1. Kapitel

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Feyas Sicht:
Mit einer Hand am schwarzen Lederriemen meiner Schultasche, die über meine Schulter hing, hastete ich die Gänge entlang. Mal wieder war ich viel zu spät dran. Seit zehn Minuten war Unterricht. Als ich um die nächste Ecke bog rannte ich frontal gegen jemanden. Ohne aufzusehen murmelte ich eine Entschuldigung und hastete weiter.

Evans Sicht:
Der Wolf in mir wollte ihr nachlaufen und jammerte die ganze Zeit: Das ist sie! Warum lässt du sie gehen? Sie gehört uns! Wir würden ihr Angst machen. Aber sie gehört uns, da hast du tatsächlich Recht. Das Rudel braucht sie erwiderte ich in Gedanken. Dieses Mädchen, meine Mate, war noch viel schöner als ich es mir erträumt hatte. Sie hatte wunderschöne dunkle Locken. Ihre Augen hatte ich nicht sehen können, da sie nicht aufgesehen hatte, als sie in mich hinein gerannt war. Was fällt ihr ein in ihren Alpha hineinzurennen?! Das war doch keine Absicht. Außerdem hat sie sich entschuldigt. Du warst schon immer viel zu sanftmütig... Hey! Ein ungehaltenes Knurren drang aus meiner Kehle und ein Lehrer drehte sich nach mir um. Er musterte mich kurz und ging dann weiter ohne etwas zu sagen. Besser für ihn. Niemand legt sich ungestraft mit einem Alpha an. Und schon gar nicht mit mir.

Feyas Sicht:
Bevor ich um die Ecke bog, hatte ich ihn noch einmal gemustert und nun bekam ich ihn nicht mehr aus dem Kopf. Warum war er mir nie aufgefallen? Dieser Typ war doch nicht zu übersehen. Und das nicht nur wegen seiner Größe. Er sah einfach nur unbeschreiblich gut aus. Braungebrannt; dunkle, kurze Haare und muskulös. Ein absoluter Traumtyp. Vollkommen abgehetzt kam ich bei meinem Klassenraum an. Erschöpft klopfte ich an. Meine Lehrerin öffnete und sah mich missbilligend an. „Feya. Schon wieder zu spät. Was ist diesmal deine Ausrede?" „Es tut mir Leid, Mrs Cooper, aber ich habe verschlafen." Sie sah mich erstaunt an. Mit dieser Antwort hätte sie offensichtlich nicht gerechnet. Ich nickte ihr noch einmal zu und schritt dann an ihr vorbei um nich auf meinen Platz zu setzen. Nach zwanzig Minuten bereute ich meinen Entschluss, doch noch zur Schule gegangen zu sein, denn der Unterricht war sterbenslangweilig. Wir beschäftigten uns mit einer langen Liste Vokabeln,  die wir bereits vor einigen Jahren behandelt hatten, da Mrs Cooper sicher gehen wollte, dass wir auch ja jede einzelne Vokabel jahrelang im Kopf behielten. Mich hatte sie wie immer auf dem Kieker und fragte mich die schwersten Vokabeln ab, doch zu ihrem Missfallen wusste ich jede einzelne sofort. Als diese Horrorstunde endlich vorbei war, floh ich regelrecht aus dem Klassenraum. Mit einer guten Freundin, um nicht zu sagen meiner besten Freundin, traf ich mich in der Cafeteria, da wir in verschiedene Klassen gingen. „Skylar, du wirst es nicht glauben.", platzte ich sofort heraus. „Es gibt an dieser öden Nerd-Schule einen absolut hammermäßigen Typen. Der ist mega heiß!" Ungläubig schüttelte sie den Kopf. „Das kann doch nicht sein. Selbst meine Mutter sagt, dass ich ihr mit keinem Kerl von dieser Schule ankommen soll, da ihr die zu spießig sind. Und du kennst sie.", widersprach sie. Doch dann schien sie zu verstehen. „Oh mein Gott, Feya. Hast du dich etwa verliiieebt?", kreischte sie und ich hielt mir mit gequältem Gesichtsausdruck die Ohren zu. „Sei  doch leiser, Skylar. Muss das denn die ganze Schule mitbekommen?" Wäre ihre Stimme noch eine Oktave höher gewesen, hätte man sie problemlos als Hundepfeife verwenden können. „Erzähl mir von ihm!", forderte Skylar nun etwas leiser. Ich schmunzelte und sah mich unwillkürlich im Raum um. „Da an dem Tisch sitzt er ja. Und scheinbar ist er nicht das einzige heiße Teil hier. Dreh dich doch mal um." Mit einem Kopfnicken wies ich zu einem Tisch in der Ecke. Skylar drehte sich um und ihr Mund klappte auf. An dem Tisch saßen mehrere gutaussehende Leute. Einer davon war der Typ von heute morgen. „Sag bloß es ist der mit den schwarzen Haaren!", sagte Skylar neben mir und ich fragte verwirrt: „Wie kommst du denn da drauf?" Sie kicherte. „Weil er dich ebenfalls anguckt." Mein Kopf fuhr sofort herum und ich sah ihm direkt in die Augen. Grün.

Evans Sicht:
Gemeinsam mit ein paar Rudelmitgliedern hatte ich mich in die Cafeteria gesetzt und beobachtete die Leute, in der Hoffnung sie zwischen ihnen zu sehen. Da war sie ja. Zusammen mit einem anderen Mädchen saß sie an einem Tisch. Plötzlich kreischte ihre Freundin: „Oh mein Gott, Feya. Bist du etwa verliebt?" Sofort hatten die beiden meine gesamte Aufmerksamkeit. Feya hieß sie also. Ein schöner Name. Errötend brachte Feya ihre aufgedrehte Freundin zum Schweigen. Dann sah sie sich um und entdeckte uns. Sie deutete mit dem Kopf zu uns und ihre Freundin beäugte uns kurz kritisch. Dann beugte diese sich wieder zu Feya und fragte sie etwas. Feya riss ihren Kopf hoch und sah mich an. Unsere Augen trafen sich. Sie hatte hellblaue strahlende Augen. Einfach nur wunderschön. Lass mich zu ihr! Ich will sie! Jetzt! Das geht nicht. Sie gehört mir, also darf ich auch zu ihr! Man dieser Wolf war vielleicht nervig! Hey. Denk dran, dass ich alles mitkriege was du denkst. Das solltest du auch mitbekommen. Einige Mitglieder meines Rudels beäugten mich misstrauisch, wie ich weiterhin Feyas Augen fixierte. Ich nahm sie nicht wahr, bis Adrian mir auf die Schulter tippte und ich meinen Blick von Feya abwandte. „Hübsch die Kleine. Trifft meinen Geschmack.", sagte er und meine Sicherungen brannten durch. Ein lautes Knurren ertönte in meiner Brust. Mach ihn fertig! So hat er nicht von unserer Mate zu reden! Lass mich das erledigen! Nein! Lilian, meine Schwester, legte mir die Hand auf den Rücken und bedachte mich mit einem mahnenden Blick. Sie wollte verständlicherweise nicht, dass ich unsere Tarnung zerstörte. „Rede noch einmal so über meine Mate und ich schwöre dir, dass selbst Lilian es nicht schaffen wird, mich zurückzuhalten!", knurrte ich mit dem letzten Rest Selbstbeherrschung. Noch einmal würde ich meinen inneren Wolf nicht zurückhalten können.

Feyas Sicht:
Erschrocken musterte ich die Gruppe Leute, die um ihn herumstanden. Ein Mädchen hatte ihm die Hand auf den Rücken gelegt und er knurrte einen Jungen ihm gegenüber an. Das war eigentlich das Beunruhigendste an dem Ganzen. Ich wusste, dass wütende Jungs manchmal knurrten, doch dieses Knurren wirkte animalisch und wirklich gefährlich. So, als würde er sich jeden Moment in eine Bestie verwandeln und den Jungen in der Luft zerreißen. Ebenso erschrocken wie ich starrte Skylar hinüber. Doch sie nahm das Ganze etwas lockerer. Nachdem er sich wieder gesetzt hatte flüsterte sie mir zu: „Der scheint gefährlich zu sein. Wenn du ihn nicht mehr haben willst sag mir Bescheid." Das letzte hatte sie mit einem durchtriebenen Grinsen im Gesicht gesagt. Doch ich wollte ihn, auch wenn ich bei ihm meine leicht vorlaute Klappe vielleicht etwas einschränken musste.

Des Rudels Luna Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt