Ein Besuch bei Großmutter

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Es ist lange her. Ich stehe vor der Einfahrt zum Haus meiner Grans. Mir steckt ein Klos im Hals als mein Blick weiter zu dem verwahrlosten Garten wandert. Meine Großmutter ist schwer krank, doch sie wollte nie dass ihr Irgendjemand im Haushalt oder Sonstigen beisteht. Aber nun geht es nicht mehr. Der Krebs lässt nicht zu das sie noch viel alleine macht. Deshalb kam ich her. Als ich das letzte mal hier war, hatte ich vielleicht ein alter von zehn Jahren. Ja, jetzt bin ich fast sechzehn. Es ist nicht so, dass ich nicht herkommen wollte. Nein. Meine Omi wollte nicht dass irgendjemand sie mit ihrer Krankheit sieht. Was ich nie verstand und auch nie verstehen werde ist, dass wir im 21. Jahrhundert leben und sie sich nicht von den Ärzten helfen lassen will. Sie ist der Meinung dass alles so kommt wie es kommen muss und ich werde diese Entscheidung akzeptieren. Ich weiß, dass der Krebs ihr zu schaffen macht. Deshalb bin ich hier. Als einzige von ihren Verwandten schenkt sie mir das Vertrauen sie so zu sehen. Ich schlucke nochmals. Könnte ich es wirklich verkraften, die Frau die als ich klein war immer für mich da war so zu sehen? Kann ich sie in ihren letzten Tagen begleiten? Ihr den Respekt entgegenbringen, den sie verdient hat?
Ja. Ich muss es zumindest versuchen! Sie hat es verdient. Lautet meine stille Antwort.
Ein letztes mal schnaufe ich durch und bereite mich darauf vor was mich im Haus erwarten könnte. Ich gebe es zu, ich habe Angst.
Nochmals spreche ich mir Mut zu und dann gehe ich langsam die Einfahrt hinauf bis hin zu dem alten Holzhaus, in dem ich so viele fröhliche Sommer verbracht habe. Mir ist mulmig zu mute. Doch jetzt bin ich schon da. Jetzt kann ich es nicht mehr ändern. Und jetzt werde ich es schaffen. Ich werde meine Oma nicht im Stich lassen, nicht jetzt.
Langsam stapfe ich die Mamorstufen zur Haustüre hinauf. Man merkt, dass es letzte Nacht geregnet hat, denn man braucht ziemlich viel Geschick um nicht auszurutschen und hin zu fallen. Meinen Koffer hinter mir stehe ich nun vor der Türe und drücke auf die alte Klingel. Ein seltsames Geräusch ertönt von drinnen im Haus, als würde man mit einem Löffel auf alte Kochtöpfe schlagen.
Die Haustüre geht langsam auf, und ich schaue in ihr altes, runzeliges Gesicht. Sie hat sich verändert. Man merkt nun, dass sie unter einer Krankheit leidet.
Großmutter lächelt mich an, es ist immer noch das selbe lächeln wie damals. Damals als ich sie das letzte mal gesehen habe.
Wir hielten noch wöchentlichen Telefonkontakt und auch Briefe wurden zwischen uns hin und her versandt. Aber gesehen hatten wir uns seit damals nicht mehr. Sie tritt vollends hinter der Tür hervor, und ich bemerke dass sie abgemagerter aussieht. Ich schenke ihr so gut es geht ein lächeln und hoffe dass ich nicht zu geschockt aussehe. Ob sie es bemerkt hat oder nicht, weiß ich nicht denn sie schaut mir nur weiter in die Augen. Nun bittet sie mich mit einem Wink in das Haus. Mir ist schon aufgefallen, dass sie nicht mit mir redet. "Es ist schon lange her, dass ich hier war. Nicht?", versuche ich eine Unterhaltung zu beginnen. Sie entgegnet mir mit einer heiseren Stimme, der man ihr alter ankennt: "Ja das stimmt. Ich werde dir nun erst einmal dein Zimmer zeigen Kate, dann kannst du dich von deiner Reise erholen!" Mit diesen Worten schaut sie mir wieder direkt in die Augen und ich nicke nur stumm. Ich begutachte das Haus weiter mit großen Augen während ich ihr auf mein zukünftiges Zimmer folge. Die Inneneinrichtung ist altmodisch. Mit viel dunklen Holz und Kilometerlangen Teppichen, aber dennoch finde ich es schön. Mir fällt auch auf dass hier alles sehr sauber gehalten wird. Aber meine Omi kann doch nicht mehr putzen?! Deswegen bin ich doch hier.
Ich höre auf darüber nachzudenken, als ich beinahe in meine Grans krache. Denn sie bleibt schlagartig vor einer Zimmertüre stehen.
Mit den Worten: " Das ist dein Zimmer Kate. Ich hoffe dass es dir gefällt!" stößt sie die Tür mit Schwung auf. Das erste was ich mache ist aus dem Staunen nicht mehr heraus zu kommen, den das was ich da sehe ist vergleichbar mit einem Luxushotel. Ein riesiges Himmelbett mit unzähligen großen und kleinen Kaschmirkissen, die in den Farben blau und violett gehalten werden liegen darauf. Dann ein Panoramafenster mit Blick auf den nahegelegenen Wald und die Berge dahinter, die sich weit in den wolkenlosen Himmel strecken. Ein monströser Schrank in dem ich, als ich ihn öffne, haufenweise Markenklamotten in meiner Größe finde. Und noch sehr viel mehr. Wie gesagt, mir bleibt der Mund offen stehen. Meine Oma, die diese Geste wohl fasch gedeutet haben muss fragt nur: "Gefällt es dir wirklich? Und Kate lüg mich ja nicht an!"
"Grans, das ist perfekt. Woher konntest du meinen Geschmack so gut deuten?", lautet meine immer noch staunende Antwort. "Meine liebe, du würdest dich wundern. Ruh dich jetzt erst mal ein bisschen aus. Deine Reise war sicher anstrengend!", meinte sie nur noch und verlässt leise, mich baff zurücklassend das Zimmer. Ausruhen! Ich bin wirklich todmüde. Ja genau ich werde mich jetzt erst einmal ein bisschen ausruhen. Schon falle ich ins Bett, und in einen langen traumlosen Schlaf.

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