Nachdem er verschwunden war, ließ ich mich stöhnend zurück aufs Bett fallen. Sofort umfing mich sein Geruch. Ich musste Grinsen. Er war schon echt eine ziemliche Schnitte. Ich konnte verstehen, warum Nati und noch so viele andere Mädchen auf ihn standen. Er war einfach ein Schatz.
Meine Gedanken glitten weiter zu Liam. Und zu Sophia. Ich mochte überhaupt nicht, wie sie mit ihm umging. Und ich mochte überhaupt nicht, dass mich das alles so beschäftigte.
Seufzend stand ich auf und suchte in meinem Koffer nach meinen Sportklamotten. Ich fischte meine Nike Hotpants und den passenden SportBH hervor und schlüpfte hinein. Da mir das ganze etwas zu gewagt war, kramte ich noch nach einem mintfarbenen Top, das perfekt mit meinen Sportschuhen harmonierte. Ich schnappte noch meinen iPod, ein Handtuch und meinen Zimmerschlüssel und verließ dann das Zimmer.
Ich würde, wie Harry es vorgeschlagen hatte das Fitnessstudio aufsuchen. Draußen war es wahrscheinlich sowieso zu warm zum Joggen.
Als jedoch vor den Türen zum Studio stand, wollte man mich nicht hinein lassen. Scheinbar dachten die „Türsteher“ ich wäre ein verrückter Fan. Ich diskutierte schon beinahe 5 Minuten mit dem riesigen Typ vor mir, als ich eine vertraute Stimme hörte.
„Sie gehört zu mir.“
Ich schluckte und drehte mich um. Vor mir stand Liam.
Der Typ schloss den Mund, nickte mir entschuldigend zu und ließ uns dann vorbei. Ich war versucht ihm die Zunge herauszustrecken, verkniff es mir jedoch.
„Danke.“, sagte ich stattdessen an Liam gewandt und er lächelte.
„Heute mal ohne Harry unterwegs? Ihr beiden steckt doch sonst immer zusammen.“
Ich wurde rot.
„Naja, wir sind halt gute Freunde.“
Liam nickte abwesend.
„Und du ohne Sophia? Lass mich raten, Sport ist ihr heute zu anstrengend?“
Ich konnte nicht verhindern, dass mein Unterton leicht abwertend klang.
Neugierig blickte er mich an.
„Ihr könnt euch irgendwie nicht ganz so gut leiden, was?“
„Hm.“ Ich ruckte unverbindlich mit dem Kopf.
Nebeneinander her gingen wir zur Theke und holten uns je eine große Flasche Wasser.
Nachdenklich kratzte er sich am Hinterkopf.
„Sie wird irgendwie mit niemandem so richtig warm. Keiner der Jungs mag sie…“, sagte er traurig, dann warf er mir ein Lächeln zu. „Und dich lieben wir alle.“
Schon wieder lief ich rot an. Mir war nicht entgangen, dass er sich dazu gezählt hatte.
„Weißt du Liam, vielleicht will sie zu sehr, dass sie jeder mag. Dadurch wirkt sie irgendwie oft… aufgesetzt. Das kommt wahrscheinlich einfach nicht so gut an.“
Er nickte gedankenverloren.
„Ja… wahrscheinlich hast du recht.“
Ich seufzte und fügte angespannt, aber wahrheitsgemäß hinzu: „Außerdem mag ich nicht, wie sie mit dir umgeht. Sie behandelt dich, als wärst du ihr Schoßhund.“
Inzwischen waren wir bei den Laufbändern angekommen. Ich stellte meines zunächst auf eine niedrige Stufe, um mich einzulaufen und war sehr darauf bedacht, Liam erst einmal nicht anzusehen.
Ich wartete, ob er etwas dazu sagen würde, doch er tat es nicht.
So liefen wir eine Weile schweigend nebeneinander her und erhöhten das Tempo.
„Wenn wir alleine sind, ist sie gar nicht so.“, sagte er schließlich.
Ich wagte einen Seitenblick. Überzeugt sah er nicht aus.
Ich seufzte. „Das Wichtigste ist, dass du glücklich bist, Liam.“
„Danke… Danke, Char.“
Es war ungewohnt, dass er mich so nannte und sofort lief mir ein Schauer über den Rücken.
Liam verlangsamte sein Tempo.
„Ich geh mal an die Geräte. In 20 Minuten zusammen Trinkpause?“
Ich nickte.
Nachdem er von meiner Seite verschwunden war, konnte ich ein wenig ausatmen. Ich steckte mir die Kopfhörer meines iPods in die Ohren, suchte nach meiner Workout-Musik und legte noch einen Zahn zu. So bekam ich ein wenig den Kopf frei.
Nach einer Viertelstunde, in der ich beinahe gerannt war, stieg ich von meinem Laufband herunter. Ich hängte mir mein Handtuch um die Schultern, griff nach meiner Wasserflasche und ging zu Liam hinüber, der gerade auf einer Bank saß und mit Hanteln trainierte.
Ich ließ mich vor ihm auf dem Boden im Schneidersitz nieder und versuchte beim Anblick seines Bizeps angestrengt nicht los zu sabbern. Er grinste mich an, ohne sein Training zu beenden.
„Du bist zu früh. Schon so geschafft?“
Ich nahm einen Schluck aus meiner Wasserflasche und streckte ihm die Zunge heraus, ohne ihm zu antworten.
Er legte die Hanteln weg und griff nun nach seinem eigenen Wasser.
„Wann musst du eigentlich zum Soundcheck?“, fragte ich.
Liam sah auf die Uhr, die hinter mir an der Wand hing.
„So in anderthalb Stunden. Wieso warst du eigentlich noch nie mit auf ´nem Konzert?“
„Ich musste immer auf Lux aufpassen.“, erinnerte ich ihn. Es stimme, ich war noch bei keiner einzigen Show dabei gewesen.
„Aber heute Abend hab ich frei, also bin ich heute am Start!“
Liam strahlte mich an
„Wirklich? Cool, ich freu mich.“
Seine Worte ließen mir die Hitze in den Nacken steigen.
Er schwieg einen Moment und schien nachzudenken.
„Charlie… darf ich dich um etwas bitten?“
Gespannt blickte ich ihn an.
„Ich weiß, dass es wahrscheinlich viel verlangt ist… Sophia ist heute Abend auch mit dabei und meinst du, du könntest versuchen dich mal ein bisschen mit ihr anzufreunden? Vielleicht ist sie ja auch anders, wenn ihr Mädels unter euch seid.“
Ich musste mich anstrengen, um ihn nicht entgeistert anzustarren. Der Typ, auf den ich irgendwie stand, fragte mich, ob ich mich nicht mit seiner Freundin beschäftigen konnte? Wow. Das war echt ein starkes Stück. Doch Liam sah mich so hoffnungsvoll an, dass ich nicht nein sagen konnte.
„Na klar.“, ich zwang mich zu einem Lächeln.
Ein Strahlen erhellte sein Gesicht, das ihn noch besser aussehen ließ.
„ Oh, danke Charlie! Du bist die Beste!“
Er kam zu mir auf den Boden hinunter und umarmte mich so stürmisch, dass ich nach hinten umkippte und er halb auf mir lag.
Wir mussten beide lachen und als Liam sich wieder aufrichtete, strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht, die sich aus meinem Zopf gelöst hatte.
Ich schluckte schwer, als unsere Blicke ein weiteres Mal miteinander verschmolzen… wie am Tag zuvor im Pool. Wir stoben erschrocken auseinander, als Liams Handy, das noch auf der Bank lag, plötzlich klingelte. Er schien ein wenig aus dem Konzept gebracht, als er auf sein Display blickte.
„Ehm, ich muss los. Wir sehen uns dann heute Abend. Ich freu mich.“
Er beugte sich vor, gab mir einen schnellen Kuss auf die Wange, raffte seine Sachen zusammen und eilte aus dem Studio.
Okay, wow. Ich war mehr als verwirrt. Erst trug er mir auf, sich mit seiner Freundin anzufreunden, dann gab es da einen ziemlich kribbligen Moment zwischen uns, dann küsste er mich auf die Wange und dann verschwand er einfach. Und wahrscheinlich sah ich gerade ziemlich bescheuert aus, wie ich hier so auf dem Boden saß und grübelnd vor mich hinstarrte. Ich berührte die glühende Stelle auf meiner Wange und rappelte mich auf. Ich musste jetzt definitiv nochmal den Kopf freibekommen. Zielstrebig steuerte ich das Laufband an und nahm mir vor erst aufzuhören, wenn ich klatschnass geschwitzt war.Nachdem ich geduscht hatte stand ich nun seit einer geschlagenen halben Stunde, nur mit einem Handtuch bekleidet und nassen Haaren, vor meinem Koffer und wusste nicht, was ich anziehen sollte. Beziehungsweise, ich stand vor meinem Bett, auf dem der gesamte Kofferinhalt ausgebreitet war.
Kurz bevor ich vor dem Ausrasten war, versuchte ich mich zu sammeln.
„Ganz ruhig, Charlotte. Es ist doch eigentlich total egal, wie du aussiehst. Liam ist in einer Beziehung. Du musst niemandem gefallen, du musst dich nur wohl fühlen.“, sagte ich laut zu mir selbst.
Dann ließ ich erneut den Blick über meinen Klamottenhaufen wandern. Das erste Teil, das ich hervorzog, war ein schwarzes Bandana von Harry. Das hatte ich ihm vor einiger Zeit mal gemopst und nicht mehr wiedergegeben.
Als nächstes fiel mein Blick auf ein graues Jeanshemd, welches vorne zusammen gebunden wurde und dessen Ärmel hochgekrempelt waren. Okay. Bandana und Bauchfrei. Dazu meine brandneue Hose, die ich noch nie getragen hatte. Army-Style, High-Waisted, skinny.
Dazu wählte ich eine bequeme Schuhvariante und griff nach meinen weiß-grauen AirMax. Ich zog Jeanshemd und Hose an und verschwand im Badezimmer. Ich hatte nicht vor mich aufzubrezeln und griff nur nach Wimperntusche und Lippenbalsam. Dazu mein Lieblingsparfum Coco Mademoiselle Chanel. Ich hatte es zusammen mit Harry in LA gekauft. Er hatte es mir schenken wollen, aber ich hatte mich strikt geweigert. So war es schließlich das erste, was ich mir von meinem ersten Gehaltscheck geleistet hatte.
Ich suchte passenden Schmuck heraus und kümmerte mich schließlich im meine Haare. Ich föhnte sie trocken und ließ sie mir offen über den Rücken fallen. Dann griff ich nach Harrys Bandana und band mir damit die Haare aus dem Gesicht.
Zufrieden betrachtete ich mich im Spiegel. Ich stopfte mein iPhone in meine rechte Gesäßtasche und sah auf meine Armbanduhr. Ich lag perfekt in der Zeit. In 10 Minuten würde ich mit Lou zum Stadion fahren. Tom würde heute Abend auf Lux aufpassen.
Als Lou mich schließlich abholte sah sie mich mit großen Augen an.
„Wow, Charlotte. Du siehst heiß aus. Wen willst du beeindrucken? Liam oder Harry?“
„Harry?“, fragte ich ungläubig, während wir nebeneinander in den Aufzug stiegen.
Lou grinste verschmitzt.
„Mir ist nicht entgangen, dass er gestern die Nacht in deinem Zimmer verbracht hat.“
„Lou! Deine Tochter war auch dabei! Außerdem weißt du, dass Harry und ich beste Freunde sind.“
„Jaja, ich weiß ja.“
Ihr Grinsen verschwand jedoch nicht.
„Liam will, dass ich mich mit Sophia anfreunde.“, sagte ich schließlich.
„Und du hast keine Lust darauf?“
„Nein… aber ich konnte ihm den Wunsch nicht abschlagen.“
„Vielleicht ist sie ja doch ganz nett.“
Ich zuckte die Schultern.
„Du verstehst dich auch nach ein paar Monaten noch nicht mit ihr.“
„Mag sein, aber ich bin auch nicht eine so gute Seele wie du, Charlotte.“
Ich seufzte. Ich wusste, ich würde mein Bestes geben. Ich wollte nicht, dass Liam unglücklich war.
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Why don't you figure my heart out?
FanfictionAls Charlotte von ihrer Au-Pair Agentur erfährt, bei welcher Gastfamilie sie unterkommt, kann sie es zunächst nicht fassen. Sie soll zukünftig auf Baby Lux aufpassen, während sie zusammen mit One Direction durch die Welt touren. Klar, dass sie die J...