Kapitel 10

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Über uns?

Zitternd atmete ich ein und sah starr auf meine Gitarre. Ich schaffte es weder ihn anzusehen noch etwas zu antworten. Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte; ich wusste nicht, ob ich mir Hoffnungen machen sollte oder ob ich einfach aufgeben sollte, wenn ich das nicht schon längst getan hatte.

"Riku?", fragte Samu, als ich immer noch nichts sagte und legte zaghaft eine Hand auf meine Schulter. Ich zuckte zusammen und sah ihn dann wenigstens an. Als ich in seine Augen schaute überrollte mich eine unfassbare Gänsehaut. Er sah mich so liebevoll und besorgt an. Hoffnungen wollte ich mir trotzdem nicht machen. Das hatte ich schon zu viel getan. Ich schluckte und atmete tief durch.

"Was willst du denn bereden?", fragte ich und blickte ihn weiter tapfer an.

Nun war er es, der wegschaute. Er wusste nicht, was er sagen sollte und war einfach verunsichert. Ich kannte ihn so gut und doch war alles so anders geworden zwischen uns.

"Ich ... wollte dich nicht verletzen", sagte er dann leise und sah wieder zu mir. Ich schluckte wieder schwer. Er sah so traurig aus und so verzweifelt.

"Hast du nicht. Wieso solltest du mich verletzt haben?", log ich dann aber einfach. Ich wusste nicht wieso, aber ich konnte nicht ehrlich sein. Vielleicht wollte ich nicht, dass er wusste wie viel Kontrolle er über mich hatte. Vielleicht wollte ich ihn einfach auch einmal verletzen.

"Ich habe dich verletzt, das weiß ich, Riku ... Nicht nur einmal ...", sagte er dann und mir wurde heiß. Ich würde seinem Blick nicht mehr lange standhalten. Er machte mich so fertig. Ich konnte meine Gedanken nicht mehr ordnen und biss unsicher auf meiner Lippe herum.

"Okay, ja ... Ja, du hast mich verletzt und das nicht nur einmal", nickte ich leicht, "Und ... es ist lieb von dir, dass du dich entschuldigst, aber ich komm schon klar." Ich senkte meinen Blick. Ich konnte ihn nicht mehr ansehen.

"Nein, du verstehst mich nicht ...", murmelte er und rutschte ein wenig näher zu mir, so, dass sein Bein meins berührte und ich einen Moment lang die Luft anhielt, "Ich wollte dich einfach nicht verletzen, weil ich dich gern hab. Sehr gern, Riku. Mehr als man seinen besten Freund gern hat ..." Er war total unsicher und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Er hob seine Hand von seinem Oberschenkel und war kurz davor sie auf meinen zu legen, traute sich dann aber doch nicht. Das kannte man von Samu gar nicht.

"Du ... bist du dir sicher? Bisher wirkte es immer so als wärst du dir nicht sicher und es war dir peinlich, wenn du doch kurz davon überzeugt warst ...", murmelte ich und sah auf seine Hand. Ich war versucht, sie einfach in meine zu nehmen. Aber ich wollte mich nicht wieder so verletzlich machen.

"Kannst du mich kurz angucken?", fragte er dann ohne auf meine Frage geantwortet zu haben. Vielleicht wollte er ja doch nicht so viel, wie er behauptet hatte. Vielleicht war es ihm plötzlich wieder unangenehm geworden. Mit einem leisen Seufzen sah ich ihn dann an und schluckte wieder einmal schwer. Samu sah direkt in meine Augen und ich konnte in seinen sehen, dass er unglaublich nervös war. Dann schloss er seine Augen für einen Moment und als er sie wieder öffnete, küsste er mich einfach. Ganz vorsichtig und zaghaft drückte er seine schönen Lippen auf meine. Ich hatte das Gefühl zu explodieren und wusste nicht wohin mit meinen Gefühlen. Alles kribbelte so sehr in mir.  Das einzige, was in meinem Kopf war, war ein sich immer wiederholendes 'Riku, er küsst dich. Er küsst dich gerade.' Nach kurzer Zeit löste er sich von mir und sah verlegen, mit roten Wangen auf den Boden. Er war so süß.
"Ich bin mir ... sehr sicher", sagte er dann und legte seine Hand endlich auf mein Bein. Ließ ein weiteres Kribbeln durch meinen Körper ziehen.

"Wirklich?", fragte ich und sah ihn ernst an. Ich wollte mir sicher sein, dass er es ernst meinte. Leicht nickte er dann. "Sonst hätte ich dich nicht geküsst, das weißt du, Rick", sagte er leise. Ich nickte; er hatte recht. Und er war immer noch so süß verlegen.

"Okay. Also ... dann, kannst du mich nochmal küssen?", fragte ich und nahm seine Hand. Zaghaft nickte er und sah mich an. Dann kam er mir langsam näher und berührte kurz darauf zärtlich meine Lippen. Ich lächelte und zog ihn einfach auf meinen Schoß, doch dann löste er sich und sah entschuldigend in meine Augen. "Bitte nicht so schnell ... Ich ... Das ist alles so neu und ich weiß wirklich nicht wie ich mich fühlen soll", murmelte er und setzte sich wieder neben mich. Ich war enttäuscht, aber ich nickte. Was erwartete ich auch von ihm? Tief atmete ich dann ein und stand auf. Ich musste kurz durchatmen.

"Ich bin kurz draußen", sagte ich, doch Samu hielt mich an meiner Hand fest.

"Riku ... Bitte, sei nicht traurig ... Ich ... hab nur etwas Angst davor, etwas falsch zu machen und ... Es ist irgendwie alles so anders zwischen dir und mir und ... Es klingt komisch, aber ... Ich will dich erst wieder kennenlernen, bevor ich weitergehen kann", sagte er entschuldigend. Ich nickte nur leicht und ging dann in meinen kleinen Garten.

Ich war unzufrieden. Ich wollte das so irgendwie doch nicht. Ich hatte gedacht, wenn Samu mir seine Liebe gesteht, würde alles gut werden. Ich dachte es wäre einfach zu sagen 'Okay, wir sind jetzt zusammen.'
Ich hatte gedacht es würde einfacher sein.
Ich wollte Samu jetzt als meinen Freund. Sofort. Nicht erst, wenn er mich wieder kennengelernt hatte. Wir kannten uns doch so lange, wussten alles voneinander. Wieso zählte das jetzt nicht mehr? Wieso war alles so anders? War das wirklich noch der Samu in den ich verliebt war? Wollte ich den zaghaften, unsicheren Samu lieben? War es nicht immer das Männliche, das Ruppige und das Verwegene gewesen, was ich an ihm mochte? Das Selbstsichere etwas arrogante? Das sexy Rauchige? Wo war das alles hin?

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Guten Abend!! :) Hier habt ihr endlich einen neuen Teil und vielleicht gibt es dieses Wochenende noch einen wenn ich es schaffe :)

Taivas :*


Irgendwann ist immer das erste MalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt