Bis zu meinem 18. Lebensjahr konnte man mich als unschuldig beschreiben. Natürlich war ich im Laufe der Pubertät in Streitigkeiten verwickelt oder hatte Fehler begangen. Doch, noch nie hatte ich einen Fehler solchen Ausmaßes begangen. Im Gegenteil: Ich hielt mich eher fern von Jungs und umgab mich nur mit Mädchen.
In meinem inneren schlug immer das Bedürfnis, religiös zu sein. Ich glaubte seit ich denken konnte an den einen Schöpfer. Den einzig Wahren. Den Einzigen. Den Mächtigen. Den Allerbarmer. Allah swt.
Mit 13 begann ich schon, aus freien Stücken mich zu bedecken. Ich trug stolz meinen Hijab und keiner konnte es mir ausreden oder zum Verhängnis machen. Angetrieben von immensem Wissensdurst zwang ich meine Eltern mir dauernd neue Bücher über den Islam zu kaufen. Mit 14 lud mich eine Klassenkameradin dann zum Islamunterricht in einer islamischen Einrichtung ein. Meine Eltern waren allerdings der Meinung, dass ich noch zu jung war, um wöchentlich in eine andere Stadt zu fahren. Sie meinten ich solle 2 Jahre warten, bis ich alt genug sei. So wartete ich gierig bis zu meinem 16. Lebensjahr. Da erlaubten sie es mir.
Es war nicht so, als wären meine Eltern nicht gläubig. Durch sie hatte ich den Islam doch überhaupt kennengelernt und dafür würde ich ihnen ein Leben lang dankbar sein. Sie lehrten mir von klein auf ihr Wissen und weckten dadurch mein Interesse. Leider waren sie allerdings nicht sehr praktizierend... Und ihr Wissen reichte mir nicht. Ich wollte mein Gehirn mit mehr Wissen füllen. Mein Wissensdurst ließ sich einfach nicht stillen.
Ich versuchte immer pünktlich zu den Gebetszeiten zu beten und erinnerte auch jedes mal meine Eltern. Ihre Gesichter strahlten oft mit Stolz. Aber manchmal... Manchmal gab es auch Tage an denen meines Trauer vermittelte. Das waren die Tage, an denen sie Ausreden fanden.
Mit 17 brach ich mein Abitur ab. Das ganze Lernen hinderte mich an meiner Ibadah (Gottesdienst). Alhamdoulillah (Allah sei dank), blieb mir aber mein Fachabitur. Nun ja... Es würde nach einem 6 Monate langen Praktikum gültig sein. Einen Platz zu finden fiel mir allerdings nicht leicht.
Von daher konzentrierte ich mich auf das Erlangen von islamischem Wissen und verbrachte den Rest meines 17. Lebensjahres mit Ibadah. Fleißig besuchte ich jeden Dienstag den Islamunterricht in der IWI (Islamisches Wissens Institut).
Das Gebäude, in dem die Einrichtung sich niedergelegt hatte, sah aus wie ein normales Reihenhaus in der Innenstadt Düsseldorf's. Innen drin war es wiederum anders. Am Eingang hing ein schwarzes Brett, an dem immer die neusten Informationen bezüglich islamischer Seminare oder Veranstaltungen hingen. Der Raum war nichts besonderes. Rechts an ihn grenzten nur Treppen, die zur Küche oder zu den Toiletten führten. Links war die Tür zur kleinen Masjid (Gebetsraum). In der Mitte gegenüber vom Haupteingang führten zwei Glastüren dann in den Hof. Es war wie ein kleiner Pausenhof, verziert mit Blumen und war leicht orientalisch gehalten. Ein Vordach, gestützt von Säulen, schützte einen, wenn man an den Seitengängen zu den jeweiligen Räumen gelangen wollte. In der Mitte stand ein kleiner Brunnen. Das IWI hatte einfach ein schönes Ambiente.
An einem Dienstag sollte dann mein Leben auf den Kopf gestellt werden.
Zusammen mit Salma - einer guten Freundin - beeilten wir uns zum Unterricht, welcher in 10 Minuten beginnen sollte. Leider war der männliche Kurs direkt Gegenüber unseres, was bedeutete, dass wir beim überqueren im Mittelpunkt des Hofes beobachtet werden könnten.
Im selben Moment, in dem wir den Hof betraten fiel er mir dann auf.
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MIRA - Versuchung
ChickLitWenn die Liebe zum religiösen Verhängnis wird und man Halal nicht mehr von Haram unterscheiden kann. Genau dann brauchst du die Nähe zum Schöpfer umso mehr. ••• Der Versuch eine Facebook Story zu starten endet auf Wattpad!