Onkel Fred

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Nachdem mein Zusammenbruch im Bad überwunden war, hatte George mich ins sein Bett getragen und noch etwas beruhigt, bevor er wieder eingeschlafen war. Mich hingegen ließen die Gedanken einfach nicht mehr los.

Nach gut einer Stunde, in der ich nur die Wand neben mir angestarrt und George beim Atmen zugehört hatte, klingelte es plötzlich an der Tür. Ich beschloss anfangs nicht hinzugehen und zu hoffen, dass George aufwachen würde.

Als es schließlich aber zum zweiten Mal klingelte und George nicht so aussah, als würde er sich bewegen, stand ich auf und ging, nachdem ich kurz nochmal in den Spiegel sah, um zu checken, ob ich noch sehr verweint aussah, zur Tür.

Als ich die Tür geöffnet hatte, riss ich erschrocken die Augen auf. Dort standen Ginny, Harry und der kleine James im Kinderwagen. James Sirius Potter. Dem Kleinen wurde jetzt schon nachgesagt, dass er viel von Harry hatte, war nur an den Haaren lag, da er sonst durch und durch die Weasley-Gene hatte. Von seinen Augen, bis hin zu den Sommersprossen und dem rundlichen Gesicht.

Ich wurde aus meine Gedanken gerissen, als sich eine Hand auf meine Hüfte legte. Ich schüttelte kurz den Kopf, um meine Gedanken zu ordnen, als ich Harrys und Ginnys verblüfften Blick sah. Dieser huschte immer wieder, wenn auch nicht gewollt, auffällig zu Georges Gesicht, zurück zu meinem und dann auf die Hand die auf meiner Hüfte lag.

Ginny fasste sich als Erste wieder und murmelte eine freundliche Begrüßung, immer noch sichtlich verwirrt über die Situation, die sich vor ihr abspielte.

Man sah ihr an, dass sie versuchte gekonnt zu überspielen, wie unangenehm es ihr nun war. Immerhin hatte sie keine Ahnung, was hier gerade passierte.

„Kommt rein", meinte George dann schnell.

Wir gingen direkt in die Küche, welche irgendwie von Anfang an die Anlaufstelle für alle Gäste geworden war.

Sehr darauf bedacht ja keine unangebrachte Frage zu stellen, begannen wir mit etwas Smalltalk, was jedoch keinesfalls dazu führte, diese immer noch unangenehme Stimmung beiseite zu schieben.

Ich entschied mich deswegen, nachdem ich Ginny um Erlaubnis gebeten hatte, mit James ins Wohnzimmer zu verschwinden. Ich nahm den Kleinen auf den Arm und kuschelte mich mit ihm auf die Couch, welche ich mit Fred und George zusammen ausgesucht hatte, als sie diese Wohnung einrichteten.

„Ich werde nie wieder von dieser Couch aufstehen.", murmelte Fred in die Kissen, des großen Sofas, welches wir heute gekauft hatten.

„Wirst du wohl oder übel müssen, wenn du einen Laden schmeißen willst.", murmelte ich grinsend und umklammerte George etwas fester.

„Vielleicht lassen wir die Couch auch einfach im Laden herumschweben und verlassen sie so nie mehr.", meinte George scherzend und drückte mir schließlich einen Kuss auf den Kopf, während ich über die Vorstellung der schwebenden Couch schmunzelte.

Als ich bemerkte, dass James unruhig durch die Stille wurde, entschied ich mich ihm eine Geschichte zu erzählen.

Lange fiel mir nichts ein, bis mir auf einmal etwas in den Kopf kam.

„James.", begann ich, „Ich möchte dir jetzt etwas über eine sehr besondere Person erzählen. Fred Weasley, dein Onkel. Ich hab ihn immer Freddy genannt, wenn mir etwas unangenehm war oder wenn ich ihm drohen wollte. In meinem ersten Jahr konnte ich Fred und George nicht auseinander halten. Sie sahen, wenn man sich nicht mit Ihnen beschäftigt hatte, echt identisch aus. Aber dann, eines Tages habe ich, als ich deinen Onkel George umarmt habe, ein kleines Muttermal an seinem Hals entdeckt, was Fred nicht hatte. Eigentlich konnte ich sie ab meinem zweiten Jahr ganz gut auseinander halten, da ich mich ohnehin in George verguckt hatte und er ganz anders auf mich wirkte wie Fred. Glaub' mir wenn ich sage, dass Fred, nachdem ein dunkler Bösewicht zurück gekehrt ist, immer alles dafür getan hat, dass er vor deiner Mom mutig wirkte, da er Angst hatte, dass sie Angst bekam. Aber mal ehrlich, er hat es nie vollkommen geschafft seine Angst zu verstecken. Letztendlich sind wir doch alle nur Menschlich. Durch und durch menschlich. Ich würde sagen vollkommen menschlich. Das ist deinem Onkel auch zum Verhängnis geworden. Er starb durch eine Explosion. Auch wenn es jetzt nach über 3 Jahren immer noch sehr weh tut, kann ich sagen, dass er nicht umsonst gestorben ist. Er ist als Held gestorben und du kannst so stolz sein, ihn deinen Onkel nennen zu dürfen."

James quiekte leicht, als er zur Tür sah. Dort stand Ginny, welche mich warm anlächelte und flüsterte: „Das ist alles so wahr."

Sie setzte sich neben mich und nahm James in ihre Arme.

„Manchmal wünsche ich mir, dass er noch hier wäre, um blöde Witze über Harry und mich zu machen, auch wenn sie nie ernst gemeint waren. Ich vermisse ihn.", flüsterte Ginny.

Ich legte einen Arm um sie und erklärte: „Das tun wir alle. Ich glaube ohne George wäre heute Morgen schlimmeres passiert."

„Was ist denn passiert?", fragte Ginny und ich erzählte es ihr, auch wenn ich bestimmte Dinge heraus ließ, da diese Georges und meine privaten Momente sein sollten.

Für einen kurzen Moment fühlte ich mich in der Zeit zurückgeworfen, als Ginny und Fred mich weinend in der Bibliothek gefunden hatten, da ich mir meine Gefühle für George endlich eingestanden hatte.

Dusk Till Dawn|| George WeasleyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt