Kapitel 7

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Wir kamen an unendlich vielen Autos vorbei, wobei viele in Unfällen verwickelt waren. Es war ziemlich gruselig alles so verlassen zu sehen und neben verwesenden Leichen vorbei zu gehen. Hin und wieder erschien ein Infizierter, den Luca und ich erschossen, weil Henry meinte, dass wir das als Schießtraining nutzen sollten, aber nur wenn man den Infizierten nicht mit einem Messer töten konnte, da wir keine Kugeln verschwenden sollten. Lustig nur, dass wir trotzdem haufenweise Kugeln verschwendeten, da gefühlt nur jede dritte traf, wenn man keinen Glückstreffer erzielte. Zudem versuchte Henry hin und wieder sein Glück mit einem der Autos, aber es sprang einfach nie eines an.

Während sich die Sonne langsam den Untergang neigte, liefen wir auf einer Hauptstraße in eine große Stadt hinein, die aus riesigen Hochhäusern bestand, diese waren schon halbwegs zerstört und mit viel Grün bewuchert. Balu, der die ganze Zeit tapfer durch gehalten hatte, obwohl er immer langsamer lief und sobald wir kurz stehen blieben, sich sofort hin legte, stolpert plötzlich und rutschte ein Stück über den Asphalt. Geschockt eilte ich sofort zu ihm und sah erst jetzt wie dehydriert er war, eilig holte ich eine meiner Wasserflaschen aus dem Rucksack und wollte das Wasser bereits in Balus Maul laufen lassen, als Henry sich zu mir kniete und mir eine leere Dose gab, diese machte ich halb voll und hielt sie dann Balu hin. Er trank das komplette Wasser innerhalb von Sekunden leer, während er immer noch auf dem Boden lag, und ich erinnerte mich daran, dass er auf unseren kompletten Hinweg nur einmal aus einen kleinen Teich getrunken hatte. Vorsichtig richtete Balu sich wieder auf und ich suchte ihn nach Verletzungen ab. Dankbarkeit breitete sich in mir auf, als ich keine fand, doch ich machte mir trotzdem schreckliche Vorwürfe, weil ich so schlecht auf ihn geachtet hatte. Henry bemerkte, wie bedrückt ich war und legte mir eine Hand auf die Schulter:"Du brauchst dir keine Vorwürfe machen. Wir sind alle daran Schuld, weil wir nicht auf ihn geachtet haben. Wir sind ein Team und da muss jeder auf jeden aufpassen. Und jetzt komm wir suchen uns ein Nachtlager, Balu hält nicht mehr lange durch. Henry schritt auf Balu zu und hob ihn hoch. Er hielt ihn wie eine Braut in den Armen ihres Bräutigams und stapfte weiter. Als ich die Dose und die Flasche in meinen Rucksack stopfte und mich umdrehte, sah ich wie Luca die ganze Zeit Wache gehalten hatte und es weiter tat, während wir unseren Weg fortsetzten. Auf der Hauptstraße war kein einziger Infizierter und auch als wir in die Stadt gingen, war diese komplett verlassen. Das einzige, was wir hörten, war das Heulen des Windes, das sich seinen Weg durch die zerstörten Hochhäuser suchte. "Wir gehen hier rein.", Henry deutete auf ein "kleines" Hochhaus. Das Hochhaus war bereits ein Stück im Boden versunken und lehnte an einen weiteren viel größeren Hochhaus. Es machte einen sehr instabilen Eindruck. Mir wurde mulmig zumute, doch ich nahm mich zusammen damit man mir nichts anmerken konnte und kletterte tapfer auf den Balkon, bevor ich dann durch die zerbrochenen Fenster kletterte. Wir checkten das "Erdgeschoss" und zwei Etagen darüber nach Infizierten und Sachen, die man vielleicht noch brauchen könnte, wobei ich Munition für eine Shotgun und für meine Waffe fand. Im Treppenhaus war zur dritten Etage hin der Weg mit Schränken, Stühlen, Regalen, Matratzen und wer weiß noch was versperrt und wir entschieden uns dagegen uns einen Weg hindurch zu bahnen. Stattdessen verschanzten wir uns gemeinsam in einem Schlafzimmer, dort lagen wir zu dritt in dem großen Ehebett. Henry entschied sich Wache zu halten und so wurde es still. Draußen war ebenfalls nichts zu hören, was die ganze Situation gruseliger machte. Trotz der Anspannung, übermannte mich meine Müdigkeit und ich erlag den Schlaf.

Eine Hand rüttelte an meiner Schulter und hielt mir irgendwas vor die Nase. Erst nach ein paar Sekunden in denen ich verwirrt blinzelte, erkannte ich Henry im schwachen Sonnenlicht, der mir ein paar Tüten vor die Nase hielt und damit herum wedelte. Es waren Chipstüten. "Hier ist ein wahrer Essenspalast. Steh auf und pack so viel ein...", den Rest, den Henry sagen wollte, hörte ich nicht mehr, denn es knallte gewaltig laut. "Gewitter...", murmelte Henry und sah über mich hinweg,"los steh auf. Wir suchen uns etwas mehr Schutz." Schnell richtete ich mich auf und folgte ihm eilig aus den Raum. Luca stand bereits mit Balu im Flur und sah nervös nach Oben und unten. "Ich versteh nicht warum wir hier weg gehen. Wir sind hier doch sicher.", gab ich skeptisch von mir. "Tue einfach was man dir sagt und stell keine Fragen.", murmelte Luca und Henry nickte zustimmend. Ich stand kurz davor den Beiden irgendwas an den Kopf zu werfen, hatte aber alternativ auch keine Lust zu streiten, deshalb ließ ich es schweren Herzens sein und stapfte die Treppen hinunter. Henry überholte mich kurz darauf und Luca blieb hinten. "Zieh deine Waffe!", zischte Henry mit einen wütenden Blick über die Schulter. Im "Erdgeschoss" angekommen war es noch dunkler geworden, als zwei Stockwerke zuvor und als ein erneutes Knallen ertönte, ertönte darauf ein vertrautes Klicken. Wie angewurzelt blieb ich auf der vorletzten Stufe stehen und sah den Umriss eines zuckenden Körpers im Türrahmen. Der Kopf ähnelte fast einer blühenden Blume und zuckte unruhig hin und her. Es begann zu regnen und das war das einzige, was das leise Klicken des Infizierten unterbrach. Henry bewegte sich langsam auf den Eindringling zu, bis er nur noch Zentimeter von ihm entfernt war. Dann in einer blitzschnellen Bewegung, rammte er dem Infizierten sein Messer in den Kopf und ließ den in sich zusammen sackenden Körper langsam und vor allem leise zu Boden sinken. Es blitzte erneut und in den kurzen Lichtschein konnte ich noch mehr Infizierte entdecken, die sich im "Erdgeschoss", auf dem Balkon und wahrscheinlich auch draußen befanden. Ich zitterte vor Angst. Das waren zu viele. Sich da durch zu Boxen würde den sicheren Tod bedeuten.

The Last Of Us Verlorene ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt