23.Kapitel (Jack)

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»Ich weiß immer noch nicht, warum du einfach nicht mit mir reden willst«, sagte Aaron zum gefühlten hundersten Mal an diesem Tag, als wir uns zu unserer letzten Stunde –Geschichte – aufmachten.

»Wie oft denn noch, es ist nichts.«

»Du bist in letzter Zeit gedanklich nicht anwesend, hast keine Lust etwas zu unternehmen und du wirkst ständig so genervt von allem und betrinkst dich wieder. Wenn ich dich nicht kennen würde, würde ich schon fast denken du hast Liebeskummer.« Ich verdrehte nur die Augen, dann ließ ich mich auf meinem Platz fallen und ließ die Stunde wie immer an mir vorbeiziehen. Wir behandelten gerade den zweiten Weltkrieg – mal wieder –und am Ende der Stunde wusste ich immer noch nicht, wann er nun eigentlich genau geendet hatte. Sowieso war Geschichte keines meiner starken Fächer.

Ich stopfte meine Sachen in die Tasche zurück und ging dann zu meinem Schließfach. Heute war ich Liam wieder nicht auf dem Flur begegnet und es wurmte mich, dass er Freitag nicht da gewesen war... zumal ich mir sicher war, das ich der Grund war.

Ich hielt das nicht mehr länger aus, wenn das so weiterging.

Wir verließen die Schule und ich erstarrte, als ich Jordans Auto auf dem Schulparkplatz erkannte. Wie immer war er lässig an der Fahrertür gelehnt und wartete auf Liam, der gerade zu ihm hinüber ging, ihn anlächelte und auf der Beifahrerseite einstieg, so wie beinahe jeden Donnerstag. Ich wusste nicht warum, aber mich störte diese Szene jede Woche noch mehr. Obwohl ich Jordan eigentlich leiden konnte und mit ihm befreundet war, entwickelte ich eine Abneigung gegen ihn, die jedes Mal bei demTraining und wenn ich ihn vor der Schule sah schlimmer geworden war. Dabei hatte er mir ja noch nicht einmal etwas getan, das war alles nur weil er sich mit Liam angefreundet hatte.

»Ist etwas zwischen dir und Jordan passiert? Du schaust ihn gerade an als würdest du ihn am liebsten umbringen wollen. Bist du etwa eifersüchtig?« Den letzten Teil hatte Aaron zwar mehr im Scherz gesagt, aber ich verzog nur das Gesicht.

»Weißt du Aaron, lass mich für heute einfach in Ruhe«, fauchte ich ihn gereizt an, schnappte mir mein Fahrrad und fuhr nach Hause. Mir tat es zwar leid meinen Frust so an ihm ausgelassen zu haben, aber ich wusste ja selbst nicht was im Moment nicht mit mir stimmte. Seit ich Liam diese Abfuhr erteilt hatte und er nicht mehr mit mir sprach, war ich eine wandelnde Zeitbombe, hatte mich zunehmend zurück gezogen und hatte das Gefühl das ich nichts sinnvolles mehr tat. Zu Hause lag ich auch meistens nur die ganze Zeit auf dem Bett, vertrieb irgendwie meine Zeit und wollte am liebsten alles ungeschehen machen. Ich war einfach nicht mehr ich selbst.

Zu Hause tat ich dann also das gleiche wie immer, ich aß etwas, setzte mich aufs Bett, schaltete irgendeine hirnlose Sendung ein und lehnte mich zurück. Wie tief war ich nur gesunken, das ich sogar lieber diesen unerträglichen Müll vorzog?

Nach einer Weile hielt ich es einfach nicht mehr aus, schaltete den Fernseher ab und rief Liam an. Ich musste mit ihm reden, egal ob er mir aus dem Weg ging oder nicht.
Er ging natürlich nicht ran, auch nicht als ich ihn ein zweites Mal anrief. Mir blieb nur noch eine Wahl: ich würde vor seinem Haus darauf warten das er von Jordan nach Hause kam. Dann musste er ja wohl mit mir reden, oder? Auch wenn es nicht gerade die schöne Art war das Gespräch zu erzwingen.

Ich nahm mir also die Autoschlüssel und stieg ins Auto, parkte ein wenig entfernt von Liams Haus und wartete. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis Jordans Wagen an mir vorbei fuhr. Ich wartete noch fünf Minuten, dann ging ich zur Haustür und klingelte. Zum Glück war er es der mir aufmachte, das ersparte es mir seine Eltern anzulügen.

Er sah mich mit einem Blick an, als würde er mich am liebsten sofort wieder wegschicken wollen und auch so etwas wie Schmerz konnte ich darin lesen. Ich musste ihn sehr verletzt haben...

»Können wir rede? Bitte?«, fragte ich und er gab seufzend nach, ehe er mich schnell in sein Zimmer zog und die Tür hinter sich schloss.

»Was willst du?« Seine Stimme hörte sich nicht zornig an, eher ein wenig genervt als hatte er keine Lust sich mit mir auseinander zu setzen.

»Es kann so einfach nicht mehr weiter gehen«, sagte ich und er zog eine Augenbraue nach oben und musterte mich.

»Seit du mir aus dem Weg gehst und den Kontakt abgebrochen hast, weiß ich einfach nicht mehr weiter. Ich dachte immer es wäre mir egal wenn ich solche Arten von Beziehungen beende, und bisher war es das auch, aber du bist die erste Person die mir wirklich fehlt. Ich halte das nicht aus, wenn wir nicht miteinander reden und wenn Jordan dich von der Schule abholt. Selbst wenn ich weggehe kann ich es einfach nicht vergessen oder mich ablenken und ich weiß immer noch nicht was du mit mir gemacht hast das ich so denke...« Ich hielt nach meiner Rede inne und sah ihn an. Er zog nur eine Augenbraue nach oben.

»Was genau willst du mir jetzt damit sagen?«

Ich verdrehte die Augen und holte tief Luft. Das ich ihm das auch noch sagen musste...

»Das ich mich in dich verliebt habe.« Eigentlich hatte ich es gar nicht sagen wollen, aber jetzt wo ich es auch ausgesprochen hatte wusste ich dass es stimmte. Ich hatte mich in ihn verliebt.

Sein Blick wechselte im Bruchteil einer Sekunde von Verwunderung zu einer gewissen Wut.

»Du denkst jetzt das ich dir das glaube?«

»Es ist so.«

»Du erwartest also das du mir eine Abfuhr geben kannst, ein paar Wochen später mir deine Liebe gestehst und dann ist alles gut? Nein. Vergiss es.« Zum ersten Mal hörte ich ihn ernsthaft wütend und merkte, wie sehr es ihn störte.

»Ich werde dir beweisen das ich es ernst meine... Und bis dahin könnten wir doch zumindest wieder miteinander reden?« Er zögerte kurz, nickte aber dann.

»Gut... Du wirst schon sehen, ich werde es dir beweisen!« Damit verließ ich sein Haus und machte mich auf den Weg nach Hause. Jetzt musste ich nur noch wissen wie ich es anstellte...

I really love you (BoyxBoy/Yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt