Kapitel 1

87 11 1
                                    


Ich erwachte davon, dass jemand wiederholt an meiner Schulter rüttelte.

„Steve, wach auf verdammt!"

„Och Rick, was ist denn jetzt schon wieder?"

„Los, komm schon. Mach die Augen auf."

„Ich bin total müde, Rick. Ich hab gestern noch lang geschnitten. Hat das nicht bis in ein paar Stunden Zeit?"

„Nein, hat es nicht. Jetzt mach schon!"

Langsam wurde ich doch neugierig. Gerade Rick, der sonst immer der totale Langschläfer war, war heut früh auf den Beinen. Und zudem war er noch total aktiv. Normalerweise konnte man mit ihm vor 12 Uhr mittags nichts anfangen, weil er zwar wach war, aber auch nur körperlich.

Also schlug ich die Augen auf und sah erst mal nur eine verschwommene Gestalt mit eindeutig zu langen blonden Haaren neben mir knien. Moment mal, was machte Rick in meinem Zimmer? Und was machte er überhaupt in meiner Wohnung?

Ich tastete schlaftrunken nach dem Nachttisch mit meiner Brille darauf. Nur, dass da kein Nachttisch war. Genauer gesagt war da gar nichts. Ich lag auf dem Boden.

Wo war mein Bett hin? Ich war mir ziemlich sicher, mich gestern Abend dort hineingelegt zu haben.

„Rick, was ist hier los?"

Offenbar froh, endlich meine Aufmerksamkeit zu haben, meinte dieser: „Schau dich mal um."

Ich sah in die Richtung, in der ich seine Gestalt vermutete. „Wie denn bitte ohne Brille?"

„Oh, ja, die hab ich hier."

„Wieso hast du meine Brille? Und wieso liege ich ... oh!"

Ich hatte meine Brille aufgesetzt und plötzlich war alles scharf. Ich lag auf einem steinigen weißen Boden. Wir waren draußen und es war Nacht. Am Himmel über uns konnte man Sterne sehen. Unglaublich viele Sterne. Noch nie hatte ich so viele Sterne gesehen.

Wir waren in einer Art Mulde. Alles hier war aus demselben weißlichen Stein.

„Rick, wo sind wir hier?"

Statt einer Antwort deutete Rick neben mich. „Da, schau mal."

Folgsam drehte ich meinen Kopf in die Richtung in die er deutete und sah: die Erde.

Das war total unglaublich, doch ich war mir ganz sicher, dass ich Recht hatte. Dieser blaue große Punkt am Himmel, der umgeben war von einer Art Nebel, war die Erde.

„Rick, wo sind wir?", fragte ich noch einmal panischer.

„Echt jetzt? Ok, du kannst wohl offensichtlich die Erde sehen. Und du befindest dich nicht auf ihr. Also welche Möglichkeiten bleiben da wohl noch?"

In solchen Momenten hasste ich Ricks Art. Wenn man schnell eine Information von ihm brauchte, die ihm offensichtlich klar war, konnte er es nicht einfach sagen. Nein, er musste ein Ratespiel draus machen.

Doch ich wusste ganz genau, dass er jetzt nicht nachgeben würde. Ich würde die Antwort selbst herausfinden müssen.

Also sah ich mich erneut um. Langsam dämmerte mir etwas.

„Aber das ist unmöglich.", keuchte ich, „Dann müssten wir doch schon längst tot sein."

Als Antwort schlug er mir einmal auf dem Arm.

„Au!", jaulte ich.

„Nicht tot.", stellte er sachlich fest.

„Ja danke, da wäre ich auch drauf gekommen.", gab ich patzig zurück. Doch dann besann ich mich auf meine eigentlich Frage.

„Wie kann das sein? Wenn das hier, ich mein wenn das wirklich der Mond ist, müssten wir doch schon längst tot sein. Auf dem Mond gibt's kein Sauerstoff. Wieso leben wir noch?"

„Na das ist die große Frage.", bekam ich nicht mehr ganz so sarkastisch als Antwort.


Weltraumfrösche - Auf dem MondWo Geschichten leben. Entdecke jetzt