Kapitel 7

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Wo war ich?

Ich sah mich um.

Alle Wände waren weiß und auf einem großen Schild stand Station 8 – Intensivstation.

Ich war in einem Krankenhaus.

Aber wie kam ich hier hin?

Als ich an mir herunter sah, bemerkte ich, dass ich einen weißen Kitel trugen und dazu weiße Überzieher, über den Schuhen.

Vor meinem Mund war ein Mundschutz und meine Haare waren unter einer weißen Haube versteckt.

Wie von selbst gingen meine Beine auf eine Tür zu.

Ich trat ein, ohne anzuklopfen.

Das Zimmer war genauso wie der Rest des Krankenhauses weiß gestrichen.

Auch die Einrichtung war in weiß gehalten.

Mitten im Raum stand ein Bett und darum unzählige Geräte.

In dem Bett lag ein Mensch.

Er kam mir bekannt vor.

Aus Neugierde ging ich auf das Bett zu.

Die Person, die in dem Bett lag, war an mehreren Gerätschaften angeschlossen.

Ich konnte einige Infusionen sehen.

Durch eine Infusion tropfte eine rote Flüssigkeit.

Ich vermutete, dass es Blut war.

Ich sah mir die Person, die in dem Bett lag genauer an.

Als ich sie jedoch erkannt, ging ich einige Schritte taumelnd rückwärts und stolperte über irgendein Gerät.

Die Person vor mir war mein Opa.

Schreiend und schweißgebadet wachte ich auf. Okay, ganz ruhig Jacky. Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Es war ein Traum. Nur ein Traum. Aber der Traum hatte sich echt angefühlt. Verdammt echt.  Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen.

„Prinzessin!“, mein Vater stand auf einmal vor mir.

Ich fiel ihm weinend in den Arm.

„Es war so schlimm, Dad“, schluchzte ich.

„Pscht. Alles ist gut. Du bist in deinem Bett. Nichts und niemand kann dir etwas. Ich bin bei dir und beschützte dich“, versuchte er mich zu beruhigen.

„Was ist passiert? Möchtest du es mir erzählen?“, fragte er, nachdem ich mich ein bisschen beruhigt hatte.

Ich erzählte ihm von meinem Traum. Davon, dass ich in einem Krankenhaus war, bis über das Krankenzimmer, das Bett und Opa. Er hörte mir zu, ohne ein Wort zu sagen. Auch als ich zu Ende erzählt hatte, sagte er nichts.

„Dad?“, fragte ich deshalb.

„Mhhh“, machte er.

„Was ist mit Opa? Geht es ihm gut. Wisst ihr etwas was ich nicht weiß? Das war nämlich der zweite Traum in kurzer Zeit und immer geht es Opa schlecht.“

„Weißt du Jacky. Dein Opa ist ein alter Mann. Du weißt ja, dass er sich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen hat und im Krankenhaus hat er sich dann zu allem Übel einen Krankenhauskeim eingefangen. Ihm geht es zurzeit sehr schlecht. Wir wollten euch und vor allem dich nicht damit belasten und haben deshalb nicht gesagt. Aber die Chancen stehen nicht gut.“

Wie bitte? Mein Opa müsste wahrscheinlich sterben. Nicht jetzt. Ich wollte ihm noch so viel erzählen und ihn noch so viel fragen. Es war immer schwierig mit meinen Opa zu reden, da er nicht gut hörte und über vieles nachdenken musste, was er sagen wollte, doch ich hatte ihn wirklich gern im Altenheim besucht. Und jetzt sollte alles vorbei sein? Ich wollte und konnte es nicht verstehen. Ich sprang von meinem Bett auf und rannte nach unten, durch die Haustür und in den früher Morgen. Ich lief so schnell, wie mich meine Beine tragen konnten. Da wir Mitte Juli hatten war es angenehm warm draußen. Ein leichter Wind wehte. Die ersten Vögel fingen an zu zwitschern und die Sonne ging langsam auf. Es versprach ein wirklich schöner Tag zu werden. Doch für mich würde es der schlimmste Tag in meinen Leben werden. Mein Opa war niemals mein richtiger Opa, doch für mich war es trotzdem. Mein richtiger Opa, der Vater meines Vaters, starb schon bevor ich überhaupt geboren worden war. Und Opa kannte ich seit meiner Geburt, deshalb war es ganz normal für mich gewesen zu ihm Opa zu sagen. Auch als ich erfahren hatte, dass mein Opa nur mein Stief-Opa war, war es mir egal. Ich wusste, dass er uns über alles liebte und alles für uns getan hätte und nur der Gedanke zählte für mich. Zwar hatte Dad viel von seinem Vater erzählt und so hatte ich auch das Gefühl ihn ein wenig gekannt zu haben. Darum hatte ich oft früher erzählt, ich hätte drei Opas die auf mich aufpassen. Zwei auf der Erde und einer der immer von oben auf mich hinab sah.

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