Tillia

59 5 5
                                    

Gelangweilt stand er am Tresen der Bar und blickte durch das schmutzige Fenster nach draußen. Bald würde Julia hoffentlich da sein, sie hatten sich für sieben Uhr Abends verabredet gewesen, allerdings war er bewusst erst etwas später gekommen.
Denn jetzt waren es bereits halb und sie war immer noch nicht da.

Gerade als er überlegte, ihr eine Nachricht zu schreiben, stolperte sie herein.
"Sorry, ich hab den Bus verpasst und dann musste ich das Auto nehmen und du weißt ja wie alt die Kiste ist. Außerdem sind die Parkplätze hier echt viel zu wenig!"

Ein Blick nach draußen bestätigte Till, dass genau vor der Tür einige Lücken frei waren.
Julia bemerkte wie er durch das Fenster schaute und verteidigte sich zugleich: "Die waren zu eng und eben stand da auch noch ein Auto"

"Du hast einen Ford Fiesta", bemerkte er trocken.

"Du bist doof", meinte sie bloß und streckte ihm, ihre Zunge raus.
Er konterte meisterhaft, mit einem "Selber!"'

Sie beide waren so erwachsen..

Also die beiden älteren Herrschaften, die in der Ecke, an einem runden Tisch, Karten spielten.
Till würde sich und Julia, nicht mal sarkastisch und im Traum, als erwachsen bezeichnen.
Sie waren genauso erwachsen, wie ein sieben jähriger, der mit Silvester Böllern im Wald spielt. Im Hochsommer.
Andererseits, das war eher dumm. Und dumme Erwachsene gab es tausende.
Und rechtlich gesehen, waren sie beide volljährig.

Er musste wohl reichlich dumm geschaut haben, denn Julia boxte ihn in die Seite:
"Hallo, Erde an Herr Brummer, hören sie mich? Ich hab dich gefragt, was du an Weihnachten machst? "

Er nickte, schüttelte kurz den Kopf und widmete seine Aufmerksamkeit wieder Julia.
Das mit Weihnachten, war eine gute Frage. Klar Heiligabend bei der Familie und später noch sie ganzen weggezogenen Freunde besuchen, zweite Weihnachten sah jedoch eher spärlich aus.
Was er ihr auch mitteilte.

Woraufhin sie begann zu erzählen:"Also, du weißt ja, meine Familie wohnt nicht hier"
Natürlich wusste er das, was er durch ein zustimmendes nicken ausdrückte, hörte ihr dann aber weiter zu.
"Deswegen, wollte ich fragen, ob ich vielleicht mit euch feiern könnte. Die sind dieses Jahr weg und ehrlich gesagt, ist es mir auch zu teuer, dahin zu fahren. Du weißt das ich mit der Wohnung und allem, eh schon immer knapp bei Kasse bin, jetzt vor Weihnachten eh", klagte sie ihm.

Klar, zum einen fraß die Karre den Sprit geradezu, vermutlich war etwas kaputt. Er wusste aber, das sie schon alleine aus Angst vor den möglichen Reparaturkosten, nicht in die Werkstatt ging.
Dazu kam die Tatsache, dass das kleine Café in dem sie nebenbei gekellnert hatte, um über die Runden zu kommen, leider zu machen musste.

Jetzt blieb ihr nur noch, ihr kleines Gehalt, als Auszubildende.
Ihre Eltern unterstützen sie zwar etwas, nur auch die, hatten keinen Baum, an dem die Kohle wuchs.
Sein schon öfters angebotenes Geld, lehnte sie strickt ab.

Julia schaute ihn fragend an, da viel ihm auf, das er noch gar nicht, auf ihre Frage geantwortet hatte.

"Natürlich geht das! Du weißt doch, wie sehr dich alle mögen. Felix würde dich vermutlich sofort als kleine Schwester aufnehmen, nachdem unsere Eltern dich adoptiert haben", stellte er klar.

Sie lachte leise:" Also das wäre etwas zu viel des guten. Aber danke. Till?"

"Hm?", brummte er.

"Ich hab dich lieb", meinte sie und umarmte ihn.

Manchmal brauchte es nur kleine Gesten um zu zeigen, wie wichtig einem der andere war.
Menschen die einem diese manchmal entgegen brachten, waren Gold wert.
Und Till wurde gerade klar,
Julia war einfach super.

Für xUnperfektx

Dings und Bums Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt