41.Kapitel (Jack)

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Wie immer saß ich in der Vorlesung, ich war ein vorbildlicher Student und ließ keine ausfallen, während die anderen kamen wann sie Lust hatten, allerdings langweilte ich mich dennoch. Der Professor vorn redete ohne Punkt und Komma und ich wusste, dass die Hälfte der anderen ebenfalls aufgegeben hatte zu versuchen irgendwelche unleserlichen Notizen mitzukritzeln, da er ohnehin das wichtigste noch einmal online stellte.

Also saß ich in meiner Ecke, das Handy auf dem Tisch liegend und scrollte durch meine Bilder, den Kopf auf meiner Hand abgestützt. 

Liam hatte auch gerade Unterricht, deswegen würde er mir erst in seiner Pause wieder schreiben - also musste ich mir die Zeit anders vertreiben. Gelangweilt schob ich die Bilder zur Seite, hielt dann aber inne, als ich ein ganz bestimmtes Bild sah.

Liam, mit nacktem Oberkörper und nur in Unterhose. Eigentlich hatte er mir so ein Bild gar nicht schicken wollen, aber irgendwann hatte ich ihn praktisch dazu gezwungen mir eines zu schicken. Immerhin hatte ich auch unschlagbare Argumente gehabt (oder viel eher: Ich hatte ihn tagelang damit genervt und angedroht, ihm, wenn er mich noch länger so zappeln lassen würde, das Leben auf meine Art und Weise richtig unangenehm zu machen, also hatte er nach gegeben). 

Wie lange war es jetzt eigentlich schon her, dass ich Liam gesehen hatte? Schon fast einen Monat. Kein Wunder, dass ich abends allein im Bett lag und meine Fantasien immer... einfallsreicher wurden. Ich konnte es kaum erwarten ihn wieder zu sehen und all das wieder ausleben zu können. Es war schwer so lange ohne auszuhalten, ich fühlte mich wie ein Fisch auf dem Trockenen der versuchte mit kleinen Hüpfern wieder ins Wasser zu kommen.

Ich zuckte zusammen, als neben mir plötzlich alle aufstanden und ich merkte, dass die Vorlesung zu Ende war. Da ich keine weiteren Vorlesungen heute hatte konnte ich jetzt in aller Ruhe nach Hause gehen. Ich schaute auf die Uhr: Liam müsste jetzt Mittagspause haben.

Entschlossen wählte ich seine Nummer und er ging tatsächlich nach dem ersten Klingeln schon ran.

"Hmh?" 

"Liam! Ist es gerade ungünstig?", fragte ich.

"Nein, überhaupt nicht."

"Gut, ich wollte unbedingt deine Stimme hören", sagte ich fröhlich und ich konnte förmlich sehen wie er gerade eine Augenbraue hob.

"Aber wir telefonieren doch sowieso jeden Abend, hast du es nicht ausgehalten?"

"Nein, ganz und gar nicht! Ich hatte mir gerade das Bild von dir angeschaut - also, dass wo du Oberkörper frei bist - und musste sofort an dich denken, und plötzlich hatte ich Lust dich anzurufen. Bitte, du musst mir heute Abend irgendetwas ins Ohr flüstern damit ich..." Ich bemerkte sehr wohl, wie die Leute an denen ich vorbei lief und die zufällig meine Unterhaltung mitbekamen, mir seltsame Blicke zuwarfen aber ich störte mich nicht daran. Immerhin hatte ich meinen Spaß.

"JACK!", hörte ich Liam auch schon und ich konnte mir gut vorstellen, wie er gerade mit Jason und Sam am Tisch in der Cafeteria saß und verdammt rot anlief, während er Mühe hatte sein Essen ohne es quer über den Tisch zu verteilen im Mund zu behalten.

Wie sehr ich das liebte.

"Ach komm schon, was bist du nur so schüchtern? Wir sind zusammen, also was ist schon dabei? Ich komme definitiv auf meine Kosten und du ja vielleicht auch und außerdem..." 

"Scheiße, so kann ich nicht in Ruhe essen!", stöhnte Liam und ich begann nun noch breiter zu Grinsen.  In letzter Zeit begann er immer häufiger zu Fluchen, obwohl er sonst eigentlich so still war. Das machte mein guter Einfluss.

"Ich werde das nicht mit dir besprechen, wenn ich gerade in der Schule bin."

"Wieso denn nicht? Wir führen doch eine ganz normale Unterhaltung darüber, wie wir uns gegenseitig Freude bereiten. Ich kann ja auch nichts dafür, dass wir uns so lange nicht gesehen haben, ich total untervögelt bin und gewisse Bedürfnisse habe, die nur du zufrieden stellen kannst. Und glaub mir, ich wünsche mir im Moment nichts mehr als unter dir zu liegen und mich..."

"Ich habe es verstanden! Ich komme am Wochenende zu dir, nur bitte hör damit, du bringst mich noch um", stöhnte er auf und ein triumphierendes Grinsen schlich sich auf meine Lippen.

"Gut, aber heute Abend werden wir trotzdem..."

"Meinetwegen. Bitte, kann ich jetzt weiter essen?" 

"Natürlich. Ich rufe dich heute Abend gegen 9 an, wenn deine Geschwister sicher schlafen. Ich freue mich darauf von dir jede Menge..."

"Tschüss." Noch bevor ich meinen Satz zu Ende gesprochen hatte, legte Liam auf und ich starrte grinsend mein Handy an, während ich in die Straßenbahn stieg.

Leider hatte ich eine Sache dabei nicht beachtet: Liam war mittlerweile ziemlich gut darin, meine Methoden auch bei mir anzuwenden... und das artete mittlerweile immer häufiger in einem regelrechten Krieg aus, wer wen am meisten hinhielt und an die Grenze seiner Selbstbeherrschung brachte. Mittlerweile wusste Liam ganz genau, wie er mich in der Hand hatte... und die Sache von eben würde er mir definitiv zurück zahlen.

Trotzdem freute ich mich darüber, dass er endlich mal wieder zu mir gefahren kam. Vielleicht sollte ich ihn öfter darum bitten mir zumindest Abends zum Teil Abhilfe zu beschaffen... dann wurde die Situation vielleicht insgesamt auch erträglicher.

Oder es wurde eher noch schlimmer. War auch möglich.

Immerhin konnte nichts den echten Liam ersetzen und mein ganzer Körper verzehrte sich danach wieder in seinen Armen zu liegen und mich von ihm in jeder Hinsicht verwöhnen zu lassen.

Es war erst Dienstag und Liam würde frühstens Freitag Abend ankommen. Hielt ich es überhaupt so lange aus? Ich sollte wirklich anfangen mich in Selbstbeherrschung zu üben, nicht das mein unstillbares Verlangen noch ungeahnte Ausmaße annahm.

Ausmaße, welche nicht einmal Liam gerecht wurde. Wobei er erstaunlicherweise bisher alle meine Vorlieben voll und ganz erfüllen konnte, fast als hätte, wenn es einen Gott da oben gab, dieser ihn nur für mich erstellt.



I really love you (BoyxBoy/Yaoi)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt