3. Platz
Sein Denkknubbel pochte fürchterlich. Grunzend schlug er die Augen auf und drehte seinen schwerfälligen Körper herum. Wie immer starrte er auf steinerne Wände, nur waren es nicht die steinernen Wände, die Borg normalerweise sah, wenn er seine Augen auf machte. Gierig tastete er nach seiner Haudresche und fand sie neben sich. Ein tiefes Glucksen kam aus seinem Inneren, als er nach dem von ihm eigens zurecht gehauenen Stein griff und seine Hände das Schafsleder umfassten. Er erinnerte sich noch genau, wie das Schaaf geschmeckt hatte. Das Fleisch war noch warm gewesen, als ihm die Säfte über den Mund gelaufen waren.
Bei dem Gedanken an das ehemalige Futter grummelte es in der Mitte seines Körpers. Er brauchte Futter. Er hievte seinen unförmigen Körper nach oben und zog seine Haudresche mit. Schwankend stand er an dem fremden Ort aus Stein, was nicht sein Ort aus Stein war. Mit der Haudresche fuhr er die Wände entlang und schnaufte verächtlich: glatte Wände. Nicht rau und sandig, wie sie sein sollten. Komischer Schlafplatz.
Sein Denkknubbel sagte ihm, dass er hier eigentlich nicht ruhen würde und dass er das bisher auch nicht getan hatte. Andererseits tat sein Denkknubbel auch immer noch weh, er konnte sich also irren.
Dieser Schlafplatz war wenigstens hoch genug, sodass Borg einigermaßen gut stehen konnte. Doch er war völlig leer. Kein Fell zum Schlafen, keine Feuerstelle, keine Vorratsecke. Schade, denn getrocknetes Hammelfleisch würde ihn nun sehr glücklich machen.
Doch Borg hatte schon lange gelernt, dass man nur eines tun konnte, wenn man nichts zu Essen hatte: man musste Essen besorgen. Also suchte er den Ausgang der seltsamen Höhle, die ihm in allem viel zu glatt erschien. Er entdeckte das Licht von Feuer, das durch eine Öffnung in einer der Wände schien. Auch diese Öffnung kam Borg seltsam unnatürlich vor, so als ob etwas einen Kasten durch den Fels gezwängt hatte. Dabei hatte man nicht gerade großzügig gearbeitet. Borg passte nicht durch.
Immer wieder blieb er mit den Schultern stecken, was komisch war, denn seine Arme und seine Haudresche passten ja durch. Nur sein Körper wollte nicht. Aber irgendwie musste er ja auch hier rein gekommen sein, also machte er stoisch weiter. Aber egal wie sehr er sich drehte, er passte nicht hindurch.
Plötzlich hielt er inne. Er sog scharf die Luft ein und witterte nach dem Geruch, den sein Denkknubbel nun verarbeitete. Er roch Essen. Fleisch, gutes Fleisch.
Die Aussicht auf Futter spornte ihn an. Er streckte sich und schwang seine Haudresche kräftig gegen die Rahmen der Öffnung. Seine Ungeduld und sein Hunger gaben ihm Kraft den widerspenstigen Stein zu bearbeiten. Immer größere Brocken platzten ab, jedoch bekam auch in seiner Haudresche einige Kerben. Sie würde aber nicht brechen, da war Borg sicher. Er hatte sie selbst gemacht an seinem Reifetag. Wochenlang hatte er nach gutem Stein gesucht, bis er Material für seine Haudresche gefunden hatte. Er hatte es gewählt, weil es so schön glänzte, wenn man es in das Licht des Feuers hält. Kaum ein Stein glänzt, doch seine Haudresche tat es und war deshalb etwas Besonderes.
Bald war er von Staub bedeckt, der sich in die Furchen seiner Haut verfangen hatte und seine fahle Haut weißlich färbte. Das Hämmern war anstrengend, doch die Öffnung wurde zusehends größer. Schließlich war Borg zufrieden und er versuchte erneut die kleine Höhle zu verlassen; diesmal passte er durch.
Außerhalb der seltsamen Höhle sah es beinahe genauso aus. Einzelne Feuer schwebten an den ebenso glatten Wänden und erhellten den Weg. Die Decke war jedoch höher, sodass er sich zur vollen Größe strecken konnte und nicht mehr gezwungen war leicht gebückt zu stehen.
Die Wände waren durchbrochen und waren in ihren Löchern mit seltsamen Zeug gefüllt, das einen unwirklichen Schein hatte. Borg trat näher und roch daran, konnte jedoch keinen besonderen Geruch wahrnehmen. Als er jedoch nun aus der Nähe hinein sah, erkannte er einen Rivalen. Ein anderer Troll war hier und er stand direkt vor ihm. Borg brüllte und verzog angriffslustig das Gesicht. Er hatte keine Zeit sich darüber zu wundern, weshalb er den anderen Troll bisher nicht gewittert hatte oder wie er es geschafft hatte so dicht an ihn heran zu kommen. Der Rivale tat es ihm nach und hob seine hässliche Haudresche. Borg hielt dagegen und hämmerte mit Gegrunzte auf den winzigen Denkknubbel des Rivalen ein.
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Kurzgeschichten aus der Welt von Harry Potter - HP One Shots
FanfictionJedes einzelne Kapitel ist eine Einsendung für die monatlichen Wettbewerbe auf Zauberhogwarts.de. Jeden Monat gibt es dort die Möglichkeit zu einem festgelegten Thema einen One-Shot zu schreiben. Der Titel des Kapitels wird das jeweilige Thema sein...