Chapter 11

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In der Schule merkte natürlich gleich jeder, dass ich nicht meine, sondern Jimins Schuluniform trug. All die Mädchen, und bestimmt auch einige Jungen, hatten seine Schüler-ID, die rechts oben auf dem Hemd aufgenäht war, auswendig gelernt.

Es fragte jedoch niemand nach. Sie sahen mich nur komisch an und musterten mich von der Seite.

Im Klassenzimmer hörte ich mit, wie sich Jimin mit ein paar anderen unterhielt. Es war ein Reflex, zuzuhören, da sie es erstens durch den halben Raum riefen und zweitens, es um mich ging.

"ChimChim!" quietschte eine Mädchenstimme. "Sag mal, warum hat Min deine Uniform an?" Ich hörte quasi wie sie einen Schmollmund machte. So wie ich die Stimme zuordnen konnte, handelte es sich um eines der Mädchen, die so gut wie ständig um ihn herum wuselten. Ihren Namen wusste ich nicht, allerdings war mir dieser auch recht egal.

Sie redete von mir, als wär ich nicht im Raum, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass sie wusste, dass ich da war.

"Er und seine Mutter werden für ein paar Wochen bei uns wohnen." erzählte er, als wäre es das normalste auf der Welt.

"Was?!" sagte sie leicht empört. "Warum?"

"Das is doch unwichtig." meinte er.

"Nein! Ich will es wissen, bitteee!"

Er sagte nichts.

"Ach komm schon! Warum willst du es nicht sagen? Ist es so schlimm?" stocherte sie weiter nach.

"Nein." sagte er nun leiser, sodass ich mich anstrengen musste, um ihn noch zu verstehen. "Ich möchte einfach nicht, dass sich blöde Gerüchte verbreiten."

Bei diesem Satz wurde mir warm ums Herz. Machte er sich etwa sorgen? Ich musste automatisch lächeln.

Obwohl er es vermutlich für jeden getan hätte.

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In den nächsten zwei Tagen hatte ich mich recht gut daran halten können, unauffällig zu sein. Ich hatte kaum mehr mit Jimin geredet, als ich davor schon hatte und da er früher als ich zur Schule los ging, liefen wir auch nicht zusammen.

Ich hatte mich daran gehalten, in meinem Zimmer zu bleiben und keine unnötige Zeit im restlichen Haus zu verbringen. Ich hatte mich gestern auch ein wenig die Umgebung angesehen und ein schönes Waldstück gefunden, zu dem ich auf jeden Fall noch einmal gehen würde.

Der Grund, warum ich nichts mit Jimin zu tun haben wollte, war, dass ich ganz einfach nichts falsches machen wollte. Denn ich war im Großen und Ganzen ganz zufrieden mit der Beziehung zwischen uns - also gar keine.

Aber wenn sich irgendeine Art von Beziehung zwischen uns entstand, hatte ich Angst, diese zu zerstören. Und der Gedanke, dass er mich nie wirklich kannte, aber glücklich war, war um Welten besser, als dass wir ein paar Wochen befreundet waren und er mich dann nur noch als eine traurige Erinnerung sah, da wir uns wegen einem total bescheuerten Grund stritten und diese Erinnerung dann irgendwann im Nichts verschwand.

My Little Puppy || m.yg + p.jmWo Geschichten leben. Entdecke jetzt