Der Test

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Hallo, mein Name ist Rosalind Matthews. Jeanine Matthews, die Anführerin der Ken ist meine Tante. Ich lebe seit meinem 12. Lebensjahr bei ihr, denn zu dieser Zeit starb mein Vater,  nein, das ist nicht ganz richtig, er wurde ermordet. Es war nachts und er war gerade auf dem Weg zurück nach Hause von einem Treffen der Anführer der Ken, als er erschossen wurde. Man hatte den Verantwortlichen nie gefunden. Ich vermisse ihn jeden Tag, denn er war der Einzige, den ich gehabt hatte. Meine Mutter habe ich nie kennengelernt, sie starb bei meiner Geburt. Mein Vater und ich haben früher viel miteinander gelacht, er sagte immer, ich würde eines Tages eine gute Amite abgeben, doch so ist es schon lange nicht mehr. Alleine wenn ich die Amite sehe, bekomme ich Kopfschmerzen. Und ich bin nicht die Einzige, der es so geht, die Amite, singend und tanzend, ständig fröhlich und bunt, sind weltfremde Träumer und würden alles tun, um des zu bewahren. Das ich keine Altruan werde, war mir schon immer klar. Dafür war ich viel zu egoistisch und selbstverliebt. Ich dachte am Tag vielleicht ein bis zwei Mal an andere. Wenn ich aufstand, dachte ich, wie müde ich war. Wenn ich mich im Bad fertig machte, dachte ich, wie und womit ich am Besten aussah. Wenn ich an einem Spiegel vorbei kam, dachte ich, wie schön ich war. Wenn ich an Fraktionslosen vorbeiging, lachte ich. Nein, ich würde nie eine Stiff sein. Auch die Candor kamen für mich nicht in Frage. Ich redete zwar oft, wie mir der Mund gewachsen war, doch ich log auch viel zu gut und gerne. Viele fanden, dass ich die geborene Ken war. Ich war schlau, natürlich. Ich liebte mein Zuhause, ja. Aber ich wusste nicht, ob ich hier den Rest meines Lebens verbringen konnte. Zwischen Büchern und Computern, immer streng und eintönig. Nein, eigentlich wusste ich, dass ich es nicht konnte. Blieben noch die Ferox. Die Mutigen. Die Beschützer der Fraktionen, die auf Hochhäuser kletterten und von Zügen sprangen. Abenteuer - das war es schon immer, was ich wollte. Aber ich war nicht sicher. Deshalb war der heutige Tag auch so wichtig für mich. Es war der Tag des Eignungstests. Viele hatten Angst davor, doch ich wusste, das ich keinen Grund dazu hatte. Ich hatte die Auswahl bereits auf zwei Fraktionen eingegrenzt, der Test würde mir nun Klarheit verschaffen.
Ich trat aus der Dusche heraus und begann, mich zu schminken, um ganz besonders meine grünen Katzenaugen hervorzuheben. Danach zog ich mir eine dunkelblaue Jean und eine hellblaue Bluse an und flocht mir schließlich noch meine hüftlangen, blonden Haare zu einem lockeren Zopf und verließ schließlich das Penthouse mit einer blauen Handtasche und, natürlich, blauen High Heels.
"Hey, na!" begrüßte mich meine beste Freundin Leonie am Tor des Schulkomplexes und gemeinsam gingen wir hinein. Auch sie wusste schon ohne den Test, dass sie die Fraktion wechseln würde, schon lange. Sie würde zu den Amite gehen und dort ein glückliches Leben führen. Auch Andrew, einer unserer engsten Freunde, wollte die Ken verlassen, er war ein Candor. Zum Glück kannte ich niemanden aus unserer Fraktion, der zu den Stiff wollte, natürlich, wer würde dort auch freiwillig hin? Wir saßen in der Cafeteria und unterhielten uns über Belangloses, als sie begannen, die Schüler aufzurufen. Ich war in der dritten Runde dran. Gemeinsam mit den anderen 9 ging ich den Gang entlang und betrat den Testraum. "Hallo. Bitte setz dich." wies mich der Altruan an, wobei er vermied, von seinen Geräten aufzusehen, um auch ja nicht in einen der Wandspiegel zu sehen. Ich schüttelte nur spöttisch den Kopf, setzte mich und trank die Flüssigleit, die er mir gab.
*Simulation*
Ich stand in der leeren Cafeteria, umgeben von mehreren Spiegeln. Neben mir befanden sich zwei Schalen. In der Einen lag ein Messer, in der Anderen ein Stück Fleisch. "Wähle" sagte jemand. Ich sah mich kurz um, obwohl ich genau wusste, dass niemand zu sehen war. "Wähle" sagte die Stimme erneut. Ich überlegte noch kurz, griff dann aber bestimmt nach dem Messer. Logisch gesehen konnte man damit einfach mehr anfangen, außerdem fühlte ich mich damit gleich stärker und sicherer. Plötzlich stand vor mir ein großer Hund. Er knurrte und bellte, fletschte die Zähne und sabberte. Er wollte mich töten. Ich wusste, dass ich ihm nicht in die Augen sehen sollte, denn das war eine Kampfaufforderung, ich wusste auch, dass er mich in Ruhe lassen würde, wenn ich auf die Knie ging und Unterwürfigkeit zeigte, doch in diesem Momemt wollte ich nicht unterwürfig sein. Ich wollte stark sein und ich wollte dieses Vieh töten. Bellend sprang er auf mich zu, doch ich wusste genau, wo ich ihn treffen musste. Im richtigen Moment ließ ich die Klinge nach vorne schnellen und schnitt ihm gekonnt die Kehle durch. Das Blut spritzte über mein Gewand und das tote Tier stürzte mit einem lauten Heulen zu Boden.
*Simulation Ende*
Entsetzt riss ich die Augen auf und starrte an mir hinab. Kein Blut, natürlich nicht, es war nur eine Simulation. "Ferox" sagte der Altruan. Ich nickte ihm zu und verließ den Raum.

die bestimmung - rose (eric ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt