Es regnete.
Mal wieder.
Schon wieder.
Doch es störte ihn nicht.
Es störte seine Routine nicht.
Nicht so, wie gestern. Am Tag zuvor hatte er einen Fehler begangen, er war nicht an dem Geschäft vorbeigegangen, wie er es sonst immer tat, er war nicht wie sonst immer am Donnerstag zum Bäcker gegangen, nein, er hatte es betreten. Hatte die Stifte gesehen. Die Farben. Und er war sehnsüchtig geworden. Sehnsüchtig nach dem Gefühl des Bleistiftes in seiner Hand, das Gefühl, wenn er mit der Kohle über das Papier fuhr und das Gefühl des Triumphs wenn die Zeichnung vervollständigt vor ihm lag.
Doch es gehörte nicht zu seiner Routine.
Nicht an Freitagen, nicht an Samstagen – an gar keinem Tag. Denn zum Zeichnen musste man nachdenken, musste man seine Gedanken schweifen lassen und das wollte er nicht. Das durfte er nicht. Konnte er nicht.
Seine Finger wanderten über den Tisch, fassten nach der Speisekarte und umklammerten sie, als wäre sie das Einzige, das ihm noch blieb, das Einzige, an dem er sich noch festhalten konnte. Sein Hoffnungsstrang.
Doch er wusste, dass sein Hoffnungsstrang schon weg war. Verschwunden. Gerissen. Genau wie sie. Sie war auch verschwunden. Hatte ihn allein gelassen und er wollte sie dafür hassen. Wollte sie für die Leere hassen, die sie zurückgelassen hatte.Für das, was sie ihm genommen hatte.
Er wollte sie verabscheuen, wollte ihr die Schuld geben, doch er konnte nicht. So sehr er es auch versuchte.Leere erfüllte ihn und sein Blick driftete ab, er starrte nur vor sich hin, die Karte umklammert und das Gesicht verzogen. Verzogen vor Schmerz. Es ließ ihn sogar vergessen, dass er bestellen musste, dass er zu lange brauchte, doch es war ihm egal. In diesem Moment, war ihm das alles egal – er konnte nur die Leere und den Schmerz in seiner Brust spüren.
Und er hasste es. Er wollte nicht so fühlen, doch er konnte es nicht verhindern. Niemand konnte es verhindern. Niemand.
Sein Kopf schoss in die Höhe als er eine Bewegung vernahm. Seine Augen fielen auf die Kellnerin, die so viel Energie in sich trug, auf die junge Frau, die immer lächelte.
Er wusste noch nicht einmal ihren Namen.
Ein leuchtendes Grinsen lag auf ihren Lippen und sie sah ihn erwartungsvoll an als sie ihm seinen Kaffee zuschob. Es verwirrte ihn, ließ ihn kurz vergessen, an wen er gedacht hatte, den Schmerz, der ihn erfüllt hatte. Sie wollte, dass er den Kaffee nahm. Das wusste er.
Und er tat es.
Langsam zog er die Tasse zu sich und dann sah er es. Oben, dort wo der cremige Schaum war, dort war eine Zeichnung. Eine kleine, nicht besonders genaue Zeichnung, doch es war sichtbar, was darauf war. Was darauf stand.
Zayn.
Sein Name. Er stand dort oben und sie hatte es für ihn gemacht. Es war ein Geschenk. War es das? Er wusste es nicht, doch es machte ihn fassungslos. Nachdenklich.
„Gefällt es dir?"
Ihre Stimme war voll Stolz, Freude und Vergnügen und Hoffnung. Hoffnung auf eine Antwort. Eine Reaktion.
Und er wollte ihr Antworten, wollte ihr erklären, wie sehr ihn das an seine Zeit in den Ferien erinnerte, wie seine Mutter das immer für seinen Vater gemacht hatte und wie sehr er sich immer gewünscht hatte, dass das jemand für ihn machen würde.
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Routines ➳ z.m #Wattys2016
FanfictionEs gibt einen Grund, warum er nicht lächelt. Nicht redet. Immer schweigt. Es gibt einen Grund, warum er keine Gedanken zulässt. Nichts als Leere in ihm spürt. Es gibt für alles einen Grund. Amber ist entschlossen, ihn herauszufinden. ~"In...