Kapitel 20

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Liebe Monica,             15.08.15

Weißt du, ich mache mir echt sorgen. Diese Stille frisst mich auf. Ich habe nun seit 12 Tagen nichts mehr von dir gehört und es zerstört mich. Es ist, als hätte die Welt die Luft angehalten und nur du könntest sie wiederbeatmen. Bitte Monica, ich brauche dich! Ohne dich scheint das Leben nicht mehr als eine aufgesetzte Fassade zu sein, die einem die Wahrheit vorweg hält. Ich blicke nicht mehr durch, komme nicht mehr klar. Nichts ergibt mehr einen Sinn. Ohne dich.

Es regnet. Welch eine Ironie. Dieser Wasservorhang erscheint mir genauso trübsinnig wie mein Gemütszustand. Ich schlafe nicht mehr, esse nicht mehr, lebe nicht mehr. Wieso sollte ich auch? Gott, du weißt garnicht, was du mir mit diesem Schweigen antust! Ich habe gleichzeitig Angst um dich, mache mir Sorgen, doch auch empfinde ich Enttäuschung. Ich bin ehrlich gesagt wütend. Auf dich, auf mich. Und ich kann diesen Egoismus einfach nicht ignorieren. Natürlich ist es deine Entscheidung, ob du mit mir schreibst oder nicht, aber ich würde dich gerne dazu zwingen, mir zu antworten. Wenigstens einen letzten Brief, eine Antwort. Ein Anzeichen, die deine Lebendigkeit bestätigt.

Ich hätte erwartet, dass mit einer Funkstille deinerseits mein Herz brechen würde, doch es ist einfach nur verschwunden, genau wie du. Gefühlskalt gegenüber allem außer dir. Ich habe mich vollkommen abgeschottet. Sag mir doch bitte was los ist! Ist es wegen Christian? Hat er dir wehgetan? Sag mir, wo du bist und ich erledige das! Du weißt, ich bin für dich da und werde es auch immer sein. Alles was ich brauche, ist ein Lebenszeichen. Du treibst mich in die Verzweiflung!

Es ist genau genommen sogar eine eigensinnige Aktion von dir. Als du entschieden hast, mir nicht mehr zu antworten, hast du da eine Sekunde an mich gedacht? Überlegt, was du mir damit abtust? Ich glaube nämlich nicht! Also, wie konntest du nur? Ich hatte auch Gefühle. Und zwar enorme. Du weißt, ich hatte auch welche für dich. Für dieses mysteriöse Mädchen, dass anscheinend nur in diesen Briefen existiert. Das perfekte Mädchen, welches zu schön für die grausame Wirklichkeit ist. Aber jetzt? Wo bist du jetzt? Wo ist dein Mitgefühl geblieben? Denn es schmerzt. Deine Stille, sie tut weh. Ich habe schmerzen wie noch nie. Monica, ich bin ein Frack. Eine leere Hülle, die durch das Leben wankt. Wie lange soll das noch weiter gehen? Wie lange willst du mir das noch antuen?

Bitte.

Bitte komm zurück.

Für mich.

Mike.

The pain wears white #Wattys2017Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt