12. DEZEMBER

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Q U I N N

Müde und komplett durchgefroren, strich ich mir meine nassen Haare aus dem Gesicht. Die ganze Nacht hatte ich kein Auge zugemacht, wie auch? Ich hatte schließlich keinen Schlafplatz, Louis hatte mich ja stehen gelassen. Wenn man einem Jungen sagte das er gehen sollte, war doch eigentlich die übliche Reaktion, dass er genau das Gegenteil machte und blieb?

"Da ist Louis wohl anders. Aber das ist ja nichts Neues...", murmelte mein Unterbewusstsein und starrte mich unverwandt an.

Das große Gebäude der Schule wurde mit einem Mal sichtbar, mir war klar, dass ich viel zu früh hier war, aber wohin sollte ich jetzt sonst gehen? Ich hatte ja nichts und niemanden, ich war völlig auf mich alleine gestellt wenn man es genau betrachtete.

Wenn Dana wüsste wie ich gerade leben musste, würde sie mich wieder zu sich nach Hause holen; doch genau das wollte ich verhindern, denn sie durfte keinesfalls mit in diese Situation hineingezogen werden.

Die Toilette war mein Ziel und als ich dort ankam, war glücklicherweise noch niemand da der mich runtermachen konnte oder einen dummen Kommentar auf Lager hatte.

Mein Blick fiel in den Spiegel, welcher sich gegenüber von den Toiletten befand. Zugegeben und absolut wahrheitsgemäß gesagt sah ich absolut schrecklich aus. Meine Augen waren blutunterlaufen, dicke Augenringe waren vorzufinden. Allgemein das gesamte Gesicht war kreidebleich, genau wie eigentlich fast jede andere Stelle meines Körpers auch.

Bestimmt hatte ich sogar unterdurchschnittliche Körpertemperatur.

Meine Tasche stand auf dem Boden, ich wühlte darin herum und suchte das Make-Up. Wenige Sekunden später stand ich wieder vor dem Spiegel und puderte über meine Stirn, dann über meine Wangen und zuletzt auch noch unter den Augen. Dazu trug ich noch ein wenig Eyeliner auf, damit man etwas mehr darauf achtete, anstatt auf mein Auge selbst. Die blonden langen Haare waren total verwuschelt und durcheinander, weshalb ich eine halbe Ewigkeit brauchte, um sie zu bändigen. In seichten Locken schlängelten sie sich in ihren Bahnen meine Schulter hinunter.

Das Klingeln der Schulglocke ließ mich zusammenzucken, wir hatten mittlerweile dreiviertel Acht.

Bald würde die erste Unterrichtsstunde beginnen, ich hatte ein wenig Angst davor.

Hinter mir ging die Tür auf, zwei Mädchen kamen gut gelaunt herein während sie sich angeregt über irgendein für mich uninteressantes Thema unterhielten. Als ihre Blicke letztendlich bei mir landeten, verfielen sie dem schweigen.

Augenverdrehend griff ich nach meiner abgestellten Tasche und verschwand aus der Toilette.

Im Klassenzimmer war noch keine Menschenseele zu sehen, ich atmete erleichtert aus und setzte mich auf meinen gewohnten Platz. Auf einmal wurde mir klar, weshalb kein anderer aus der Klasse in diesem Raum war; wir hatten Musik.

"Ich hätte doch lieber Englisch als Leistungskurs nehmen sollen," dachte ich schweigsam nach, währenddessen trugen mich meine Füße einen Stock nach oben, direkt zum Musiksaal.

Na super, nun musste ich mich wieder neben Louis setzen und auch noch mit diesem Typen zusammenarbeiten. Am liebsten hätte ich auf der Stelle Halt gemacht um die Flucht zu ergreifen und mich wieder zurück auf die Toilette zu schleichen. Doch gerade als ich kehrtmachen wollte, hörte ich eine samtweiche Stimme.

Ohne Vorwarnung platzte ich in den Musikraum hinein und sah ihn am Klavier sitzen.

Louis spielte ein Lied, dass mir im Moment überhaupt nichts sagte. Nach ein paar Minuten hatten meine Ohren die Töne identifizieren können; es handelte sich um Broken Strings. Dass er dieses Lied überhaupt kannte, war mir ein Wunder.

MISTLETOE » LOUIS TOMLINSONWo Geschichten leben. Entdecke jetzt