Auf nach New Orleans

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Als ich wach werde bin ich wie gerädert. Mein Kopf dröhnt, meine Knochen sind schwer und ich kann kaum aus den Augen gucken. Ich habe die ganze Nacht geweint und einem Heulkrampf nach dem anderen gehabt. Mein Blick fällt zur Seite zu Ben. Er liegt neben mir, mein Kopf auf seinem Arm und an seiner Brust. Sein Brustkorb hebt sich langsam auf und ab und er schnarcht leise vor sich hin. Seine Worte halle immer noch in meinem Kopf wieder. Das war alles nur ein Spiel. Seine Gefühle, seine Liebe alles nur gespielt? Und das alles nur um an meine Kräfte zukommen? Ich starre rauf an die Decke. Wie konnte ich nur so dumm sein? Und wie konnten die Götter so dumm sein mich mit ihm zu verbinden, ihn für mich zu erschaffen? Auch ein Gott kann sich irren! Ruft mir mein Gedächtnis zu und ich schließe schnell wieder meine Augen. Ja, auch ein Gott kann sich irren. Aber wenn der Zauber von uns genommen war, wieso habe ich mich dann doch in ihn verliebt? Ich sehe aus dem Fenster. Der Himmel ist grau, das Meer schlägt raue Wellen und die Scheiben sind von dicken Regentropfen übersehen. Wieso habe ich mich in ihn verliebt? Wieso konnte ich mich nicht einfach in Leon verliebe? Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Beide haben mich belogen und beide arbeiten für Sarah. Draußen donnert es leise. Ich muss wieder klare Gedanken fassen. Müde stehe ich auf und steige aus dem Bett. Ben brummt leise und dreht sich auf dem Bauch. Ich bleibe vor dem Bett stehen und starre ihn an. Er ist der einzige der mich von Anfang an beschützt hat und es auch ernst gemeint hat. Er hat mir die Wahrheit gesagt. Die Wahrheit über Alex und die Wahrheit über sich selbst. Ich ziehe den BH aus und gehe ins Bad unter die Dusche. Das heiße Wasser prasselt auf meinen verspannten Körper nieder und ich schließe die Augen. Alex hat alles getan damit ich mich in ihn verliebe, ich habe immer gedacht das muss so sein, er ist für mich geschaffen! Aber er ist ein Arschloch. Mir wird plötzlich schlecht bei dem Gedanken mit ihm geschlafen zu haben und vor allem das Sarah uns dabei zugesehen hat. Ich schlucke den Schwall Erbrochenes runter und lehne mich an die kühlen Fliesen. Ich hab mich täuschen lassen von einer schönen Verpackung und falschen Gedanken. Durch das Glas der Dusche und die offenen Tür sehe ich Ben. Ich muss leicht lächeln. Auch wenn seine Worte mich zutiefst verletzt haben war er ehrlich. Wie kann ein einziger Mensch solche Gefühle in einen auslösen und das schon vom ersten Moment an. Das erste Mal als ich ihn gesehen habe, wie er mir geholfen hat die Kontrolle zurück zugewinnen habe ich mich von ihm angezogen gefühlt. Jedes Mal wenn er mich berührt hat stand ich unter Strom und er hat mich so eingeschüchtert. Seine Art, seine Ausstrahlung und das Verlangen was in mir gerüttelt hat. Ben ist der einzige der mich berühren kann wenn ich meine Kräfte einsetze. In seiner Nähe fühle ich mich stärker und sicher. Ich lache leise vor mich hin. Jedes Mal wenn ich mit Alex zusammen war ist etwas passiert. Das war sicherlich alles geplant?! So ein blöder Wichser. Bens Handy klingelt. Er schnellt hoch und sitzt wie ein aufgeschrecktes Erdmännchen auf der Bettkante. Aus seinem Sakko fischt er das Handy und hebt ab. "Ja..." ich lausche. "...wo?... okay ich versuche so schnell wie möglich dahin zu kommen.... ach und Elena...." mein Herz bleibt stehen. Elena? Er hat Elena am Telefon? Er hat Kontakt mit ihr? Wieso sagt er mir das nicht? ".... sie weiß es..." er legt auf. Ich schnappe mir ein Handtuch, binde es um und stampfe auf ihn zu. Verwirrt sieht er mich an. "War das gerade Elena?" er sieht ertappt auf sein Handy und dann wieder auf mich. "Ben du hast mir versprochen mich nicht mehr anzulügen..." schreie ich. "Keine Geheimnisse mehr." er wirft das Handy aufs Bett und sieht mich ernst an. "Hattest du Kontakt mit ihr?" er schüttelt den Kopf. "Nein, nicht mehr seid dem Ball. Ich schwöre es Robyn. Ruby hat sie gefunden und sie aufgeklärt...." ich sehe ihn einen Moment lang an. Immer diese Ruby. Aber sie hat meine Freundin gefunden. "Die drei sind in New Orleans." verwirrt sehe ich aus dem Fenster. In New Orleans? Moment mal? Lebt da nicht Bellas Halbschwester? Wie hieß sie noch gleich? "Louna." nuschle ich vor mich hin. Ben sieht mich fragend an. "Was?" ich sehe zu ihm auf. "Louna, das ist Bellas Halbschwester sie hat dort eine Bar." Ben grinst vor sich hin. "Welch passender Ort für Bella." hastig trockne ich mich ab und ziehe mich an. "Los pack zusammen wir fliegen nach New Orleans." er sieht mich verwirrt an. "Fliegen?" ich nicke. "Hast du Lust darunter zu fahren? Weißt du wie lange wir da unterwegs sind?" ich bleibe stehen und schließe meine Jeans. Er sieht nachdenklich aus dem Fenster. "Ja so Neununddreißig Stunde. Also zwei Tage." ich verziehe das Gesicht. "Nein danke wir fliegen..." er verzieht auch das Gesicht und zieht sich an. Wir packen alles zusammen und verlassen das Hotel. Endlich, ich weiß wo sich meine besten Freundinnen befinden.

 Ben fährt zum Flughafen und schweigt die ganze Zeit, er ist total in sich gekehrt. Fragend sehe ich ihn an. "Hast du was?" er blinzelt und sieht mich an. "Was?" ich ziehe eine Augenbraue hoch. "Ob du was hast?" er schüttelt den Kopf. "Nein alles gut." ich rolle mit den Augen und drehe mich zu ihm. "Muss ich dir jedes Mal alles aus der Nase ziehen?" er fährt auf den Flughafenparkplatz. "Ich hasse das fliegen okay." verdutzt sehe ich ihn an und verkneife mir das Grinsen. "Warum?" er zuckt mit den Schultern. "Wenns abstürzt bist du Tod und sollte irgendwas anderes passieren kann man nicht abhauen." jetzt kann ich mich nicht mehr zurück halten und fange an zu lachen. Ben parkt und sieht mich beleidigt an. "Findest du das witzig?" ich nicke. "Ja finde ich...." er steigt aus und ich folge ihm. "Ben wir sind Halbgötter, wenn einer das Flugzeug entführen will können wir..." er hebt den Finger mahnend und ich verstumme. "Sprich es nicht aus. Mir ist scheiß egal was ich bin. Trotzdem bleibe ich dafür nicht in der Luft zu sein." er öffnet den Kofferraum und nimmt unsere neuen größeren Reisetaschen. Ich muss mir immer noch das Lachen verkneifen. Wir betreten die Flughafenhalle und gehen auf einen Schalter zu. Immer wieder sieht sich Ben angespannt um. "Hier sind so viele Dämonen." nuschelt er und ich sehe mich verängstigt um. "Was?" er nimmt meine Hand und geht normal weiter. "Das sind Schläfer, sie verstecken sich und leben ein normales Leben..." ich grinse frech zu ihm rauf. "Und die Schläfer wollen ins Flugzeug?" er wirft mir einen zornigen Blick zu. "Halt deine Klappe." ich kichere leise und wir stellen uns an den Schalter an. Irgendwie ist es lustig zu sehen das Ben eine Schwäche hat. Plötzlich schlägt mein Herz schneller, ob ich auch seine Schwäche bin? Meine wäre er definitiv. Ich sehe zu ihm rauf. Ja, er wäre meine Schwäche. Wenn Sarah ihm etwas antut dann weiß ich nicht was ich machen würde. Traurig schmiege ich mich an ihn und spüre seinen fragenden Blick auf mir. Doch dann küsst er meinen Haaransatz und ich lächle vor mich hin. Als wir dran sind kaufe ich zwei Onewaytickets nach New Orleans und das erste Klasse. Ich will mein Geld ja auch mal nutzen. Während sie unsere Pässe nehmen werde ich leicht nervös aber sie scheinen in Ordnung zu sein. Sechs Stunden Flug, ich hoffe das hält Ben aus. Ich hab mir vorher eine Packung Schlaftabletten aus der Apotheke geholt und mische ihm eine in seine 'Beruhigungsscotch'. Nun liegt er wie ein friedliches kleines Baby in seinem Sitz und schläft. Er ist wirklich süß wenn er schläft. Während des Flugs sehe ich aus dem Fenster und denke darüber nach wie es weiter geht. Jetzt habe ich meine Freundinnen gefunden, jetzt fehlt nur noch mein Bruder. Alex kann von mir aus in der Hölle verrotten. Aber eins weiß ich, ihn werde ich niemals mehr verzeihen. Für mich ist das beendet. Wieder fällt mein Blick auf den schlafenden Ben. Alex wird nicht mehr zwischen ihm und mir stehen. Ich kann mich auf ihn einlassen, auf die Gefühle die er in mir auslöst seit unserer ersten Begegnung. Ben dreht sich, greift nach meiner Hand und wieder verschränken sich unsere Finger ineinander. Nachdenklich sehe ich auf unsere Hände. Aber bevor ich das tue muss ich mich mit all dem erst einmal abfinden, das alles richtig verarbeiten. Wenn ich nur meine Mutter anrufen könnte?! Aber ich will sie nicht in Gefahr bringen.  Ich sehe wieder aus dem Fenster. Eins nach dem anderen, zuerst meine Freundinnen und dann sehe ich weiter. Ich schließe etwas die Augen und schlafe eine Runde bis wir landen. 

In New Orleans angekommen kann ich nicht schnell genug aus dem Flugzeug und dem Flughafen rauskommen. Aber mit dem noch schlafenden Ben ist das echt schwierig. Ich habe Ben auf eine Gepäckwagen verfrachtet und fahre ihn durch den Flughafen, besorge einen Leihwagen und hieve ihn dann auf den Beifahrersitz. Mir bleibt nichts anderes übrig als selbst zu fahren. 

                                                                             ENDE BAND 3

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 14 ⏰

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