Kurzgeschichten aus der Welt von Harry Potter - HP One Shots

"Professor."

AN:

Das hier ist ein Themenwunsch, der mir von außen "zugetragen" worden ist. Es kam die Bitte, einen OneShot mit Minerva und Severus zu schreiben. Einschränkungen gab es keine, nur ein OneShot mit den beiden als Hauptakteure. Da ich die Freundschaft zwischen Severus und Minerva sehr schätze und das eine gute Gelegenheit war den Charakter von Snape zu übern, habe ich diesen OneShot gerne geschrieben. Wir steigen zeitlich etwas früher in seiner Karriere als Lehrer ein :)

Das Bild, das ich als Header benutzt habe, stammt von HapticMimesis und ist auf deviantart zu finden.

_____________

Lustlos stocherte er in seinem Essen, von dem sich sowieso nicht viel auf seinem Teller befand. Sein Appetit war noch nie groß gewesen, das hatte er sich bei dem engen Kapital, das seiner Familie zur Verfügung gestanden hatte, gar nicht erlauben dürfen, und obwohl das Schloss besonders zu Festessen jede erdenkliche Mahlzeit auftischte, genügte ihm meisten Brot mit etwas Soße und Kartoffeln. Doch heute wollte er noch nicht einmal das.

Vor ihm schnatterten und quakten die Schüler, die sich sicherlich gegenseitig erzählten wie toll ihre Ferien gewesen waren.

Schnaubend legte er das unbenutzte Besteck zur Seite und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. An die Aussicht von der Amphore hatte er sich mittlerweile gewöhnt, auch wenn er einen Platz als anonymer Schüler irgendwo in der Menge bevorzugt hatte. Dort hatte er sich nicht ständig wie Freiwild gefühlt, das den Zuschauern zum Abschlachten präsentiert wurde. Oder aber wie ein Gefangener, der vor dem Zaubergamot vorgeführt wurde. Letzteres war eine Erfahrung, die er nie wieder machen wollte, wobei er nicht umhin kam daran zu denken, wann immer er hier am Lehrertisch Platz nahm.

Viele der jüngeren und neuen Schüler glotzen von Zeit zu Zeit hinauf zu ihm, nur um beschämt den Kopf zu wenden als sie sahen, dass er ihre Blicke bemerkt hatte. Er wusste, dass man hinter seinem Rücken tuschelte. Nicht nur die Schüler, sondern auch viele seiner neuen "Kollegen". Er, der Todesser, der vermeintliche Mörder und Verräter, der nun hier auf Wunsch Professor Dumbledores unterrichtete. Niemand wagte es sein Misstrauen ihm gegenüber laut auszusprechen, allein aus Respekt für den Schulleiter; vielleicht aber auch aus Angst. Es war ein offenes Geheimnis, dass Severus Snape eher widerwillig den Posten des Zaubertranklehrers angenommen hatte. Die Umstände blieben wie von Professor Dumbledore versprochen vertraulich, doch Severus zeigte jeden Tag aufs Neue, wie ungern er hier war.

Wieder glitt sein Blick über die Schüler, wobei er dieses Mal am Slytherintisch hängen blieb. Seinen Schülern, dachte er verächtlich und hätte beinahe gelacht über diese Aussage. Einige seiner "Schüler" waren nur wenig jünger als er selbst. Würde er nicht seine Roben tragen, könnte man ihn auf den Gängen für einen Schüler halten. Dennoch sprachen sie ihn mit "Professor" an.

"Severus", hörte er seinen Namen und drehte sich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Ungehalten sah er, wie die schlanke Hand seiner Kollegin sich auf seine Schulter legte. Er widerstand dem Drang sie abzuschütteln und erwiderte stattdessen den Gruß.

"Professor McGonagall, was kann ich für Sie tun?" Seine Worte waren ohne Emotion gesprochen, und für ihn war es eine rhetorische Frage. Kaum einer bemühte sich um ein Gespräch mit ihm, worum er sogar ganz glücklich war. Wenn er schon hier sein musste, blieb er am liebsten für sich, wann immer ihm eine ruhige Minute erlaubt war. Merlin wusste, dass dies nicht oft vorkam.

McGonagall überging seine Laune, wie sie es oft tat, und setzte sich auf den freien Stuhl neben ihm, was ihr einen weiteren Seitenblick von Severus einbrachte.

Severus hatte sich den Platz am äußeren Rand des Tisches ausgesucht, wo man weitestgehend ungestört blieb. Immerhin hatte er darauf Einfluss nehmen können, wenn auch auf sonst nichts anderes.