Feyas Sicht:
Langsam schob ich mich vor Skylar um sie zu schützen. Nathan knurrte sie nun offen an. Würde er sie wirklich umbringen wollen, würde ich kein großes Hindernis darstellen. Plötzlich tauchte neben mir ein großer junger Mann auf und schloss Skylar in die Arme. Etwas verdattert blieb sie kurz stehen. Doch dann schmiegte sie sich an ihn und schlang ebenfalls ihre Arme um ihn. Verdattert stand ich daneben und beobachtete fassungslos wie ich, diejenige die gerade ihr Leben für ihre Freundin gegeben hätte, in den Hintergrund rückte. Ich wurde einfach nicht mehr beachtet. Empörung machte sich in mir breit und ich verschränkte beleidigt die Arme vor der Brust. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie Evan missmutig knurrte und unwillig mit dem Kopf schlug. Dann drehte er sich um und ging einfach aus dem Raum. Ich warf Skylar und dem komischen Typen noch einen tödlichen Blick zu und ging dann Evan hinterher. Er stand auf einer kleinen Veranda und hatte den Blick starr auf den Wald gerichtet, der sich am Rande der Lichtung erstreckte. Als ich neben ihn trat wandte er mir den Kopf zu. „Kannst du mir vielleicht erklären was hier los ist? Ich verstehe das alles nicht mehr! Was ist da zwischen den jeweiligen Wölfen? Ich meine, Skylar kennt diesen Typen nicht, noch dazu ist er aus einem anderen Rudel und sie umarmt ihn als hätte sie nie etwas anderes gemacht! Genauso bei Annie und diesem Monster, das immer noch im Krankenzimmer ist. Sie kannte ihn nicht, er hat ihren Bruder verletzt und trotzdem kuschelt sie mit ihm! Erklärs mir, denn ich blicke offensichtlich nicht mehr durch!“ Diese Worte sprudelten in meinem Frust einfach aus mir heraus. Evans Mundwinkel zuckten leicht nach oben. Dann antwortete er zögernd: „Einen wesentlichen Part, was das Werwolfsdasein angeht, haben wir dir absichtlich verschwiegen. Ich wollte es dir erst später erzählen, aber wenn man die jüngsten Vorkommnisse mit einrechnet, dann ist es wohl an der Zeit dir von dem Punkt zu erzählen, der das Leben als Werwolf ausmacht. Das Finden seiner Mate, seiner Seelenverwandten.“ Er holte noch einmal tief Luft, bevor er fort fuhr: „Jeder Werwolf findet seine Mate. Dies ist möglich sobald man sich das erste Mal verwandelt hat. Egal in welchem Alter. Wenn man sie oder, im Falle eines weiblichen Werwolfs, ihn sieht, ändert sich einiges in der Sicht des Wolfes. Sie stellt ein Licht dar, etwas Tröstendes, sie ist die einzige die er sieht. Hat ein Werwolf seine Mate einmal gefunden, ist es für ihn unmöglich ohne sie zu leben. Sollte sie sterben oder ihn nicht akzeptieren, wird der Wolf daran kaputt gehen und letztendlich sterben. Sind sie zu lange getrennt leiden beide darunter und es besteht die Gefahr, dass sie beide daran kaputt gehen und sterben. Deshalb konnte ich Cole den Eintritt in mein Rudel nicht verweigern, denn ich hätte zusehen müssen, wie meine kleine Schwester, die ihr ganzes Leben noch vor sich hat daran kaputt geht und nach langem Leiden stirbt. Oder sie wäre mit ihm gegangen, aber für mich gibt es kaum etwas schlimmeres, als zu wissen, dass ich meiner eigenen Schwester womöglich einmal im Kampf gegenüber stehen muss. Genauso kann ich Skylar nicht wieder wegschicken, denn sie hat Connor akzeptiert, was man ja mehr als deutlich gesehen hat. Schicke ich sie weg folgt Connor ihr und ich will meinen Cousin nicht verlieren.“ Jetzt verstand ich auch was da bei Skylar passiert war. Dieser Typ, Connor hieß er also, war ihr Seelenverwandter. Sie konnte ohne ihn nicht mehr. Nachdenklich fragte ich: „Das alles klingt so als hättest du Erfahrung. Hast du deine Mate schon gefunden?“ Bitte sag Nein, bitte... „Ja.“ Nein. Warum? „Wer ist sie?“, hakte ich mit zitternder Stimme nach. Er sah mir direkt in die Augen und erwiderte dann: „Die beste Freundin meiner Schwester, ein Mensch, du.“ Ich? Er machte doch Witze! Das konnte doch nicht sein! Hatte ich mich verhört? Hatte er gerade wirklich gesagt, dass ich seine Mate bin? Das hast du aber früh bemerkt. „Jetzt müsstest du mir nur vielleicht noch sagen, ob du mich akzeptierst.“, merkte Evan leise an. Ich atmete tief durch. „Ich akzeptiere dich, aber nur weil ich nicht will, dass du stirbst. Lilian wäre sehr traurig.“, antwortete ich. Lüg dich doch nicht selbst an. Du hättest ihn auch akzeptiert, wäre er nicht der Bruder von Lilian! Du magst ihn! Sehr... Plötzlich wurde ich hochgehoben und durch die Luft gewirbelt. Dann zog Evan mich dicht an sich und umklammerte mich regelrecht mit seinen Armen. Dann fiel mir wieder etwas ein und ich machte mich von Evan los: „Bin ich es die dein Vater als Abschaum sieht? Die mit der du dich nicht abgeben sollst?“, fragte ich ernst. „Ja. Mein Vater hasst alle Menschen. Warum weiß ich nicht.“, gab er zu und meine Augen weiteten sich vor Schock. Hastig fügte Evan hinzu: „Aber das hat nichts mit dir zu tun! Du kannst nichts dafür, dass mein Vater so ein Arsch ist! Ich bin ehrlich gesagt sogar froh, dass ich nicht mehr so tun muss als würde ich mich über seine Besuche freuen.“ Langsam nickte ich. Irgendwie konnte ich ihm das nicht wirklich glauben. Aber darum würde ich mich wann anders kümmern, denn in dem Moment rief Lilian aus dem Wohnzimmer nach uns. Und ihre Stimme klang alles andere als entspannt und ruhig.
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Des Rudels Luna
WerewolfFeya. Nichts Besonderes, würden Menschen sagen, die dem 17-jährigen Mädchen auf der Straße begegnen. Doch er ist da anderer Meinung. Evan, zwanzig Jahre alt ist nicht nur extrem heiß sondern auch noch ein Werwolf. Und nicht irgendeiner. Nein. Er is...