Kapitel 5

483 15 3
                                    

Ich biss auf meine Lippe und versuchte, mir nichts anmerken zu lassen. Als er sich umzog konnte ich meinen Blick nicht eine Sekunde von seinem Körper lösen. Von seinem Körper, den ich so begehrte. Vor lauter starren vergaß ich sogar, mich weiter anzuziehen und stand noch in Boxershorts da, als  Samu schon lange fertig war.

"Riku ..", murmelte er und legte eine Hand auf meine Schulter; schickte Stromstöße durch meinen Körper.

Ich zuckte zusammen und schob sofort seine Hand weg. "Lass das", sagte ich leise und schloss kurz meine Augen. Hätte ich gewusst, dass ihn der Kuss nicht mehr ruhig schlafen ließ, hätte ich ihn wahrscheinich einfach an mich gezogen und geküsst. Mindestens genauso hungrig wie das letzte Mal. Und hätte ich gewusst, dass er Vivi noch gar nicht gefragt hatte, ob sie ihn heiraten will, wäre ich fröhlicher gewesen. Doch ich wusste nichts und ich fragte auch nicht nach. Samu blickte unbemerkt auf meine Lippen und ging dann langsam aus der Umkleide. "Ich warte draußen", sagte er und ich wusste nicht, dass er nur ging, weil er verwirrt war. Er fragte sich, was mit ihm los war; wieso er mich so anders ansah; wieso er den Kuss nicht vergessen konnte; wieso es doch so viel zwischen uns geändert hatte.

In der Umkleide fuhr ich mir durch meine Locken und legte meinen Kopf in den Nacken. Ich war extra nicht duschen gegangen nach unserem kleinen Eishockeymatch und roch bestimmt wie ein gammeliger Wischmop, aber das war mir egal. Ich hätte es mit Samu nicht ausgehalten. Und ich fragte mich immer wieder, wie ich es so lange ausgehalten hatte, ihn nicht einfach anzufallen. "Rick, mach hinne!", hörte ich dann seine Stimme vor der Tür und zuckte wieder einmal zusammen. "Jaa!", sagte ich und beeilte mich dann wirklich. Als ich aus der Umkleide kam wurde mir sofort wieder mulmig zumute und ich musste tief durchatmen. Er sah verboten gut aus mit seinen nassen Haaren, dem lockeren Pullover und der engen Jeans. Nachdem ich mich wieder gefangen hatte lief ich mit ihm zum Auto und gemeinsam fuhren wir zu mir nach Hause.

"Danke für's Fahren", sagte ich dort und sah ihn kurz an, bevor ich die Tür öffnete und ausstieg.

"Kein Ding, Großer", erwiderte er und ließ eine unglaubliche Gänsehaut über mich kriechen. Ich brachte nur ein Nicken zustande und lief dann beinahe benommen zur Haustür. Samu fuhr nich weg, er wartete, bis ich drinnen verschwunden war und dass er dann immer noch stehen blieb bekam ich nicht mit. Er sah weiter zur Tür und atmete immer wieder tief. Immer wieder mit der Frage, was sich geändert hatte, außer, dass er nun von meinen Gefühen für ihn wusste. Er konnte sich nicht mehr konzentrieren und schlug genervt von sich auf das Lenkrad. "Scheiße", murmelte er und stieg aus seinem BMW. Er schloss ab und lief dann langsam zu meiner Haustür. Dort blieb er unsicher stehen und biss sich leicht auf die Unterlippe. Er wusste nicht, ob er das wirklich tun sollte.  Schließlich nickte er leicht. Seit unserem Kuss waren zwei Wochen vergangen, in denen er keine ruhige Minute gehabt hatte und er musste unbedingt herausfinden, was das war, was jetzt zwischen uns stand.

Er klingelte und ich zuckte wieder zusammen. Müde tapste ich in den Flur und öffnete dann die Tür. Als ich Samu sah erstarrte ich.

"Samu ..", sagte ich und trat automatisch einen Schritt zur Seite, damit er reinkommen konnte. Nachdem er seine Schuhe ausgezoge hatte, lief er ins Wohnzimmer und setzte sich auf mein großes Sofa. Ich nahm neben ihm Platz.

"Möchtest du etwas trinken?", fragte ich, doch er schüttelte seinen Kopf.

"Ich frage mich, was sich geändert hat ... Es steht doch irgendwas zwischen uns ... Ich weiß nicht, was das ist, Riku, aber ich hatte seit deinem Kuss keine Ruhe mehr ... Ich muss andauernd darüber nachdenken", sagte er ehrlich und ich musste schwer schlucken. Empfand er doch etwas für mich? Ich wusste es nicht und rückte leicht zu ihm. Ich wollte unbedingt seine Nähe spüren. Er lächelte leicht und sah in meine Augen. Sofort ertrank ich wieder in seinen Ozeanen und konnte mich kaum beherrschen. Mein Herz schlug laut und irgendwann konnte ich wirklich gar nicht mehr. Wieder tat es mir leid und mein Verstand sagte mir, dass ich das eigentlich nicht wollte. Doch wie immer war meinem Körper mein Verstand egal und so kam ich Samu näher.

"Es tut mir leid", flüsterte ich gegen seine weichen Lippen und küsste ihn dann sanft. Doch dieses Mal erwiderte er den Kuss und schickte damit einen Schauer über meinen Rücken. Seine Lippen zu spüren, wie sie sich gegen meine bewegten, war unglaublich. Zärtlich und erregend zugleich. Meine Gedanken überschlugen sich und mein Herz setzte erneut für einige Schläge aus.

Plötzlich spürte ich dann seine Hand in meinen Haaren und in meinem Nacken. Er kraulte meinen Haaransatz und ließ mich leise seufzen. Er wusste, was er tat, er wusste, wie er mich glücklich machen konnte. Doch ich wusste, dass das nicht wahr sein konnte. Er tat das alles sicherlich nur aus Mitleid oder aus Schuldgefühlen heraus. Ich wusste es mal wieder nicht und in dem Moment war es mir auch egal. Ich wollte einfach so viel wie möglich von ihm spüren und das gelang gerade relativ gut.

Irgendwann ist immer das erste MalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt