Bewitched Award Gewinner - Verschont mich bitte noch ein weiteres Jahr

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Einsendung für den Bewitched_Award zum Thema "Tom's Weihnachten".

Ich habe mich für ein etwas anderes Setting entschieden und ein frühes Weihnachten geschildert, wie es Tom vielleicht in seinen Kindheitstagen erlebt haben könnte. Jede Meinung oder Aussage in dem Text muss weder die meine, noch die von Rowling widerspiegeln und wurde von mir im Glauben geschrieben, dass der Charakter Tom Riddle so denken und reden würde.

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Den Kopf auf dem kargen Fensterbrett gestützt, schaute er aus dem Fenster. Der Dreck des Jahres hatte sich dort gebildet, und man sah sie Außenwelt eher wie durch schmutziges Wasser, doch trotzdem erkannte er den schweren Schneefall, der London nun seit Tagen heimsuchte. Man konnte völlig das Zeitgefühl verlieren, ob es nun noch Mittag war, oder aber bereits später Abend. Nichts war zu sehen außer dunkelgrauen Schlieren und dem vereinzelten Aufblitzen flackernder Lampen, die versuchten ein wenig Licht durch das Gestöbert zu spenden.

Menschen mit gesundem Verstand verirrten sich kaum auf die Straßen, umso unverständlicher war es für ihn, dass man ihn nun zwang dort hinaus zu gehen.

Mit einem Ruck stieß er sich ab, nur um sich schwungvoll auf sein Bett zu setzen, was das einzige Möbelstück in seinem Zimmer war, wenn man von dem von Holzwürmern zerfressen Schrank, in dem eine Handvoll Kleider hingen, und von dem Brett, das sich Tisch schimpfte, absah. Er hätte schon längst in den geliehenen Anzug schlüpfen sollen, doch er hasste alles an ihm: Die Hose, die eigentlich viel zu lang war und mit ein paar Nadeln umgeschlagen worden war, die bei jedem Schritt schmerzhaft gegen seinen Knöchel drücken würden. Das ausgewaschene Hemd, das schon gar nicht mehr gebügelt werden konnte, so steif war es durch das viele Waschen geworden, und die sogenannte Jacke, die irgendwann vielleicht einmal dick genug gewesen war, um jemandem warm zu halten, doch nun mehr aus Flicken und gestopften Löcher bestand.

Seine Tür ging auf und Mrs Cole, die sich bereits in ihre edlen Kleider gezwängt hatte, trat mit einem Seufzen ein.

"Tom, du bist ja noch immer nicht angezogen. Beeil dich, Kind, wir müssen los." Kurz warf sie ihm einen Blick zu, der wohl vorwurfsvoll hatte sein sollen, doch Tom hätte es lieber gesehen, wenn sie sich entschuldigt hätte wieder einmal ohne zu klopfen herein geplatzt zu sein.

Noch etwas, dass er hasst, und an das er sich wohl auch nie gewöhnen würde. Die anderen Kinder saßen immer beisammen, schrien und kreischten in ihren Zimmern, klopfen war bei ihnen nicht nötig, die hörten das sowieso nie. Tom hingegen schätzte seine Ruhe. Er schätzte es auch, wenn man seine Ruhe respektiert.

Respekt wurde hier großgeschrieben, allerdings nur, wenn es um die Wünsche und Forderungen von Mrs Cole und den alten Nonnen ging. Respekt war etwas, das sie anderen geben mussten, auf das sie selbst aber verzichten mussten.

Ob er diese dämliche Verkleidung, die unachtsam von ihm auf sein Bett geworfen worden war, anziehen wollte, darauf wurde keine Rücksicht genommen. Man verlangte es.

Wieder wurde die Tür aufgerissen. "Tom Riddle, wenn ich noch einmal herein kommen muss, bringe ich den Ledergürtel mit!"

"Ja, Mrs Cole."

An jedem anderen Tag im Jahr wäre sie jetzt schon das Gesicht zur Fratze verzogen mit dem Ledergürtel fest in der Hand auf ihn zu marschiert, weil er nicht sofort getan hatte, was sie verlangte. Martha, die junge Krankenschwester, tat nichts anderes hier im Waisenhaus, als entzündete Striemen am Rücken der Kinder mit einer Creme zu versorgen, die aus den übel riechendsten Substanzen hergestellt war. Nie in das Gesicht zielen, darauf bestand der alte Wool, der keine schlechte Werbung für sein Waisenhaus wollte.

Kurzgeschichten aus der Welt von Harry Potter - HP One ShotsWhere stories live. Discover now