Kapitel 4

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Ich marschierte die Treppen hinunter und zurück ins Wohnzimmer. Luca und Henry hatten bereits einige Schränke vor die Tür geschoben und sie somit verbarrikadiert. "Das wird reichen.", meinte Henry und machte es sich seufzend auf dem verblassten, ranzig Sofa bequem. "Sicher das sie nicht durch die Fenster brechen können?", ich drehte mich zu ihn um und deutete mit den Daumen hinter mir auf die großen Fenster neben der Tür. "Hm, keine Ahnung, kann gut sein... Wir können natürlich auch auf den Dachboden klettern und dort schlafen.", brummte Henry. Seine Begeisterung von der Idee war gleich null. Doch ich wollte diese erste Nacht außerhalb der Quarantäne-Zone überleben! Schließlich musste ich meine Mutter finden! Mir gefiel die Idee, auf den Dachboden zu schlafen, zwar auch nicht, aber in so einer Zeit sollte man nicht zimperlich werden. Also sagte ich entschlossen:"Okay, dann gehen wir jetzt auf den Dachboden." Henry stönte genervt, doch stand ohne etwas einzuwenden auf. Er schlurfte die Treppen wieder hoch und wir folgten ihm. Unter einer rechteckigen Klappe, die mir davor noch garnicht aufgefallen war, blieb er stehen. Er sah hoch und sprang. Im Sprung schnappte er ein kleines Band und zog es mit Kraft wieder runter. Sofort sprang die Klappe auf und eine Leiter polterte uns entgegen. Henry wartete nicht lange und kletterte als erster hoch. Er durchquerte den Raum einmal bevor er runter rief:"Wo bleibt ihr denn?" Luca und ich sahen uns an. "Kletterst du zuerst hoch?", fragte ich vorsichtig. Er nickte und nach kurzer Zeit waren nurnoch Balu und ich unten. "Na komm Großer. Ich trag' dich.", ich bückte mich zu den schönen Husky und hob ich mit aller Kraft hoch. Ich ächzte einmal, doch hielt stand und kletterte so gut es ging die Leiter hoch. Oben angekommen, sprang Balu sofort von meinen Arm und sah sich neugierig und mit der Nase am Boden um. Ich sah mich ebenfalls um. Der Raum war voller Kartons und überall tanzte der Staub im letzten Sonnenlicht. Spinnenweben hingen fast überall, wie ekelhaft! Aber ich durfte nicht zimperlich werden! Henry hob die Leiter jetzt wieder hoch und schob sie zu einen Haufen Kisten. Dann machte er die Klappe wieder gut zu. "Dann übernachten wir wohl jetzt hier...", in seiner Stimme hörte man deutlich, dass es ihm hier garnicht gefiel. "Jap.", sagte ich mit möglichst fröhlicher Stimme,"lieber im Dreck liegen, als sterben!" Ich legte meinen Rucksack ab und suchte meine dicke Winterjacke. Als ich sie gefunden hatte, zog ich sie aus meinen Rucksack und breitete sie auf den Boden aus. Im Schneidersitz setzte ich mich nun drauf und wühlte weiter in meinen Rucksack. Ich fand schnell was ich suchte und holte auch dies aus meiner Tasche. Es war eine Dosensuppe. Nicht gerade sehr appetitlich, aber auch das war besser als zu verhungern. Mit einen Löffel bekam ich dann auch irgendwann die Dose auf. In der Zwischenzeit hatten sich Henry, Luca und Balu zu mir gesetzt und sahen mich alle an. Was wollen die denn jetzt? Wenn sie was anhaben wollen, sollen sie fragen und mich nicht so flehend angucken!
Herzhaft legte ich eine große Ladung von der Dosensuppe auf meinen Löffel und schob sie mir in den Mund. Der Geschmack war widerlich. Ich las den Titel der Dose und verstand sofort. Bohneneintopf stand darauf. Ich hasse Bohnen! Bohnen sind furchtbar ekelig. Doch ich kaute weiter drauf rum. Bis das Gefühl, mich zu übergeben, immer größer wurde. Erst dann schluckte ich die gesamte Masse herunter und schauderte. Meinen leeren Magen war das aber egal. Dankbar grummelte er und zersetzte die Nahrung. Schön stark bleiben! Ich sprach mir selber Mut zu und nahm noch einen Löffel. Henry grinste währenddessen hämisch und holte aus seinen Rucksack eine Dose mit Pfirsichen auf den Cover heraus. Zu gerne hätte ich mit ihn getauscht, doch ich musste durchhalten! Also nahm ich noch einen Happen und beobachtete dabei wie Henry seine Dose aufbrach. Genau! Ich stell mir einfach vor es sind Pfirsiche! Ich kaute und kaute und kaute und schluckte. "Bah.", murmelte ich leise. Da hielt mir Henry seine Dose hin und brummte:"Hier, lass tauschen." Dankbar gab ich ihn meine Dose mit meinen Löffel, den ich einfach in die Pampe von Eintopf geschmissen hatte. Dann nahm ich seine. "Teilt euch das!", waren seine letzten Worte, bevor er die Suppe ass. Balu mochte wohl keine Pfirsiche und robbte mit großen kuller Augen zu Henry und stupste ihn an. Ich beobachtete skeptisch das Geschehen, während Luca und ich abwechselnd Pfirsiche aus der Dose fischten. Henry betrachtete Balu mit kalten Blick, was Balu nur noch trauriger gucken ließ. Schließlich seufzte Henry und schaufelte einen Haufen der Suppe neben sich auf den Boden. Dankbar leckte Balu die Masse auf und verschlang sie in null Komma nichts. Und so teilten wir uns unser Essen, obwohl wir uns alle kaum kannten. Balu bekam hin und wieder einen Nachschlag und Luca und ich teilten uns gerecht die süßen Pfirsiche. Als dann die Dosensuppe leer war durfte Balu sie auslecken und Henry packte sie danach wieder ein. Die Dose mit den Pfirsichen hatte Furchtwasser zurück gelassen, die Luca und ich dann abwechselnd tranken. Dann gab ich sie Henry und er packte auch sie wieder ein. In der Zwischenzeit war es stockdunkel geworden und von draußen hörte man die Grillen zierpen, die Vögel zwitschern, aber auch die Infizierten schreien. Eine Gänsehaut überzog mich. "Lasst uns schlafen gehen. Morgen haben wir eine große Strecke vor uns!", Henry legte sich jetzt vollständig auf seiner Jacke und sagte dann kein Wort mehr. Da es so stockdunkel war sah ich ihn auch nicht mehr und beschloss einfach ihn zu verstauen und ebenfalls zu schlafen.
Immer wieder dachte ich an meine Mutter und wo sie jetzt war und wie es ihr ging! Ich musste doch schließlich auf sie aufpassen! Sie ist psychisch ziemlich angeschlagen. Warum weiß ich eigentlich auch nicht. Vielleicht hat es irgendwas mit meinem Vater oder mit Balu zu tun. Balu's Geschichte, bevor er zu uns kam war für uns ein Rätsel. Eines schönen Tages kam mein Vater nach Hause, mit einen kleinen Fellknäuel auf dem Arm. Mama war damals erst total dagegen, doch ich war bereits Feuer und Flamme und zeigte dem kleinen Welpen das Haus. Mein Vater wollte nicht erzählen, woher er ihn bekommen hatte, er sagte nur, dass der Hund nicht wieder zurück könnte. Nach langer Diskussion einigten sich meine Eltern und Balu durfte bleiben.

Am nächsten Morgen leckte eine stinkende Zunge an meiner Wange. Nur schwer konnte ich meine Augen öffnen. "Balu?",murmelte ich noch im Halbschlaf,"was ist denn?" Ausgiebig streckte ich mich, bevor dann eine wütende Stimme aus den hinteren Teil des Zimmers zu hören war:"Hör auf zu schlafen und steh endlich auf!" In diesen Moment erkannte ich die männliche Stimme wieder. Henry. Widerwillig richtete ich mich auf und wischte mir Balu's Sabber aus dem Gesicht. "Guten Morgen.", sagte Luca freundlich und lächelte zu mir herüber. "Morgen.", gähnte ich mehr, als ich es sagte. Als ich mich umsah, sah ich das die beiden Jungs schon ihre Sachen zusammen gepackt und auch schon die Kartons nach nützlichen Dingen durchwühlt hatten. Jetzt standen beide vor mir und warteten, dass ich mich bereit machen würde. Schnell packte ich also mein Krempel in der Rucksack zurück und schulterte ihn auf. "Ich geh zuerst runter und check die Lage, ihr wartet solange hier.", Henry öffnete bereits die Klappe, ohne auf einer Antwort von uns zu warten, und lugte raus. Vorsichtig ging ich zu ihm und guckte ebenfalls raus, obwohl ich wegen seinem Schädel nicht viel sah, außer seinen dunkel braunen Haaren. Ich hielt die Luft an und konzentrierte mich auf diese Stille. In diesen Moment hätte man wahrscheinlich eine zu Boden fallende Stecknadel gehört. Doch man hörte keine Stecknadel, man hörte einfach garnichts. Henry sprang so herunter, dass er sich gerade noch mit den Händen am Rand der Lucke festhalten konnte. So konnte er seinen gebremsten Sprung leiser vorsetzen. Er schlich zur Treppe und guckte vorsichtig runter, dann stand er auf. "Alles okay. Ihr könnt runter kommen." Luca setzte sich sofort in Bewegung und sprang durch die Luke zu Henry hinunter. Balu's Nase stupste mich nun auffordern an und nun rutschte ich auch nach unten. "Komm Balu.", ich drehte mich hoch zur Luke und lächelte. "Aus dem Weg.", Henry schubste mich aus dem Weg, sodass ich ein paar Schritte nach vorne fiel. Als ich mich umdrehte, hielt Henry Balu bereits in den Armen ließ ihn aber sofort runter. "Der ist viel zu schwer für dich.", Henry sah mir kurz in die Augen, bevor er sich umdrehte und die Treppe herunter marschierte. "D-danke.", murmelte ich leise, obwohl er es wahrscheinlich gar nicht mehr gehört hatte. Luca wollte sich jetzt auch in Bewegung setzten, sah dann aber nochmal zu mir und seufzte. Er stellte sich direkt vor mir und war nur ein paar Zentimeter von mir entfernt. In diesen Moment viel mir als erstes auf, dass er mich um einen halben Kopf überragte. Er lächelte mich an und griff dann vorsichtig nach meiner Hand. "Komm." Er drehte sich sofort wieder um und zog mich, vollkommen verwirrt, mit sich nach unten.
Als wir unten ankamen, hatte Henry die Haustür wieder entriegelt und hatte mit Balu auch schon vorsichtige Blicke nach draußen geworfen. "Bereit?", fragte Henry und ignorierte dabei unser Händchen gehalte. "Ist draußen was?", Luca wirkte heute viel selbstbewusster als sonst, das fiel mir sofort auf. "Nope, alles leer. Also dann lasst uns los." Voller Elan öffnete Henry die Tür und trabte los. Draußen erwartete uns ein strahlend blauer Herbsthimmel und ich konnte garnicht aufhören immer wieder in den Himmel zu starren, so hübsch blau und unschuldig strahlte er. Und so setzten wir unsere Reise fort.

The Last Of Us Verlorene ZeitenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt