Kapitel 19

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Dina:

„Hey Dina, können wir kurz sprechen?", fragte mich Michael, als ich meine Hand an die Türklinke des Gästezimmers legte. Oh verdammt, ich will ihm doch aus dem Weg gehen. Was will er?„Okay, aber nur kurz. Ich bin total platt von heute und gestern hängt mir auch noch hinterher.", erklärte ich ihm etwas zögernd und er kam hinter mir ins Zimmer. „Also, was gibt es?", fragte ich, während ich aus meinen hohen Schuhe schlüpfte. Ich hatte mich auf die Bettkante gesetzt und schaute zu ihm nach oben. Was will er sagen? Will er mich anschreien, wegen Nate? Hat er das gestern schon getan? Mein Kopf brummte und ich zog die Augenbrauen etwas zusammen, um mich konzentrieren zu können. Verlegen kratzte er sich am Nacken, was mich nur noch mehr verwirrte.

„Wegen gestern..", begann er, doch ich musste ihn unterbrechen, denn er durfte auf keinen Fall wissen, dass ich nicht sauer auf ihn war, darauf, dass er Nate von mir gezogen hatte. Er würde denken, ich hätte das Ganze nur getan, um ihn eifersüchtig zu machen oder ähnliches. „Oh man, ich habe so gut wie Alles vergessen. Das Getränk, dass ich mir gemixt hatte, war wohl doch etwas stärker, als ich vermutet hatte.", sagte ich und Michael schaute mich verdutzt an. „Du kannst dich an nichts mehr erinnern?", hackte er nach, um sich nochmal richtig sicher sein zu können, dass ich genau das gesagt hatte. „Nicht an Alles. Das Letzte woran ich mich erinnern kann, war, dass ich mit Luke und Arzaylea gesprochen habe und danach ist Alles weg. Schon komisch, oder? Ich weiß nicht Mal mehr, wie ich ins Bett, geschweige denn in mein Zimmer gekommen bin.", log ich und hoffte, er würde die Lüge schlucken. Glücklicherweise tat er genau das, wobei ich sogar das Gefühl hatte, er wäre sogar froh über den Verlust meines Gedächtnisses. Was ist denn passiert, dass er froh darüber war? Das Letzte woran ich mich wirklich erinnern konnte, war wie er Nate von mir gezerrt hatte, doch danach war wirklich alles weg. Es hätte alles passiert sein können und ich konnte mich nicht mehr daran erinnern. Bei diesem Gedanken wurde mir irgendwie mulmig.

„Da fällt mir gerade noch was ein. Gute Nacht und schlaf schön!", sagte er und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Zimmer. Tolles Gespräch, wirklich!

Michael:

Ich atmete tief durch. Sie konnte sich wirklich an nichts erinnern, was gestern passiert war, was auch meine Eifersuchtsattacke und unseren Streit einschloss. Hoffentlich blieb das auch so, denn ich konnte mir nur ansatzweise ausmalen, was sie tun würde, wenn sie von meiner Beleidigung erfahren würde. Sie würde höchstwahrscheinlich total ausrasten und versuchen mich in Grund und Boden zu prügeln. Das konnte ich auch verstehen, denn es war echt hirnlos gewesen, sie als 'Schlampe' zu bezeichnen. Sie war alles andere als das und das wusste ich auch, trotzdem hatte ich das Wort gesagt und es taten mir unendlich Leid. Ich wollte das nicht, es kam einfach im Eifer des Gefechts über meine Lippen und vielleicht auch, da ich irgendwie eifersüchtig war, wie er sie zum Stöhnen gebracht hatte. Ihre Küsse waren viel intensiver als unserer und zählten wohl auch mehr für sie. Aber solange sie nicht von der Beschimpfung erfuhr, war ich erstmal sicher. Rians Worte hallten seit gestern Abend durch mein Kopf. 'Küss sie nochmal'. Ich fragte mich, ob sie wirklich vergessen würde, dass ich sie Schlampe genannt hatte, wenn ich das tat. Sollte ich sie wirklich nochmal küssen und riskieren, dass sie noch saurer werden würde, nur um mir klar darüber zu werden, was ich für sie empfand? Aber im Moment, konnte sie sich sowieso nicht daran erinnern, also würde ich mich um diese Frage dann kümmern, wenn es dazu kam.

(Nächster Morgen)

„Du Arschloch. Du kleiner Wichser. Ich bring dich um.", schrie Dina, nachdem sie die Tür zu meinem Zimmer mit einem lauten Geräusch geöffnet hatte. Verschlafen rieb ich mir die Augen, sie hatte mich aufgeweckt und schaute verwirrt in ihre Richtung, wo sie zum Angriff bereit und mit wütendem Gesichtsausdruck stand. Na toll, sie hatte sich wohl daran erinnert, was ich zu ihr gesagt hatte, weshalb wäre sie sonst so sauer auf mich? „Dina! Lass es mich erklären..", begann ich, doch sie unterbrach mich, indem sie sich auf mich warf und anfing auf mich einzuprügeln. Sie hatte ganz schön Kraft, weshalb ich mehrmals vor Schmerzen aufstöhnte. „Dina! Hör mir zu.", versuchte ich sie zu beruhigen, doch es funktionierte nicht. „Nein, verdammt! Ich habe dir genug Chancen gegeben. Ich spiele dein scheiß Spiel nicht mehr mit. Immer, wenn es wieder besser wird, verbockst du es. Aber diesmal bist du zu weit gegangen. Du hast mich eine Schlampe genannt und das bekommst du jetzt zurück.", schrie sie, hörte aber nicht auf mich mit ihren Fäusten in den Bauch und meine Brust zu boxen, wurde fast sogar noch stärker und ich wunderte mich wirklich, wie viel Power in ihr steckte.

Als sie mich schwer in der Lebergegend traf, wurde es mir zu viel und ich beschloss mich zu wehren. Ich nahm meine Hände von meinem Bauch, gab somit die Deckung auf, die mich vor schwereren Treffern beschützt hatte und griff nach ihren Unterarmen. Als sie merkte, was ich vorhatte, verpasste sie mir einen Schlag ins Gesicht, glücklicherweise nur mit der flachen Hand und nicht auch mit den Fäusten, sodass ich nicht schwerer verletzt wurde. Das lenkte mich aber nur kurz ab, ich schaffte es endlich sie zu fassen und hatte ihre Hände nun fest im Griff, trotzdem schaffte sie es, mich mit ihrem Ellbogen ein letztes Mal zu treffen. Um sie von noch mehr Angriffen abzuhalten, verlagerte ich mein Gewicht und schaffte es somit sie auf den Rücken zu drehen, sodass ich jetzt oben lag und die komplette Kontrolle über ihre obere Körperhälfte hatte. Ihre Arme immer noch in meinen Händen haltend, presste ich sie mit all meiner Kraft neben ihren Kopf. Ich war nur in Boxershort, sie ebenfalls nur in T-Shirt und kurzer Hose, wodurch meine Haut ihre berührte, was ein leichtes Kribbeln an jenen Stellen hinterließ. Obwohl ich versuchte meine Gedanken zu ordnen, bekam ich vorerst kein Wort raus.

„Michael! Lass mich los! Ich will dich verprügeln du kleiner.. du kleines.." Ihr fiel nichts ein. „Was Dina? Was bin ich? Huh? Sag es! Du kannst mich mit diesen Worten nicht mehr verletzen, als ich durch meine Eigenen schon bin.", schrie ich ihr ins Gesicht und ich konnte sehen, wie sich ihr Unterkiefer anspannte. „Du Dummarsch!", spuckte sie mir ins Gesicht und ich lachte spöttisch auf. „Ha, was besseres fällt dir nicht ein?", meinte ich und bereute es danach sofort. Verdammt Michael, mach es nicht schon schlimmer, als es sowieso schon ist! „Mmmiiiccchhhaaaeeelll!", schrie sie und hielt den Ton an. Die Frequenz nervte mich und ich musste sie irgendwie zum Schweigen bringen, sonst würde sie die Anderen noch wecken. Ich überlegte nicht lange, sondern presste einfach meine Lippen auf ihre.

Sofort verstummte der Ton und ihre Kiefer entspannten sich. Es war verblüffend, wie schnell ich sie nur durch die Berührung unserer Lippen beruhigen konnte. Meine Hände ließen etwas lockerer, um meinen Körper besser halten zu können, doch sie bewegte sich sowieso nicht. Langsam begann ich meinen Mund zu bewegen und sie stieg überraschenderweise gleich mit ein. Durch die Wirkung dieser Ablenkung konnte ich ihre Unterarme komplett loslassen und legte eine meiner Hände an ihre Hüfte, die Andere stützte meinen Körper ungefähr 10 Zentimeter über ihrem. Mit ihren Fingern griff sie um meinen Nacken und verschränkte sie leicht mit ein paar meiner Strähnen. Es war ein leidenschaftlicher Kuss, genauso, wie Rian es mir geraten hatte und ich steckte mein ganzes Herzblut hinein, sodass ich nach ein paar weiteren Sekunden merkte, wie sich ihre Lippen leicht öffneten. Doch anstatt meine Zunge mit ihrer zu vereinen, entfernte ich mein Gesicht von ihrem, was schwerer war, als ich gedacht hatte, trotzdem zog ich es durch. Ich schaute ihr tief in die Augen, ihre wunderschönen, blauen Augen und bekam sofort wieder Lust, sie zu küssen, doch stattdessen hielt ich mich an Rians Tipp und stand auf. Ohne auch nur einmal zurück zu schauen, verließ ich mein Zimmer und ging ins Bad. Das war mit Abstand der beste Kuss, den ich bis jetzt gehabt hatte.

Dumbass/{Michael Clifford}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt