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Nachdem Tom Lux bei mir abgeliefert hatte, warteten wir gemeinsam auf Harry. Wir vertrieben uns die Zeit damit, auf dem riesigen Bett herum zu springen und uns halb tot zu lachen. Als mein bester Freund schließlich an der Tür klopfte, öffnete ich ihm völlig außer Atem.
Amüsiert blickte er mich an, doch ich war schon wieder im Zimmer verschwunden und erneut auf’s Bett geklettert. Mit einem breiten Grinsen schloss Harry die Tür hinter sich. Er trug ein weißes Vest Top und – eine Seltenheit – eine dunkelgraue Jogginghose. Partnerlook.
Er stellte eine kleine Tüte auf den Nachttisch, schob sich die Schuhe von den Füßen und kletterte zu uns hinauf. Zu dritt sprangen wir nun wie die Wilden auf der Matratze umher. Solange, bis ich zu nah an die Kante kam und rückwärts vom Bett fiel. Mein Kopf traf hart auf den Boden und für einen kurzen Moment wurde mir schwarz vor Augen.
„Oh verdammt, Charlotte?“
Harry kniete sich neben mich und nahm meinen Kopf in seine Hände.
Ich blinzelte.
„Autsch.“
Ich setzte mich auf und er sah mich besorgt an. Ich rieb mir mit einer Hand über den Hinterkopf und begann dann zu lachen.
„Ich glaube wir sollten jetzt ein bisschen ruhiger machen.“
Harry setzte einen misstrauischen Blick auf. Er schien mir nicht zu glauben, dass es mir gut ging.
Ich verspürte jedoch nur ein bisschen Schwindel und war mir sicher, dass es nicht einmal eine Beule geben würde.
Lux hockte auf dem Bett und betrachtete das Geschehen mit weit aufgerissenen Augen.
Ich kletterte neben sie.
„So, wir gucken jetzt Arielle?“, fragte ich und jegliche Anspannung verschwand aus ihrem Blick.
Ich setzte mich mit ihr an das Kopfende des Bettes und wir lehnten uns in die Kissen.
Harry machte sich daran den Film einzulegen und kam dann zu uns herüber. Vom Fußende des Bettes schnappte er sich eine dünne Wolldecke und legte sie über Lux. Er legte sich auf ihre andere Seite und sie strahlte glücklich zwischen uns hin und her. Den Höhepunkt erreichte ihre Stimmung, als Harry ihr die Tüte reichte, die er mitgebracht hatte. Sie war randvoll mit Keksen.

Lux hatte es nicht geschafft den Film zu Ende zu gucken. Sie war eingeschlafen, bevor Sebastian die Krabbe das Lied „Küss sie doch“ sang. Als Arielle und Erik ins Wasser fielen, fühlte ich mich unweigerlich an die Situation mit Liam im Pool erinnert. Als ob er meine Gedanken gelesen hätte, spürte ich Harrys forschenden Blick auf mir.
„Du magst Liam.“, er hatte die Stimme gesenkt, um Lux nicht zu wecken und es entging mir nicht, dass es keine Frage war.
„Ich mag auch Luke und Niall und…“
Er schnitt mir das Wort ab.
„Du weißt genau, wie ich das meine, Char.“
Ich wurde rot und Harry setzte sich ein wenig aufrechter hin.
„Ich hab recht oder? Du stehst tatsächlich auf Liam.“
Mir war klar, dass es keinen Sinn hatte es zu leugnen. Er hatte mich sowieso schon durchschaut.
„Vielleicht ein kleines bisschen.“
Ein Grinsen schlich sich auf Harrys Gesicht.
„Solange dir niemand wichtiger ist als ich, ist alles gut.“
Ich drückte mir die Hand auf den Mund, um nicht allzu laut zu kichern.
„Du Spinner.“
Da fiel mir etwas ein.
„Natalie hat gesagt, dass es auf Twitter seit heute Gerüchte gibt, dass wir was miteinander hätten.“
Harry nahm sein iPhone vom Nachttisch und forschte sogleich neugierig nach.
Er begann zu glucksen.
„Ja, guck mal hier. Die haben Fotos von uns gemacht, wo wir zum Hotel zurück gelaufen sind und dann oben auf der Terrasse. Ich finde wir sehen gut zusammen aus.“
Er warf mir einen schelmischen Blick zu.
„Komm, wir heizen die Gerüchteküche weiter an.“, kicherte er wieder.
Wir legten uns so hin, dass unsere Gesichter in der Höhe von Lux blonden Haarschopf waren. Sie schlief seelenruhig weiter und so zogen wir die lustigsten Grimassen, bis Harry ein gutes Foto gemacht hatte.
Mit strahlendem Gesicht postete er das Bild auf instagram. Er schien das alles äußerst amüsant zu finden.
„Danke Hazza, sie werden mich jetzt alle hassen.“ Ich konnte trotzdem nicht umhin zu grinsen.
„Ach, wenn da ein Shitstorm kommt, ignorier ihn einfach. Wenn du irgendwann mal was mit Liam haben willst, musst du dich da sowieso dran gewöhnen.“
Darauf bedacht Lux nicht zu wecken, boxte ich ihm so feste wie möglich gegen die Schulter.
Nachdem Arielle fertig war, sah Harry mich erwartungsvoll an.
„Gucken wir noch einen? König der Löwen?“
Ich nickte und unterdrückte ein Gähnen. Ich wusste, dass ich nicht mehr lange würde wach bleiben können.
Irgendwann kuschelte ich mich ganz nah an Lux und schloss die Augen. Hakuna Matata lief in weiter Ferne und der angenehme und vertraute Geruch von Harry umfing mich. Im Halbschlaf bekam ich gerade noch mit, wie er auch mich in eine Decke hüllte, dann holte mich das Land der Träume ein.

Als ich am nächsten Morgen erwachte, hörte ich neben mir zwei Personen tief und gleichmäßig atmen. Moment… zwei? Ich öffnete die Augen.
Auf der einen Seite ärgerte ich mich, dass Natalie recht behalten hatte. Harry hatte tatsächlich in meinem Bett geschlafen. Doch auf der anderen Seite, war das Bild herzzerreißend süß.
Er lag auf dem Rücken und hatte einen Arm um Lux geschlungen, die seelenruhig an ihn gekuschelt schlief. Die Sache war nur, dass ich an Lux gekuschelt war und somit automatisch an Harrys Arm. Vorsichtig schälte ich mich aus der Gruppenumarmung und huschte ins Badezimmer. Nachdem ich mich frisch gemacht hatte und wieder zurück ins Zimmer kam, versuchte ich ganz sachte Harry zu wecken. So sehr ich ihn jedoch antippte oder schüttelte, er schlief einfach weiter.
Durch meine Aktion wurde stattdessen Lux wach. Ich strich ihr durch die Haare und bedeutete ihr leise zu sein, indem ich einen Finger an die Lippen legte. Dann hob ich sie aus Harrys Armen und setzte sie auf meine Hüfte. Noch immer wachte er nicht auf.
„Pass auf, Lux. Wir ärgern Harry jetzt.“
Sie rieb sich noch leicht verschlafen die Augen, kicherte jedoch bereits.
Ich trat wieder einen Schritt näher zu Harry und hielt ihm die Nase zu. Einen Moment lang passierte überhaupt nichts, dann riss er die Augen auf und schnappte nach Luft. Eine Sekunde später saß er kerzengerade im Bett.
Lux und ich fingen an zu lachen und nachdem er sich wieder gefangen hatte, stimmte er sogar mit ein. Durch ein Klopfen an der Tür wurden wir unterbrochen.
Lou war gekommen, um ihre Tochter abzuholen.
„War sie brav?“
Ich nickte. „Na klar.“
„Danke Charlotte. Mach doch heute mal einen Tag frei, was hältst du davon? Dann kannst du heute Abend mit den Jungs aufs Konzert gehen.“
„Das ist ne super Idee. Danke Lou. Wir sehen uns später.“
Als ich zurück ins Zimmer kam, hatte ich beinahe vergessen, dass Harry noch da war.
Er hatte sich wieder auf meinem Bett ausgestreckt und sah mich belustigt an. Da war doch was faul.
„Was ist?“, fragte ich misstrauisch.
„Nichts, nichts.“
Sein Grinsen wurde immer breiter.
„Harold Edward Styles, sag mir sofort, was du angestellt hast.“
Sein Blick glitt zu seinem iPhone und ich hechtete auf das Bett zu und schnappte danach, bevor er es zu fassen bekam. Ich wusste schon lange, dass sein Pin das Geburtsdatum von Lux war und so hatte ich das Smartphone in Nullkommanichts entsperrt. 
Schnell wurde ich auf instagram fündig. Während ich geschlafen hatte, hatte Harry Lux und mich fotografiert und das Foto hochgeladen. Zugegeben, das Bild war schön. Wir lagen eng aneinander gekuschelt unter der Wolldecke und Lux hatte ihre kleine Hand in meinen Haaren vergraben. Es sehr mehr als nur friedlich aus. Seine Überschrift zu dem Foto war zuckersüß: „Favourite Girls.“
Ich bemühte mich eine wütende Miene aufzusetzen, als ich den Blick hob und Harry ansah.
Doch er ließ sich nicht beirren.
„Du kannst sowieso nicht böse auf mich sein.“
Ich zog einen Schmollmund und er lachte, ehe er mich in eine feste Umarmung zog.
„Also heute Abend kommst du mit aufs Konzert. Und was machen wir noch bevor ich zum Soundcheck muss?“
Ich zuckte mit den Schultern und setze mich im Schneidersitz vor ihn.
„Ich wollte eigentlich bisschen Joggen gehen. Vorausgesetzt die Fans draußen, lassen mich am Leben, nachdem du mich jetzt als Favourite Girl betitelt hast.“
Er grinste ertappt.
„Wie gut, dass wir ein privates Fitnessstudio nur ein Stockwerk unter uns haben.“
Er stand auf.
„Aber ich glaub da geh ich nicht mit. Ich will lieber noch bisschen schlafen. Hab heute Nacht kein Auge zugemacht, weil jemand neben mir so laut geschnarcht hat.“
Empört starrte ich ihn an – „Ich schnarche nicht!!!“ – und warf ein Kissen nach ihm, welchem er gekonnt auswich und anschließend lachend aus meinem Zimmer verschwand.

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