47. Kapitel

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Feyas Sicht:
Nach etwa einer Woche, in welcher die Wölfe fast pausenlos gelaufen sind, verkündet Evan dann endlich, dass wir in dem Ort sind, wo sich auch das Haus seiner Eltern befindet. Er erklärte, dass er einige Zimmer in einem Hotel gemietet hatte, damit die Gruppe die uns umgab wieder zu Kräften kommen konnte, um nicht geschwächt dem anderen Rudel gegenüber treten zu müssen. Nachdem alle auf die verschiedenen Zimmer verteilt waren, zog auch Evan sich in sein Zimmer zurück, welches er mit mir teilte.
„Wie schlimm wird das morgen wirklich? Du sagst immer wieder, dass niemand sich Sorgen machen muss und alles gut ausgehen wird, aber du lügst. Das merke ich dir an. Denn wüsstest du, dass du locker alles hier regeln könntest, dann hättest du nicht so viele Kämpfer mitgenommen.“, fragte ich besorgt, während ich seinen Kopf kraulte, der auf meinem Schoß lag. Er seufzte schwer und seine Hand schloss sich um mein Knie. „Du hast recht. Mein Problem ist, ich kann meinen Vater sehr schlecht bis gar nicht einschätzen. Ich weiß nicht, ob er meinen Bruder einfach rausrücken wird, da er froh ist ihn loszuwerden, oder ob er ihn behalten wird um ihn oder mich zu quälen. Ich glaube kaum, dass er das Ausmaß der Schmerzen bei der ersten Verwandlung kennt. Das sind Schmerzen die ich nicht mal meinem schlimmsten Feind wünschen würde. Hätte er davon gewusst, hätte er mich und Lilian nicht damit allein gelassen. Zumindest Rede ich mir das ein, aber ich zweifle daran. Manchmal glaube ich, er wollte mich loswerden.“ Erschrocken schnappte ich nach Luft. „Evan, denk sowas nicht. Wenn es so wäre, würde er dich nicht mehr besuchen kommen um den Kontakt zu halten. Zwar scheint sein Besuch euch nicht so wirklich erfreut zu haben, aber dennoch hält er den Kontakt zu euch. Er ist immer noch dein Vater. Denk nicht so schlecht von ihm. Ich bin mir sicher er liebt dich. Du bist sein Sohn.“, redete ich auf ihn ein, fügte dann aber noch bitter hinzu: „Aber ich kann davon sowieso nichts wissen, denn so etwas wie elterliche Liebe habe ich nie erfahren.“ Und schon hatte Evan sich aufgesetzt und seine Arme um mich geschlungen. „Ein Punkt in dem wir zusammenpassen: Elterliche Liebe kennen wir nicht.“, versuchte er zu scherzen, doch ich fand das alles andere als witzig. „Luke und Valerie werden mit Sicherheit gute Eltern. Sie lieben sich so abgöttisch und freuen sich so sehr auf ihr Baby.“, stellte ich gedankenverloren fest und Evan runzelte die Stirn. „Ich muss ja ganz ehrlich sagen: Hoffentlich wird Hope niemals schwanger. Nicht weil ich ihr kein Kind gönne, sondern einfach, weil ich dem Kind nicht zumuten will zuzusehen wie Nathan Hope auf sanfte Art und Weise seinen Willen aufzwingt. Das ist ja für mich schon verstörend.“, platzte es plötzlich aus mir heraus und Evan begann zu lachen. Eine Weile lachten wir einfach nur, bis Evan plötzlich wieder ernst wurde und mich eingehend musterte. Dann zog er mich auf seinen Schoß. Seine Hände ruhten oberhalb meines Hinterns, sanken jedoch langsam hinab. „Natürlich wirst du verstört, Baby, du bist einfach viel zu unschuldig.“ Mit diesen Worten zwickte er mir fest in den Hintern. Ich quiekte auf und versuchte von seinen Fingern wegzukommen, was aber nur dazu führte, dass ich mich enger an ihn presste. Allerdings merkte ich das erst so wirklich, als Evan mir neckisch in die Augen sah und mit den Augenbrauen wackelte. Hastig zog ich mich ein wenig zurück, wurde aber von seinen Händen aufgehalten. „Du kannst da ruhig sitzen bleiben. Mir gefällt es, wenn du nicht so scheu bist.“, zwinkerte er und mir schoss die Röte ins Gesicht. Daraufhin lachte Evan wieder los und ich versteckte mein Gesicht in seiner Halskuhle. Um ihn ein wenig zu ärgern, hinterließ ich einige kleine Küsse auf seinem Hals und hörte wie er zischend einatmete. Trotzdem verlor er nicht seine neckische Art. „Ach. Jetzt auf einmal wirst du mutig. Tja, Süße. Ich muss dich, und irgendwie auch mich, wohl enttäuschen. Heute passt mir das gar nicht. Immerhin müssen wir morgen doch gut ausgeruht sein. Am besten wir gehen jetzt auch direkt schlafen, damit ich es mir nicht doch noch anders überlege.“ Er grinste mich provokant an und ich hüpfte schnell von ihm weg um mich hinzulegen. Doch daraus wurde nichts, da ein schmerzerfülltes Geräusch, ein Mix aus dem Heulen eines Wolfes und einem menschlichen Schrei, mich vom Bett springen ließ. Auch Evan war aufgesprungen und stürmte zur Tür. Mit Schwung riss er sie auf und rannte auf den Flur. Ich folgte ihm.
Mit einem relativ leisen Klicken sprang die Tür eines benachbarten Zimmers auf, nachdem Evan dagegen getreten hatte. Er stürmte in das Zimmer, ich wie ein Schatten hinter ihm, und half Emilio, der auf dem Boden zusammengesackt war, auf die Füße. „Was ist passiert? Rede mit mir!“, stieß Evan aus und Emilio sah aus vor Schmerz und Trauer zusammengekniffenen Augen zu uns auf. „Sie ist weg. Sie haben mein Mädchen getötet.“, bracht der Latino kraftlos hervor und sackte dann wieder zusammen. „Warum mein Mädchen? Ich durfte sie nicht einmal im Arm halten! Warum musste sie mir weggenommen werden?“, klagte er und presste sich die Hand auf die linke Brustseite.

So, bald ist diese Geschichte zu Ende. Die letzten Kapitel sind fertig geschrieben und werden am Samstagabend als kleine Abschlusslesenacht hochgeladen. Das werden dann noch die letzten zwei und der Epilog. Bis dann.

Des Rudels Luna Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt