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*Zeitsprung zum 1. September*

Ich höre ein leises Miauen neben meinem Kopf und schlagartig wache ich auf. Mein Wecker zeigt erst 6:00 an und Felicita leckt mir über meinen Handrücken. Sanft streichle ich über ihren Kopf und springe kurz darauf aus meinem Bett, als mir klar wird, dass es heute endlich nach Hogwarts geht. Seit dem Tag, an dem wir in der Winkelgasse waren, was ungefähr eine Woche her ist, warte ich sehnsüchtig und doch traurig auf diesen Tag. Im Moment durchflutet mich aber nur ein Gefühl der Freude und deswegen hüpfe ich ins Badezimmer und mache mich fertig. Als ich mir meine Haare zu einem Zopf geflochten habe, mich mit einer weißen Hose, einem royalblauen Trägertop und darüber einem weißen Cardigan bekleidet habe, renne ich ins Zimmer von Sam.
"SAMUEL! BRUDERHERZ! SAMMY! JETZT STEH ENDLICH AUF, DU SCHLAFMÜTZE!", kreische ich fröhlich und springe dann auf seinem Bett herum, bis mich ein Polster, der mich durch den harten Wurf aus dem Gleichgewicht bringt, trifft und ich mich deswegen einfach auf Sam drauf fallen lasse. "Emily, ses bist gschad mol sechs Luhr dreilig. Wie schann nam um liese Ruhrseit soo runter lwin. Ach, mass fich taren. Su rist weben Schowarts, wo ses keute lingiht, so aufherekt?", murmelt er unverständlich in sein Kissen, aber ich als seine Schwester versteh ihn trotzdem dank jahrelanger Erfahrung. "Bingo! Und deswegen stehst du jetzt auf, machst dich fertig und kommst dann runter zum Frühstück", lache ich, während ich ihn aus dem Bett schubse. Mit einem Grummeln verzieht er sich ins Bad und ich tapse hinunter ins Esszimmer, wo ich Tee und Kaffee, Kakao und frischen Orangensaft mache. Um Punkt sieben Uhr gesellen sich meine Eltern mit meinem noch gähnenden Bruder zu mir. Lachend und mit vielen Fragen, die hauptsächlich von mir kommen, essen wir genüsslich die Torte, die meine Mutter für uns zum Abschied gebacken hat und trinken meine, mit Liebe zubereiteten, Getränke.
So gegen acht Uhr sind wir fertig mit essen und abwaschen und unsere Mama verlangt, dass wir unter der Anwesenheit von einem Elternteil unsere Koffer noch einmal kontrollieren sollen. Gesagt, getan und eine halbe Stunde später stehen diese unten vor der Haustür mit dem Käfig von Evelyn, der Schleiereule von Samuel, oben drauf. Ich habe vor, Felicita einfach zu tragen, da sie noch sehr jung und klein ist. Wir beschließen, dass wir gegen neun Uhr schon unser Zuhause verlassen, weil Mum und Dad noch zu unseren Großeltern fahren wollen, bevor wir Kinder sie bis Weihnachten nicht mehr sehen. Bei ihnen angekommen, erzählt uns das alte liebe Ehepaar von ihrer Zeit in Hogwarts und wie sie sich dort kennen gelernt haben.
Jedoch vergeht die Zeit zu schnell und schon ist es halb Elf. Ich verabschiede mich mit einer dicken Umarmung von meiner Oma und meinem Opa und kurz darauf appariert Mama mit mir, meinem Gepäck und Felicita zum Bahnhof King's Cross und einen Wimpernschlag später stehen auch Papa und Samuel hinter uns. Zu viert gehen wir zu einer Säule zwischen Gleis 9 und Gleis 10. "Ich geh als Erster. Muss diesem Angsthasen schließlich zeigen, wie man zum richtigen Bahnsteig kommt", sagt meine Bruder voller Stolz und Scherz und schon läuft er los. Nachdem er verschwunden ist, laufe ich ihm hinterher und einen Moment später stehe ich am Gleis 9 3/4 und betrachte staunend die dort stehende rotschwarze Dampflokomotive. "Beeindruckend, nicht wahr? Willkommen in der Zaubererwelt", ertönt es hinter mir von meinem Vater und Mutter schiebt uns mit einer Hand am Rücken vorwärts.
"Ich hab euch lieb. Tschüss und viel Spaß ohne uns", verabschiedet sich mein Bruder von unseren Eltern und schon verschwindet er in der Menge, wahrscheinlich um seine Freunde zu suchen. "Du solltest auch langsam einsteigen. Es ist schon zehn vor Elf und wir wollen doch, dass du noch rechtzeitig einsteigst", sagt meine Mum zum Abschied, drückt mich ganz fest und gibt mir noch einen Kuss auf die Stirn. Mein Dad macht genau dasselbe und mit zögernden Schritten steige ich in den Zug ein und kurz darauf fährt er ab. Lächelnd winke ich noch meinen eng beieinanderstehenden Eltern zu, bis die Lok ein Kurve macht und ich sie nicht mehr sehen kann. Ich nehme meinen Koffer, setze mir Feli auf die Schultern und schon mache ich mich auf die Suche nach einem freien Abteil und denke dabei nur noch freudig an Hogwarts und was mich alles dort erwarten wird.

Emily SaphireWo Geschichten leben. Entdecke jetzt