Jadis, die weiße Hexe

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Gerade will ich zum ersten Schlag ausholen, da rennt der Bieber auf einmal unsere Namen schreiend über den Trainingsplatz. Edmunds Pferd erschreckt und steigt. Der Junge kann sich gerade noch so halten: „Ruhig Pferdchen!!" „Mein Name ist Phillip....", entgegnet dieser. „Oh... Entschuldigung!"

Der Bieber fährt unbeirrt fort er schnaubt ganz schön, also muss er ziemlich schnell gerannt sein: „Die Hexe... verlangt...eine Unterredung...mit Aslan! Sie ist auf dem Weg hier her!" „Was?", ich denke ein jeder von uns dreien ist so verwirrt wie ich. Ich runzele die Stirn und lasse mein Schwert sinken. Peter sieht mich an: „Dan müssen wir das Training wohl verschieben!" Von mir kommt nur ein genervtes Stöhnen. Schon wieder! Warum muss diese Hexe ausgerechnet jetzt auftauchen? Hätte die nicht bis morgen warten können? Dann geben wir unseren Pferden die Sporen. In vollen Galopp rasen wir drei auf das Lager zu. Als wir wegen der Menge an Narnianen nicht weiter kommen, spring ich in vollem Galopp von Helia. Ich rolle mich ab und stehe dann wieder sicher auf den Füßen. Das Training bringt ja doch was! „Platz da! Kusch! Ich muss da mal durch!", während ich mich durch die Menge nach vorne drängele spüre ich Peter dicht hinter mir. Noch kann ich sie nicht sehen, aber ihren Handlanger kann ich schon brüllen hören: „Jadis, Königin von Narnia! Kaiserin der einsamen Inseln!" Nun stehe ich ganz vorne. Mein Blick gleitet über die Königliche Trage, zu ihrem weißen Kleid und dann schließlich in ihr arrogantes Gesicht. Ich erstarre. SIE!

Über meinen Rücken läuft eine Gänsehaut, während mich die blanke Wut übermannt. Was macht SIE hier? Ich dachte ich müsste ihr nie wieder begegnen und nun treffe ich sie hier wieder. Ich blende alles um mich herum aus. Im Moment gibt es nur noch sie und mich. Die eine Hand gleitet zu meinem Schwert, während die andere einen Feuerball formt. Ich werde sie für all das büßen lassen, was sie mir angetan hat. Ich werde sie töten!

Nun setze ich mich in Bewegung, aus der Menge von Narnianen hinaus auf den Pfad, der für sie frei gehalten wird. Eine Hand will mich noch packen, doch ich schüttele sie ab. Ich trete ihr gegenüber. Zuerst mustert sie mich nur höhnisch, doch dann sehe ich in ihrem Gesicht ein schadenfrohes Lächeln: „Ich hätte nicht erwartet, dich noch einmal Lebend wieder zu sehen!" Sie provoziert mich mit Absicht. Und dieses eine Mal funktioniert es. In meinen Gedanken zucken die Bilder wieder hervor, die ich all die Jahre so erfolgreich verdrängt hatte.

Ich lasse sie mit meinem Feuer Bekanntschaft machen. Der Feuerball trifft Jadis, die auf so einen plötzlichen Angriff nicht vorbereitet war, mitten auf der Brust und schleudert sie in hohen Bogen von ihrer Trage herunter. Ich spucke ihr die Wörter entgegen: „Hallo MUTTER! Freut mich auch, dich eiskaltes, liebloses Miststück wiederzusehen! Ich hatte eigentlich gehofft, du seiest elendig verreckt. Aber das muss ich wohl nun selbst in die Hand nehmen!" Während ich weiter auf sie zugehe, spüre ich die Wut und das Feuer in mir immer größer werden. Ich merke, wie sich die Flammen in meinem inneren formieren, wie sie fauchend umherzucken wie eine wilde Bestie. Sie rappelt sich auf und zieht ihr Schwert. Und ich komme ihr immer näher. Ihre Soldaten wollen mich aufhalten, doch ich lasse die Flammen auf sie los. Diese strömen aus meinem Körper, in alle Himmelsrichtungen davon. Verbrennen jeden, der es wagt sich mir in den Weg zu stellen. Ich bin meinem Ziel so nahe, als sich mir jemand in den Weg stellt, mit gezogenem Schwert. Nassos! „DU wirst MEINER Königin nicht ein Haar mehr krümmen. Das werde ich verhindern!", ich schaue ihm in die Augen, sehe in ihnen aber nur pure Verachtung, „Wie oft habe ich versucht dir dein Leben zu nehmen? Doch DU willst einfach nicht sterben! Aber nun werde ich es beenden! Für Jadis!" Nassos! Jetzt wird alles klar: „Du? Du hast Aslan VERRATEN?? Du hast Narnia verraten! Du bist der Verräter unter uns. Du wolltest mich töten!"

Er sagt nichts. Grinst mich nur an und hält sein Schwert aufrecht. Auch ich packe meines fester. Nassos, warum bin ich eigentlich nicht schon früher auf die Idee gekommen? Keiner um uns herum rührt sich. Es scheint, als seien sie alle in eine Schockstarre verfallen.

Wieder will ich zum Schlag ausholen und wieder werde ich daran gehindert: „Das Reicht! Ich will eine Unterredung mit Aslan und keinen von euch jämmerlichen Versagern sterben sehen!" Mit diesen Worten tritt sie vor Aslan, der das Szenario, wie alle anderen schweigend betrachtet hat. Mir wird keine Aufmerksamkeit mehr geschenkt. „Du hast einen Verräter in deinen Reihen Aslan." Edmund. Alle ziehen scharf die Luft ein. Was wird geschehen? Dann entgegnet Aslan ihr: „Sein vergehen hat sich nicht gegen dich gerichtet!" Doch meine ach so liebevolle Mutter fährt trotzig fort: „Hast du etwa die Gesetze vergessen auf denen Narnia gegründet wurde?" Ein Brüllen des Löwen lässt uns alle zusammen zucken: „Erzähl mir nichts über den tiefen Zauber, Hexe!" Oho, der ist auch ein bisschen sauer. Doch er hat sich schnell wieder gefangen: „Ich war dabei, als er seinen Anfang hatte!" Und nun grinst Jadis wieder so spöttisch. Zwar nur leicht, aber sie tut es: „Dann wirst du dich sicher daran erinnern, dass jeder Verräter mir gehört! Sein Blut ist mein Eigentum Aslan!" Doch nun wird auch Peter sauer, was der ohnehin schon angespannten Stimmung nicht gerade gut tut: „Dann versucht ihn euch zu holen!" Mit diesen Worten ziehen er und einer von Jadis Minotaurus gleichzeitig das Schwert. „Glaubst du wirklich, dass du mich mit Gewalt davon abhalten kannst mein Recht einzufordern kleiner König? Auch meine Tochter wird das nicht schaffen!" „Ich bin NICHT deine Tochter!", brülle ich von hinten hervor. Doch sie ignoriert mich wieder: „Aslan weiß, wenn ich mein Blut nicht bekomme, so wie es das Gesetz verlangt. Dann wird ganz Narnia für immer zerstört! Und es wird untergehen. In Feuer und Wasser!" Mit dem letzten Satz, sieht sie mich an. Wohl eine Anspielung auf meine Kräfte.

Nun zeigt sie mit dem Finger auf Edmund: „Dieser Junge da, wird sterben. Auf dem steinernen Tisch!" Edmund sieht ängstlich umher. „Das kannst du alte Hexe nicht machen!", fahre ich sie aggressiv an. Sie schaut mir mit ihren eisigen Augen in die meinen und wieder sehe ich dieses schadenfrohe Grinsen auf ihrem Gesicht: „So will es das Gesetz!" Meine Hand legt sich wieder wuterbrannt auf den Griff meines Schwertes. Doch Peter löst sie einfach davon und verschränkt seine Finger in meinen. Es beruhigt mich auf eine Art und weiße, wie ich es hier nicht ausdrücken kann. Nun wendet sie sich wieder Aslan zu: „Und wage es ja nicht, ihn mir zu verweigern!!" „Es reicht! Ich möchte gerne alleine mit dir reden.", Aslans Blick scheint traurig. Oder kommt es nur mir so vor? Keiner von uns weiß, was er jetzt machen soll. Oder ob er überhaupt etwas machen soll. Hochnäsig rafft die weise Hexe ihr ebenfalls weises Kleid und stolziert mit erhobenen Haupt in Aslans Zelt.

Keiner, von denen die noch draußen sind bewegen sich. Jeder ist zu angespannt. Doch nach einiger Zeit, in der vom Zelt noch immer keine Regung gekommen ist, sitzen wir auf der Wiese und reden einfach nur. Wartend auf das Ergebnis des Gespräches. Ich bemerke, wie mich Peter immer wieder von der Seite ansieht. Mein Blick fängt seinen ein. Er will etwas sagen, doch er tut es trotzdem nicht. „Was ist?", ich bin wirklich neugierig. „Nichts.", ich schaue ihn mit hochgezogener Augenbraue an, „Ich denke nur... Aslan hätte dir das mit deiner Mutter sagen sollen!" Ich starre ihn fassungslos an. Ein Gedanke huscht durch meinen Kopf und das was ich jetzt von mir gebe ist nicht wirklich eine Frage sondern eher eine Feststellung: „Ihr wusstet es?"

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