Kapitel 5

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Amelies Sicht:

Als ich aufwachte, tat mir mein Rücken höllisch weh, dieses verdammte Sofa war so was von hart und unbequem. Ich blickte auf mein Handy, es war halb sechs Uhr in der Früh, in drei Tagen war Weihnachten. Ich war so gar nicht in Festtagsstimmung. Stöhnend wälzte ich mich im Bett umher, ich würde wohl nicht wieder einschlafen können, mit dröhnendem Kopf stand ich auf und schlurfte in die Küche. Ich tappte im Dunkeln in Richtung Kühlschrank, als ich über etwas, das auf dem Boden lag stolperte und der Länge nach hin klatschte.

"Aua, verdammte Scheisse, was war das?" Mühsam rappelte ich mich auf und tastete nach dem Lichtschalter, als ich ihn gefunden hatte, wollte ich ihn das Licht anknipsen, doch nichts regte sich, ich versuchte es erneut, immer noch nichts. Mit einem Seufzer gab ich es auf. Ich wollte mich wieder in Richtung Wohnzimmer bewegen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte, vor Schreck zuckte ich zusammen und drehte mich blitzartig um, im Schein einer Taschenlampe, stand Jaymi hinter mir.

"Ich hab was rumpeln gehört, ist alles in Ordnung?" Fragte er gähnend. "Ja, kannst du mal auf den Boden leuchten, ich bin da über was drüber gefallen." Achselzuckend nickte er und leuchtete in die, von mir angezeigte, Richtung. Dort, auf dem Boden zusammen gekauert, lag der schlafende Josh, Jaymi schüttelte den Kopf. "Oh Mann, nicht schon wieder, Amelie schalt das Licht an und hilf mir, ihn ins Bett zu tragen, ja?"  "Ja, eh das Licht funktioniert nicht, hat wohl ne Sicherung geklöpft." Jaymi schüttelte genervt den Kopf, klemmte die Taschenlampe zwischen die Zähne und befahl mir "Du nimmst ihn an den Füssen, ich an den Schultern, wenn ich drei sage, heben wir ihn hoch und tragen ihn in sein Zimmer, alles klar?"

Ich nickte und packte Josh an den Knöcheln, Jaymi hielt ihn an den Achseln fest. "Okay eins, zwei und drei." Mit einem Ruck hoben wir ihn hoch und schafften es irgendwie, ihn die Treppe hoch, in sein Zimmer zu tragen, dort legten wir ihn aufs Bett. Jaymi zog ihm die Schuhe aus und deckte ihn zu, dann machten wir uns wieder auf den Weg in die Küche.

"Du hast vorher Nicht schon wieder gesagt, was hat er denn schon wieder gemacht?" Jaymi nahm die Taschenlampe aus dem Mund und machte sich am Herd zu schaffen. "Willst du auch ne warme Milch mit Honig?" Ich nickte. "Also Josh ist ein Schlafwandler, allerdings macht er das nur, wenn er gestresst ist."  "Und was genau ist daran so schlimm?" Jaymi rührte in einer kleinen Pfanne herum. "Na ja, heute war es nicht so schlimm, aber es ist echt gefährlich, er zieht sich im Schlaf an und geht nach draussen, dort geht er irgendwo hin, wo er etwas erlebt hat, das er im Schlaf verarbeiten muss und wenn er es dann verarbeitet hat, wacht er nicht auf oder wandert zurück. Er schläft dort einfach weiter und jetzt ist es draussen ja total kalt, ist ja klar, es ist Winter." Ich verstand. "Ja, hast Recht." 

"Es könnte so viel passieren, es könnte überfahren werden oder ertrinken oder was weiss ich." Er war fertig mit Rühren und goss die dampfende Milch in zwei Tassen und gab je einen grosszügigen Löffel Honig dazu. "Hier bitte, deine Milch." Er schob mir eine Tasse zu und ich nahm dankend an. Nachdem wir beide einige Schlucke getrunken hatten fragte ich ihn "Und mit wem verbringst du Weihnachten?"

Er lächelte "Mit meinem Freund und seiner Familie. Ich musste wohl ziehmlich dämlich geguckt haben, denn grinsend erklärte er mir "Ja, ich bin schwul." Okay, ich hätte es mir irgendwie denken können, ich hätte ihn nur näher betrachten müssen, seine Mimik und seine Gestik sprachen Bände. Doch ich war wohl zu sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftigt gewesen, als dass ich mich auf so etwas geachtet hätte. "Ah und wie heisst dein Freund?" Er lächelte glücklich. 

"Damian, Damian Ferguson." Bei seinem Anblick wurde mir warm ums Herz, wie glücklich er war. "Und wie lange seid ihr schon zusammen?" Führte ich meine Fragerei fort. "Also wir kennen uns schon seit etwa acht Jahren, wir waren damals in der selben Klasse, dann haben wir uns nach dem Abschluss aus den Augen verloren und sind uns dann vor zwei Jahren zufällig über den Weg gelaufen. Da haben wir begonnen, uns zu treffen und zusammen sind wir nun seit, am 19. Februar, genau ein Jahr." Er lächelte entückt.

Georges Sicht:

Ich war wach geworden, weil ich von unten etwas poltern gehört hatte, wenig später dann Schritte an meiner Tür vorbei und einige Minuten späte dann Töpfe klirren und klimpern. Genervt blickte ich auf den Wecker neben meinem Bett, na toll, es war kurz nach sechs Uhr und das an einem Samstag Morgen. Wütend und mit der festen Absicht, die Störenfriede zur Schnecke zu machen, stand ich auf und stampfte die Treppe herunter. 

Ich betrat die Küche und wollte schon mit einer meiner Schimpftiraden anfangen, als ich sah, wer da eigentlich in der Küche sass. Jaymi und viel wichtiger, Amelie. Ich schluckte meinen Ärger runter und gesellte mich zu ihnen. "Guten Morgen, was macht ihr denn so früh hier?" Erschrocken blickte sie mich an. "Oh, haben wir dich geweckt, tut uns Leid, aber wir mussten Josh ins Bett bringen." Er nickte verstehend, an Jaymi gewandt fragte er "Ja schon in Ordnung. Hat er wieder Geschlafwandelt?"  "Ja, ich mache mir echt Sorgen, was, wenn ihm das nächste Mal was passiert?" George runzelte die Stirn. "Ja, ich weiss, was du meinst. Vielleicht könnten wir ihn bewachen." Jaymi hob den Kopf. "Ja, wir könnten immer Zweierteams bilden und uns nach drei Stunden oder so ablösen, dann könnten die anderen in der Zeit schlafen, echt gute Idee." George grinste "Ich weiss." 

"Also wir sind zu viert, dann könntet, sagen wir, ihr beide ein Team bilden und meinetwegen JJ und ich, okay?" Ich nickte cool, doch innerlich freute ich mich total, dass ich mit Amelie in einem Team war, besser konnte es nicht laufen. "Ja gut, ich hau mich wieder aufs Ohr und wehe ihr weckt mich nochmals vor elf Uhr." Mit diesen worten verschwand ich wieder hoch in mein Zimmer.

Jaymis Sicht:

Still lächelte ich in mich hinein, die Gruppeneinteilung hatte ich natürlich extra so gemacht. Ich weiss nicht, ob es daran liegt, dass ich schwul bin, aber ich merke es irgendwie, wenn sich zwei Menschen gegenseitig anziehen und genau das taten George und Amelie, sie zogen sich an, und das sehr stark, wie ich meinte. "Danke für die warme Milch, ich glaube, ich kann eh nicht mehr schlafen, hast du Lust, einen Film zu schauen?" Fragte sie mich, ich war sofort Feuer und Flamme. "Oh ja, ich schau aber nur mit, wenn es entweder ein total kitschiger Weihnachtsfilm oder eine Liebesschnulze ist." Amelie lächelte. "Dann verstehen wir uns ja, ich glaube, wir könnten noch Freunde werden."

Ja, das dachte ich auch, ich hatte Amelie schon gemocht, als George mir das erste Mal von ihr erzählt hatte und als ich sie dann kennen gelernt hatte, war sie mir augenblicklich sympatisch gewesen. Nach kurzer Diskussion, entschieden wir uns für den Weihnachtsfilm -Drei Nüsse für Aschenbrödel-. Wir setzten uns aufs Sofa, kuschelten uns in eine Decke und starteten den Film. 

Obwohl der Film eigentlich überhaupt nicht traurig gewesen war, sassen wir, als Aschenbrödel im Brautkleid auf ihrem Pferd angeritten kam und schliesslich, als der Prinz ihr den Schuh anzog und er passte, heulend auf dem Sofa. Dieser Film war so verdammt romantisch. 

Als der Film fertig war, war es bereits nach zehn. Wir räumten schnell unsere vollgerotzten Papiertücher weg, versorgten die DVD wieder im Regal und legten die Decken wieder ordentlich auf dem Sofa zusammen. Nachdem das Wohnzimmer wieder annehmbar aussah, gingen wir in die Küche. Die anderen sassen schon am gedeckten Frühstückstisch und warteten auf uns, als sie sahen, dass wir total verheulte Gesichter und rote Augen hatten, schauten sie unsbesorgt an, das fanden wir so lustig, dass wir einen totalen Lachflash hatten.

Als wir uns beruhigt hatten, wandte sich Jaymi an Josh "Ach übrigends, du hast mal wieder Schlaf gewandelt." Josh verzog das Gesicht. "Und wohin dieses Mal."  "In die Küche, warst wohl zu müde, um eine weitere Strecke zurück zu legen." antwortete Jaymi zwischen zwi Schlucken Kaffee. "Wir haben einen Plan, wie wir dir helfen können." Sprang nun George ein. "Ach, und wie wollt ihr das anstellen? Wollt ihr mich an mein Bett fesseln, oder was?" George guckte ihn gespielt schockiert an. "Was, sicher nicht! Wir bleiben in Zweierteams wach, jedes Team so für drei oder vier Stunden und passen so auf dich auf. Wenn du dann Schlafwandelst, begleiten wir dich und bringen dich sicher wieder zurück." JJ nickte zustimmend. "Ja, das könnte funktionieren, super Idee, echt."

Nachdem dieses Detail geklärt war, widmeten sich alle ihrem Frühstück und Ruhe kehrte ein. Nach dem Frühstück begann Jaymi, den alle Daddy nannten, den Tag zu planen. "Also, JJ und Josh, ihr werdet Einkaufen fahren, hier ist die Liste. Ich werde hier ein wenig aufräumen, putzen und die Wäsche waschen und George und Amelie, ihr könnt einen Weihnachtsbaum aussuchen gehen." Alle nickten zustimmend, keiner wagte es, Daddy zu widersprechen.

Carry You (A Union J Fan Fiction, Deutsch)-> wird überarbeitet<-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt