fange vor lauter Verzweiflung an zu weinen. Ich will nachhause, ich will zu meinen Freunden, meine Bruder und zu Alex. Wo ist er nur? Warum hat er mich noch nicht geholt? Was ist mit ihm passiert? Ich will das Ben zurück kommt und bei mir bleibt. 

Robyn Die Tochter der Götter Band 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt