Der Wind zerzause die Haare des jungen Mädchens, welche sich elegant einen Weg durch alle Autos getanzt hatte, um unbeschwert auf die andere Straßenseite aufzukommen, damit ihre Beine sie auf dem schnellsten Weg zu ihrem »Heim« brachten, wo sie schon vor einer viertel Stunde hätte auftreten sollte. Die Tasche, welche die über ihre dürre Schulter trug, war immer noch halb offen und offenbarte den Inhalt, welcher sich als Schulbücher und Federmäppchen umfasste.
Wäre doch bloß nicht dieses Mädchen gewesen, dachte sie sich ärgerlich, während die unermessliche Angst in ihr zu steigen schien. Hätte das Mädchen sie nicht aufaufgehalten, dann wäre sie pünktlich gewesen und Niemand würde ihr etwas antun, auf Grund ihrer Verspätung, doch nun war wohl nicht davon wegzudenken, aber ihr war nicht klar, ob sie sich darüber freuen sollte, da sie sie hatte vor ihrem Schicksal bewahren können oder ob sie sich darüber ärgern sollte, da ihre Mutter sich bestimmt wieder aufregen würde.Ihr Weg geleitete sie über die Ampel, welche ein grünliches Licht ausstieß und den Menschen symbolisierte, dass es nun erlaubt war, über die Straße zu gehen, an welcher Autos standen und wie Katzen schnurrten. Eilig tappste sie an den vielen Menschen vorbei und begann einen schnelleren Atemrhythmus zu entwickeln, denn jene Angst, welche sie schon den ganzen Weg zu begleiten schien, wurde immer größer und größer. In Gedanken malte sie sich aus, was ihre Mutter heute wohl vor hatte, ob sie den Gürtel nehmen würde, den Stock oder doch ihre eigene Hand?
Vielleicht würde sie es ja auch gar nicht bemerken, dass sie zu spät war, jedoch liebte ihre Mutter es, irgendwelche Fehler an ihrer ältesten und einzigen Tochter zu suchen, was ihr außerdem unglaublich leicht fiel.Ihre kleinen Brüder bereiteten ihr am meisten Sorgen, denn diese liebte sie aus ganzem Herzen auch, wenn sie alle nicht blutsverwandt waren, war die Bindung zwischen ihnen stark und sie wollte nicht, dass irgendjemand von ihnen mitbekam, wie böse ihre Mutter mit dem Mädchen umgingen. Das jüngste aller Kinder war gerade mal sieben Jahre alt und der älteste Junge, welcher bloß zwei Jahre jünger als Lisa war, war vierzehn und wurde bald fünfzehn.
Aus der Ferne konnte sie ihr trautes Heim schon begutachten, was ihr die Nackenhaare ausfstellten ließ, wobei ihr ein Schauer den Rücker runter lief. Der rote Backstein des Hauses war schon alt und von Efeu überwuchert, was der gesamten Kulisse einen unheimlichen Hauch verlieh, welcher dem Mädchen tatsächlich fast die Tränen in die Augen zauberte, jedoch ließ ihre starke Persönlichkeit dies nicht zu, weswegen sie bloß einen kalten Blick aufsetzte, bei welchem sogar die Gletscher neidisch werden konnten.
Ihr Blick war fest auf ihre Hausnummer gerichtet, welche sie auf ewig in ihren Träumen verfolgte. Diese Zahl war einst Lisas Leblingszahl gewesen, jedoch hatte sie einen tiefen Hass gegenüber diese entwickelt, da ihr diese Zeit nicht mehr das Gefühl von Glück gab, sonder viel mehr das Gefühl von Angst und Fremdheit.
In Märchen wurde jene eine Zahl als besondere Zahl angesehen, wie die anzahl der Zwerge in Schneewittchen oder auch die sieben Tage der Woche, jedoch verband sie diese Zahl niemals wieder mit jenem. Diese Zeit war schon längst vorbei.Schnellen Schrittes trat sie auf die Willkommensmatte, welche ironischer Weise mit lächelnden Gesichtern nur bedeckt war, was einen klaren Kontrast zu dem gab, wie sich das junge Mädchen fühlte und dies konnte man auch ganz weit hinter ihrer kalten Fassade erkennen, jedoch schien sie bereits eine so gute Schauspielerin zu sein, dass sie es sogar unterbewusst schon tat.
Dabei wollte sie doch, dass irgendjemand sah, wie miserabel ihre Emotionen Tag täglich waren.
Sie wollte Hilfe und dennoch wollte sie nicht um Hilfe bitten.Sie unterdrückte ihr Zittern und drückte bestimmt den einladend aussehenden Knopf der klingel, wobei eine freudige Melodie in ihr Ohr drang bei welcher sie sich vorkam, als würde sie sich in einer Komödie des Jahres 2010 befinden,
in welcher alles harmonisch zusammengefügt wurde und keiner Leid erfuhr, jedoch war dies keine Komödie, sonder die grausige Wahrheit, welche sie immer wieder am Kragen packte, um sie immer in der Realität zu behalten, aus welcher sie niemals entkommen konnte. Polternde Schritte waren aus dem Inneren des Hauses zu hören, welche ihr Herz immer schneller schlagen ließ, dennoch blieb ihr Gesicht unverändert und schien eingefroren.
Mit einem starken Schwung wurde die Tür aufgerissen und Lisa am Arm gepackt, um jene aggresiver Weise ins Haus zu ziehen, worauf das Mädchen ein Aufquieken erfolgreich zu unterdrücke, versuchte.»Du unnützes Gör'! Du wirst schon noch lernen, pünktlich aufzutauchen!«
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Cloudy || Chaelisa
Fanfictionѕℓσω υρ∂αтєѕ Wäre doch bloß nicht dieses Mädchen gewesen, dachte sie sich ärgerlich, während die unermessliche Angst in ihr zu steigen schien. Hätte das Mädchen sie nicht aufaufgehalten, dann wäre sie pünktlich gewesen und Niemand würde ihr etwas an...