Fire and Quicksilver

Training

Ich dachte nicht, dass der Tower noch höher sein konnte, als ich von meinem Zimmer aus gesehen hatte. Doch wir mussten 6 Stockwerke hoch, um zu den Gästezimmern zu kommen. Bruce ging voran, durch den dunkelblau gestrichenen Flur. An der Decke hingen nun nicht mehr schlichte, quadratische Lampen, wie im Krankenflügel, sondern Kunstwerke aus buntem Glas und dunklem Metall, die den Flur in ein gemütliches Licht tauchten. Der Gang war wesentlich größer und es gab Fenster auf der linken Seite, zu denen das Licht des anbrechenden Tages hineinfiel.

Bruce blieb vor einer ebenfalls blauen Tür ungefähr in der Mitte des Flures stehen. "Das hier ist dein Zimmer." Mit einer dramatischen Bewegung öffnete er die Tür und bedeutete mir hineinzugehen. Ich trat in einen rot gestrichenen Flur, der sich zu einem großen Schlafzimmer öffnete. Auf beiden Seiten des Ganges gab es eine Tür. Hinter der linken befand sich ein schönes Bad, hinter der rechten eine kleine, gemütliche Küche.

Als ich ins Schlafzimmer trat hätte ich mich am liebsten auf das wunderbar große und von unzähligen Kissen bedecktem Bett geworfen, doch mein Blick wurde von etwas anderem angezogen. Auf der gegenüberliegenden Seite standen ein kleines Sofa und ein großer, weiß gerahmter Spiegel. Aus diesem starrte mich eine rot geschuppte Ruby an, die schon fast verstört wirkte. Einige Minuten betrachtete ich mich, bevor ich meinen Blick losreißen konnte.

Bruce wartete immer noch am Eingang und als ich mit meiner Besichtigung fertig war,  fragte er: "Und? Gefällt es dir?" Ich strahlte ihn an. " Es ist wundervoll! Sind alle Gästezimmer so groß?" Er nickte. "Ich werde dich dann mal mit deiner Trainerin bekannt machen." Er ging mit großen Schritten in Richtung Ende des Flures und ich musste fast laufen, um mit ihm Schritt zu halten. Am Ende des Ganges gab es eine gläserne Wendeltreppe, die ein weiteres Stockwerk nach oben führte.

Oben angekommen stockte mir der Atem. Wir standen vor einer gewaltigen Fensterfront. Man konnte beinahe die halbe Stadt überblicken. Das Glas war gewölbt und berührte den Fußboden nicht, sondern ging darunter weiter. Aber auch die Größe des Raumes war atemberaubend. Es gab mehrere Ebenen und eine Bar, außerdem standen überall Sessel und Tische herum. Die Wände waren in einem hellen Grauton gestrichen und der Fußboden war mit blauem Teppich bezogen.

Doch viel Zeit zum Staunen gab Bruce mir nicht, denn er ging schon zu einem großen Durchgang, der in einen großen Raum führte, in dem allerlei Trainingsgeräte herumstanden. Ich folgte ihm an ein paar Laufbändern und einigen Boxsäcken vorbei bis hin zu einigen Sesseln im hinteren Teil des Raumes. Der Raum ist erstaunlich leer, dafür, dass er ein Trainingsraum sein soll, dachte ich. Doch dann warf ich einen Blick auf die Uhr: kurz vor 7. Viel zu früh für meinen Geschmack.

Jetzt erst fiel mir die dunkelhaarige Frau auf, die auf einem der Sessel saß. Sie ließ mehrere Würfel über ihren Händen schweben. Telekinese, interessant. "Guten morgen, Bruce", sagte sie, ohne von den Würfeln aufzusehen. "Hallo Wanda. Ich möchte dir Ruby vorstellen." Er deutete auf mich. Wanda ließ die Würfel höher steigen, stand dann auf und hielt mir ihre Hand hin. "Wanda Maximoff, schön dich kennenzulernen", sagte sie mit dem gleichen russischen Akzent, wie der Idiot. Ich zwang mich, nicht die Würfel anzustarren, die immer noch kurz vor der Decke schwebten und schüttelte Wandas Hand. "Ruby Martins."

"Ich hab noch viel zu erledigen. Wenn du irgendetwas brauchst, kannst du dich an Wanda wenden. Auf Wiedersehen." Mit diesen Worten ging Bruce und ließ mich mit Wanda alleine. Sie setzte sich wieder auf den Sessel und bedeutete mir mich ihr gegenüber zu setzen. Die Würfel schwebten langsam wieder tiefer und landeten auf dem Glastisch zwischen uns. "Bruce hat mir die Untersuchungsergebnisse mitgeteilt. Um zu erfahren, wie du dich weiterendwickeln wirst,   würde ich ein bisschen in deinem Kopf rumspuken." Grinsend wackelte sie mit den Fingern und so etwas wie roter Rauch tauchte vor ihnen auf.