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Die Luft des Klassenzimmer war stickig und schien jeden einzelnen Funken Lebensenergie aus einem heraus zu ziehen, selbst wenn man, wie Lisa, nur noch den kleinsten zur verfügung hatte, es wurde kein Erbarmen erwiesen. Mit leerem Kopf saß sie auf ihrem Platz, während alle um sie herum lachten, sich Sachen erzählten, wie es für normale Jugendliche üblich war. Niemand fragte sie, wie es ihr ginge, Niemand ging zu ihr, als sie dort alleine auf ihrem Platz saß.

Außer Jimin.

»Na, Lisa? Ist alles gut?«, fragte er fürsorglich und setzte sich neben sie auf den noch freien Platz, auf welchem jedoch bald Freunde von ihr sitzen würden, um den Unterricht zu verfolgen, welcher die Hilflosigkeit in Lisa aufkochen ließen.
»Mir gehts halt, wie immer«

Was gemeint war, wusste der Blonde sofort, denn wie immer hieß in ihrem Falle, sehr schlecht, dass es ihr die Kehle heraus kriechen konnte. An wenigen Tagen war das Drücken auf ihrer Brust so leicht, dass sie es ignorieren konnte, jedoch war es die restlichen Tage mehr, als nur present und einfach da.

Jimin hatte eine Phase, in welcher es ihm genauso erging, wie Lisa, welche dann entstanden war, als sich sein fester Freund, Min Yoongi, das Leben nahm, weswegen beide einander genau nachempfinden konnte, jedoch fragte sich das Mädchen immer wieder, weswegen sie nur mit Jimin zurecht kam und nicht mit den anderen Schülern aus ihrer Klasse. Vermutlich lag es an ihrer beider Vergangenheit, was auch der Grund für ihre Freundschaft war.

»Und dir so?«, fragte sie nun den Jüngeren mit einem besser gelaunteren Ton, den er mit einem grinsenden Kopfschütteln kommentierte.
»Pff... Ich bin hier nicht das Problem«, meinte er bloß schukterzuckend, während seine Noona insgeheim in sich zusammen sackte, denn immerzu hatte sie das Gefühl, andere mit ihren Empfindungen zu stören oder zu belasten und egal, wie oft Jimin ihr dies sagte, ihr Kopf wollte dies nicht glauben.

Gerade, als sie den Mund öffnete, um auf seine Aussage zu antworten, betrat ihr Matheleher erhobenen Hauptes ihre Klasse und schmiss seine schwere, braune Ledertasche auf den Pult, weswegen Lisa bloß zusammen zuckte und einen kurzen Moment ihre Augen schloss. Seit der Adoption fürchtete sie laute, ruckartige oder aggressive Laute, denn so begann es meistens, wenn ihre adoptiv Mutter zornig wurde.

Sie schmiss kostbare Gegenstände ihres Zimmers auf dem Boden, bevor jene begann zu brüllen, als sei sie eine Bestie aus den Horrorfilmen, welche Jimin und Lisa einst sahen. Daraufhin flogen die verschiedensten Dinge auf ihre Hand oder eben auf andere Körperteile, wobei die Hand nun doch am meisten von den Strafen der Frau betroffen war.

»Das ist doch ein Witz, oder?«, sprach unser Lehrer, während er einen dicken Stapel an Arbeitsheften aus seiner Tasche kramte und jene erneut auf seinen Tisch fallen ließ, weswegen Lisa erneut zusammen zucken musste, doch dies unterdrückte sie einigermaßen, um das Auffallen in der Klasse zu vermeiden.

Seine Hand wanderte zu dem Stapel, während er seine Brille hoch schob und auf die rot beschriebene Liste blickte, welche er genau vor sich liegen hatte, auf welcher all die Zensuren seiner Schüler in diesem Fach standen.
»Wir hatten bloß eine Eins und die schlechtesten waren mehrere Sechsen!«, regte sich der Ältere auf, wobei sich auf Lisas Handflächen Schweiß bildete, welcher auf Grund der Besorgnis, selbst eine sechs zu haben, entstand. Ihr war bewusst, dass sie in anderen Fächern durchaus begabter war, doch in nicht einem Fach durfte sie sich Fehler erlauben, denn immerzu fragte ihre Mutter nach ihren Noten und wurde immer zornig, wenn sie schlecht waren. Nach jedem Quartal fragte sie den Klassenlehrer nach ihren Noten um sicher zu gehen, dass jene sie auch ja nicht anlügte, was sie viel zu gerne tat, aus Angst vor noch mehr Gewaltbereitschaft.

Cloudy || ChaelisaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt