Wir saßen noch eine ganze Weile in Wandas Küche, tranken Kakao und redeten. Meinen Magen, der immer stärker protestierte, ignorierte ich währenddessen. Doch irgendwann gab ich nach und fragte Wanda, wo man hier etwas zu essen bekommen konnte. Sie sah auf die Armbanduhr an ihrem Handgelenk, die ich erst jetzt bemerkte. "Du hast Glück. Die Cafeteria öffnet in ein paar Minuten. Ich bekomme langsam auch Hunger und kochen dauert zu lange." Sie griff nach meiner Tasse, stellte sie auf der Spüle ab und ging in Richtung Fahrstuhl. Ich folgte ihr und wunderte mich nicht, als ein rotes Portemonnaie durch den Raum flog. Wanda fing es auf und lächelte mir zu. "Ich nehme mal an, dass du kein Geld dabei hast." Ich schüttelte den Kopf.
Ich wollte nicht, dass Wanda für mich Geld ausgab, aber als wir in der Cafeteria ankamen und mir der Duft nach leckerem Essen in die Nase stieg, beschloss ich ihr das Geld irgendwann zurückzuzahlen. Der Raum war riesig, aber das war keine allzu große Überraschung. Unzählige Tische reihten sich auf der einen Seite auf, wovon die meisten aber noch unbesetzt waren. Auf der anderen Seite stand eine lange Theke, hinter der an mehreren Kassen Verkäufer stehen konnten. Mein Blick wanderte zu den vielen Leckereien, die hinter Glas zum Verkauf ausgestellt waren. Mir lief das Wasser im Mund zusammen.
Wanda riss mich aus meinen Träumereien: "Such du uns schon mal einen Tisch aus, ich kümmere mich ums Essen." Ich sah mich im Raum um. Einige Tische weiter hinten waren belegt und hier vorne saßen auch Leute. Also suchte ich den Platz, der am weitesten von den Leuten entfernt war, was ein Fensterplatz in der Mitte des Raumes war. Ich rutschte ungeduldig auf meinem Stuhl hin und her. Als Wanda mit zwei Tellern, auf denen sich süß duftende Pfannkuchen stapelten, zurückkam, schenkte ich ihr ein strahlendes Lächeln. "Du ahnst nicht, wie dankbar ich dir bin. Das sieht ja lecker aus." "Mach ich doch gerne. Es ist schön mal mit jemandem in meinem Alter zu reden."
Verwundert sah ich von meinen Pfannkuchen auf, den Mund zu voll um zu sprechen, weswegen ich sie einfach nur fragend ansah. Wanda rollte über die unausgesprochene Frage die Augen. "Mein Bruder zählt nicht. Und viel raus komm ich nicht. Ohne Freunde macht es nicht viel Spaß in der Stadt herumzuspazieren." "Dann müssen wir irgendwann zusammen in der Stadt herumspazieren. In welcher Stadt sind wir eigentlich?" Wanda blickte mich einen Moment verwirrt an, aber dann schien sie zu begreifen. "In New York."
Ich verschluckte mich beinahe an dem Pfannkuchen. "New York? Wir sind in Amerika?" Jetzt erst fiel mir der seltsame Akzent auf, mit dem die blonde Frau und auch Bruce gesprochen hatten. "Das ist mal wieder typisch." Auf meinen fragenden Blick hin erklärte Wanda: "Die meisten hier tun schrecklich geheimnisvoll. Sie trauen niemanden, den sie nicht wirklich kennen und Leuten wie dir wird nichts erzählt. Du wusstest ja noch nicht einmal, wo du bist."
"Was meinst du mit Leute wie ich?" Wanda zuckte mit den Achseln. "Leute, die wir aus irgendwelchen Laboren befreien. Meistens Mutanten, aber manchmal auch die Personen, die uns Informationen zugespielt haben. Nicht jeder der dort arbeitet will das auch." Das brachte mich zum nachdenken. "Ich dachte immer, dass es nur ein Labor gibt." Wanda schüttelte den Kopf. "Wenn man das Labor in Irland mitrechnet, sind es sieben. Aber ich habe das Gefühl, dass dieses nicht das letzte war."
Ich nickte. Es war dumm von mir anzunehmen es gäbe nur eine dieser Einrichtungen, vor allem da die Kittelträger immer von einer 'höheren Sache' redeten und dem 'Wohl der Loge' dienten. Einer plötzlichen Eingebung folgend fragte ich Wanda: "Wann habt ihr angefangen die Labore anzugreifen?" Sie sah mich verwundert an. "Vor ungefähr zwei Monaten. Warum?" Das erklärte einiges. "Vor zwei Monaten wurden plötzlich alle sehr angespannt. Die Wachen wurden verdoppelt und ich sah wie immer mehr der Kittelträger verschwanden. Auch viele Gerätschaften verschwanden aus den Räumen. Einige der älteren Mutanten verschwanden auch. Die verbliebenen Kittelträger versuchten meine Mutation zu beschleunigen." Bei dem Gedanken daran schauderte ich unwillkürlich.
DU LIEST GERADE
Fire and Quicksilver
FanfictionRuby führte ein ganz normales Leben. Zumindest so normal, wie ein Leben in einer Forschungseinrichtung für genetische Mutationen sein kann. Doch dieses Leben wurde auf einmal auf den Kopf gestellt, als das Labor bei einem Angriff in Flammen aufging...