b

254 22 2
                                    

Ihre linke Hand versteckte sich bereits den ganzen Tag unter einem weißen Tuch, welches wiederum von ihrem Ärmel bedeckt wurde, während sie den beinahe schwarzen Weg zu ihrer Bushaltestelle entlang ging, um dort auf den Bus zu warten, welcher Lisa zur Schule geleiten sollte, jedoch schien nicht eine einzige Straßenlaterne an diesem Morgen zu funktionieren, weswegen sie ganz vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzte. Normalerweise war sie immer die erste, welche sich dort auf eine der morschen Bänke hin setzte, zumindest fühlte sie sich so, denn jeder um sie herum schien sie zu ignorieren, was jedoch von ihrer Seite aus kein Problem war und auch die Schüler taten dies nicht mit Absicht, denn Lisa war ein Mädchen, welches sehr in sich gekehrt und auch sehr verschlossen gegenüber Mitschülern war, welche nicht in ihre Klasse gingen.

Die Dunkelheit schien sie beinahe zu verschlingen, erdrückte sie und ließ ihr kaum noch Platz zum Atmen, wobei sie sich leider bewusst war, dass jenes Gefühl niemals verschwinden würde, solange sie noch bei ihrer Mutter lebte. Diese Person erschwerte er psychisches Leben, niemals würde sie jedoch wagen, irgendwem davon zu erzählen, denn diese würden ihr wahrscheinlich ihre geliebten Brüder entreißen, was sie emotional bloß weiter zerstören würde.

Wie täglich fühlte sie sich bloß leer, Tag für Tag und Niemand, nicht einmal ihre Freunde schienen es zu merken, wobei sie in gewisser weise glücklich, als auch enttäuscht war, denn genau dies ließ sie an dem Begriff Freundschaft zweifeln. Als wahren Freund würde sie wahrscheinlich bloß Jimin und Jennie kühren, welcher sie auch sehr ernst nahm, nicht so, wie andere in ihrem Umfeld, welche bloß ein kleines Kind mit einer blühenden Fantasie in ihr sahen, welche stets träumte und durch Bilder und Geschichten versuchte, ein Ventil für jene »Fantasie«, jedoch war dies bloß eines für all ihre Empfindungen. Die tausenden Gefühle, welche sie Tag für Tag empfand, sowohl schöne, wie wenn sie ihre Brüder sah aber auch negative bei ihrer Mutter, neutrale in der Schule und viele weitere, welche sie kaum zuordnen könnte, wenn sie ihre Gedanken nicht ordnete und dies tat sie leider in den seltensten Fällen.

Als sie endlich die Haltestelle erblickte, an welcher schon wenige gestalten Platz gefunden hatten, zog sie die kühle Luft in ihre Lungen und gesellte sich zu jenen, wobei sie sich an die ebenfalls kalte Wand stellte, um dort auf die Abkunft ihres Busses zu warten, welcher sie zu ihrer Schule fahren würde. In ihr stieg das Unwohlsein auf, wenn sie daran dachte, erneut jenes Gebäude zubetreten, welches sie so gut, wie möglich meiden wollte, jedoch schien dies unmöglich zu sein, denn nicht umsonst wurde sie jeden Morgen von ihrer Mutter aus dem Haus gescheucht, um zuerst ihre Bruder wegzubringen und daraufhin auch ihren Weg einzuschlagen. Jaewin, ihr zwei Jahre jüngerer Bruder, stand immer alleine auf, um zu seiner Schule zu gehen, welche sich jedoch wenige Blocks weiter befand nicht so wie Lisas Schule. Allein für den weg musste sie fünfzehn Minuten laufen und die Fahrt dauerte mindestens doppelt solange, jedoch war ihr dies wert, denn an dieser Schule hatte sie die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und Leidenschaften zu trainieren.

Das war, neben ihren Brüdern, das einzige, was ihr war.

Cloudy || ChaelisaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt