Kapitel 3

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Amelies Sicht:

Als ich am nächsten Morgen aufwachte, hoffte ich, dass alles sei nur ein furchtbarer Traum gewesen. Doch leider erfüllte sich mein Wunsch nicht. Das war wirklich ein toller Start in die Weihnachtsferien. Seufzend schlug ich die Bettdecke zur Seite und stand auf. Als ich in die Küche geschlurft kam, sassen meine Eltern bereits am Tisch und diskutierten heftig miteinander.

Zwischen ihnen klaffte eine breite Lücke. Als sie mich bemerkten, verstummten sie augenblicklich und rückten ein Stück zusammen. Ich hatte keinen Hunger und so setzte ich mich einfach zu ihnen. Gedankenverloren zeichnete ich die Muster im Holz nach. Mom räusperte sich. "Liebling, dein Vater und ich müssen mit dir reden." 

Ohne aufzusehen nickte ich. "Dieses Ereigniss, vor zwei Tagen," Wow, es war schon zwei Tage her, kam mir irgendwie länger vor. "darüber haben wir nachgedacht und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es das Beste für uns alle ist, wenn," Ihre Stimme brach ab, angestrengt starrte ich auf den Tisch.

Ich wusste was jetzt kam, doch ich wollte es nicht hören. Unter keinen Umständen. "wenn deine Mutter und ich für einige Zeit getrennte Wege gehen." Beendete meinen Vater ihren Satz. Mom begann zu schluchzen. "Tut mir Leid." Mit diesen Worten stand sie auf und liess Dad und mich alleine am Tisch zurück.

Ich hob meinen Kopf. Einen kurzen Augenblick schauten Dad und ich uns einfach nur an, dann senkte ich meinen Blick wieder. "Ich habe eine Wohnung gemietet, nicht weit von hier. Es ist auch ein Zimmer für dich da. Also nur, wenn du willst." Mir liefen Tränen die Wangen hinunter, als ich ihm antwortete.

"Natürlich will ich auch bei dir sein, du bist mein Daddy." Ich ging zu ihm rüber und kuschelte mich, wie damals als ich noch kleiner war, auf seinen Schoss. "Und wann gehst du?" Murmelte ich in sein Hemd. "Ich muss oben nur noch meinen Koffer holen und dann gehe ich." Was würde ich nur ohne ihn machen und ohne Clara? Ich vermisste sie. Hoffentlich ging es ihr in Deutschland gut. 

Georges Sicht:

Amelie hatte mir gestern richtig Leid getan. Ich hatte sie nach ihrem Besuch bei uns, wie ein Gentleman, nach Hause gebracht, da es recht spät geworden war. Wie ein Häufchen Elend hatte sie ausgesehen, ich musste irgend etwas dagegen unternehmen und ausserdem musste sie Josh endlich besser kennen lernen. Ich beschloss, sie anzurufen. Schon nach dem ersten Klingeln meldete sie sich, sie klang, als ob sie geweint hätte, bei diesem Gedanken zog sich mein Herz zusammen "Hey George, was ist?" Ich schluckte, ich musste sie ablenken "Hi, ich wollte dich nur fragen, ob du vielleicht Lust hättest, mit mir und Josh etwas zu unternehmen?"

"Und was?" Ich überlegte "Na ja, wir könnten auf den Weihnachtsmarkt gehen." War ich total bescheuert, das war so ziehmlich der langweiligste Ort der Welt. "Hast du auch was besseres auf Lager?"  "Was würdest du denn gerne machen?" Eine Weile war es ruhig am anderen Ende der Leitung, dann ertönte ihre Stimme wieder "Wie wär's, wenn wir..." Sie kicherte "...Schlittschuhlaufen gehen, das habe ich schon ewig nicht mehr gemacht." Ja, ihre Idee war eindeutig besser, als meine. "Ja find ich super, wir holen dich in ner halben Stunde bei dir ab, okay?"  "Ja, bis gleich." Gut, jetzt musste ich nur noch Josh aus den Federn kriegen und das würde ein Problem werden.

Ich rannte die Treppe hoch und hämmerte gegen seine Tür "Josh, wach auf!" Nichts. Ich versuchte es erneut "Josh, wenn du mir jetzt nicht antwortest, komm ich rein, hast du verstanden?" Ich wartete kurz, noch immer keine Antwort. "Gut, du hast es so gewollt, ich komm jetzt rein!" Vorsichtig öffnete ich die Tür einen Spalt. Josh war nicht da. Wo könnte er sein? Ich versuchte es auf seinem Handy, doch es meldete sich nur die Mailbox.

Dann würden amelie und ich halt ohne ihn gehen, nicht mein Problem. Als ich wenig später bei Amelie angekommen war, wartete sie schon vor dem Tor, ihre Wangen waren vor Aufregung gerötet und ihre Augen funkelten voller Vorfreude. "Hey George, schön dich zu sehen und wo hast du Josh gelassen?"  "Hi, auch schön dich zu sehen und ich hab keine Ahnung, wo er steckt, tut mir Leid." Sie nickte verständnissvoll. "Schon okay, ist ja nicht deine Schuld. Also kanns los gehen?" Ich nickte und gemeinsam machten wir uns auf den Weg zum nahe gelegenen Teich. Als wir dort eintrafen, herrste noch kaum Betrieb, ausser uns, vergnügte sich nur noch ein älteres Päärchen auf dem Eis.

Wir gingen zur Schuhverleihung und holten uns unsere Schuhe, danach ging es aufs Eis. Durch das Skateboardfahren, hielt ich mich einigermassen elegant auf den Füssen, Amelie hingegen hatte so ihre Probleme. Nachdem sie zweimal umgekippt war, hielt sie sich nun an meiner Jacke fest, während ich einen Arm um sie gelegt hatte, um das Gleichgewicht zu bewahren.

Als wir genug von der Kälte und dem Eis hatten, gingen wir in das kleine Kaffee auf der gegenüberliegenden Strassenseite und bestellten uns einen Tee. "Das war echt lustig, wir sollten das unbedingt wiederholen." Lachte sie. "Ja, hat echt total Spass gemacht, ausser, dass du soviel Gleichgewichtssinn wie ein Toast besitzt." Gespielt beleidigt schaute sie mich an. "Waas du wagst es mich mit einem Toast zu vergleichen?" Sie zog einen Schmollmund. "Ja, hier in England haben Toasts einen hohen Stellenwert und werden sehr geschätzt." Grinste ich, sie wollte gerade etwas erwiedern, als ihr Lächeln verblasste. Sie beugte sich zu mir runter und flüsterte "Mein Dad ist da hinten." Irritiert schaute ich sie an "Na und?"  "Er ist nicht allein, seine Sekretärin ist bei ihm." Sie presste ihre Lippen zusammen und blickte an mir vorbei "Oh, aber das hat wahrscheinlich gar nichts zu bedeuten, meinst du nicht?" 

Ich war etwas hilflos und wusste nicht, wie ich mit der Situation umgehen sollte, sie schüttelte den Kopf. "Das hat ganz sicher etwas zu bedeuten, warum trifft er sich extra mit ihr in einem Caffee, wo er sie doch eh bei der Arbeit sehen würde?" Darauf hatte ich keine Antwort. Schweigend sassen wir da, während ich meinen Tee trank, beobachtete sie mit zusammen gekniffenen Augen, ihren Vater und dessen Sekretärin, bei ihrem Gespräch.

Amelies Sicht:

Ich hielt es nicht mehr aus, ich wollte wissen, warum die beiden hier waren. Fest entschlossen stand ich suf und ging zu ihrem Tisch herüber, sie hatten mich noch nicht bemerkt, denn wenn sie es getan hätten, wären sie jetzt nicht dabei sich gegenseitig die Zunge in den Hals zu stecken. Bei dem Anblick bekam ich einen üblen Brechreiz, wütend baute ich mich vor ihrem Tisch auf "Dad! Was soll das, Mom und du seid noch keinen Tag getrennt und schon fängst du was mit irgendwelchen Schlampen an, oder was?" Erschrocken und blitzschnell lösten sich die beiden von einander. 

"Oh Amelie, Mäuschen, ich hab dich gar nicht gesehen." Stotterte er. "Ja, hättest du der da sonst auch deine Zunge an die Gurgel gedrückt?" Fragte ich kühl, ich deutete auf Dads Sekretärin, ich hatte ihren Namen mal gewusst, aber ihn schon lange wieder vergessen. "N...Nein, natürlich nicht." Entrüstet starrte Dads Achlampe mich an und quietschte "Ich bin nicht seine Schlampe, ich bin Monique, seine Sekretärin." Ja so sah sie auch aus, mit ihren hellblond gefärbten Haaren, ihrem überschminkten und überbotoxten Gesicht und ihrem ganzen Wesen. "Wie lange läuft das schon?" Giftete ich Dad an, ich hatte mich dazu entschlossen, sie einfach zu ignorieren."

"Na ja, seit etwa einem halben Jahr." Ihr penetrantes Parfum stieg mir in die Nase, demonstrativ fächelte ich mir Luft zu und warf einen vernichtenden Blick zu ihr rüber, Monique tat, als ob sie es nicht bemerkt hätte, war aber sichtlich beleidigt. "Und wusste Mom davon?" Keine Antwot. "Wusste Mom von deiner Affäre?" Schrie ich nun beinahe, peinlich berührt blickte er sich um, doch keiner hatte es mit bekommen. "Ja, sie wusste es schon länger." ICh hob eine Augenbraue "Seit wann?" 

"Seit etwa drei Monaten." Ich starrte ihn schockiert und angeekelt an. "Du bist so ein mieses Dreckschwein, du solltest dich schämen." Und an Monique gerichtet zischte ich "Ist es ihnen eigentlich nicht peinlich oder unangenehm, eine Familie auf dem Gewissen zu haben, sie verdammte Scheissnutte?!" George hatte wohl bemerkt, dass ich mit meiner Schimftirade am Ende angelangt war, denn plötzlich stand er hinter mir, nahm mich bei der Hand und führte mich aus dem Caffee heraus, am Ausgang drehte ich mich noch einmal um und sagte, für alle hörbar "Mom hat wenigstens echtes blondes Haar." 

Carry You (A Union J Fan Fiction, Deutsch)-> wird überarbeitet<-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt