Kapitel 7

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Ich fühlte mich elend, doch die Probe konnte ich nicht ausfallen lassen. Wieso gab Samu überhaupt irgendeine Schuld? Er war nicht schwul und ich wunderte mich, dass es ihn anekelte wenn ich ihn anfasste. Es war sein gutes Recht mich wegzustoßen. Ich hätte mich einfach unter Kontrolle haben sollen. Ich fuhr mir durch meine Haare und schüttelte meinen Kopf. Die Probe würde anstrengend werden.

Langsam betrat ich das Studio und ging zu den anderen, die schon alle warteten. "Riku, na endlich!", rief Sami und umarmte mich kurz zur Begrüßung. Ich lächelte und begrüßte auch die anderen. Samu sah mich nicht an und seine Umarmung war ziemlich demotiviert. Ich seufzte. Ich konnte es ihm nicht verdenken. "Ich stimm noch kurz meine Gitarre, Jungs", sagte ich dann und setzte mich, während die anderen zu ihren Instrumenten gingen. Samu blieb neben mir sitzen. "Ist alles okay?", fragte er mich dann plötzlich leise und sah auf seine Hände. Es schien ihn Überwindung zu kosten bei mir sitzen zu bleiben; als würde ich ihn gleich anfallen wie ein ausgehungertes Tier. Vielleicht hatte er ja sogar recht. Ich musste mich wirklich  zusammenreißen in seiner Nähe. "Riku?", fragte er als ich ihm nicht antwortete und wie weggetreten an meiner G-Saite herumzupfte. "Hm?", machte ich leise und sah ihn an. Seine Augen waren so schön. "Ja, es ... Ja, es ist alles gut", nickte ich dann und lächelte leicht. Dann stimmte ich schnell zu Ende und stand dann auf. Samu sah mich an, das spürte ich und es machte mich fertig. Wieso war er so? Konnte er mich nicht einfach ignorieren oder so? Das würde es einfacher machen.

"Samu! Hey! Bewegst du deinen Arsch dann auch mal ans Mikro?", rief Raul und Samu zuckte merklich zusammen. "Was? Ja. Ja, ich komme", nickte er und ging zum Mikro. Als wir spielten konzentrierte ich mich nur auf die Musik und musste gar nicht mehr an Samu und das, was passiert war denken. Ganz im Gegensatz zu ihm, denn er war völlig neben der Spur. Er versang sich, vergaß den Text, verpatzte den Einsatz. Alle waren genervt von ihm nur ich nicht. Ich verstand ihn. "Leute ... Vielleicht hatte er einfach einen beschissenen Tag oder so ... Lasst uns Schluss machen für heute, okay?", meinte ich dann und sah alle an. Ich bekam Zustimmung und bald waren alle weg. "Ihr habt es aber eilig", murmelte ich und sah kurz zu Samu, der wieder auf dem Sofa saß. Er starrte auf den Boden und fuhr sich immer wieder durch seine Haare. Er schien wirklich fertig zu sein.

"Samu?", fragte ich dann und setzte mich mit etwas Abstand zu ihm hin. "Hm?", machte er und sah kurz zu mir. "Wieso bist du so neben der Spur? Ist es nur wegen gestern? Es tut mir leid, was passiert ist. Ich hätte wissen müssen, dass du das nicht wolltest. Vergessen wir das einfach, ja? Ich will unsere Freundschaft behalten .." Ich legte eine Hand auf seine Schulter und lächelte schwach. E schob meine Hand weg und schüttelte leicht seinen Kopf. "Du verstehst nicht, Riku ... Ich ... Ich habe mich von Vivianne getrennt ... Wir haben uns nur noch gestritten seit ... seit du mich geküsst hast." Er drehte sich von mir weg und raufte sich verzweifelt seine Haare. Ich sah ihn an als hätte ich ein Gespenst gesehen und öffnete und schloss meinen Mund wie ein Fisch. "Soll ich mit ihr reden? Ich will nicht euer Trennungsgrund sein", sagte ich und rückte näher zu ihm. "Riku, ich bin selbst Schuld an der Trennung. Ich habe immer nur an den Kuss gedacht, nicht mehr geschlafen. Ich wollte keinen Sex mehr mit Vivi haben. Ich bin so verwirrt ... Ich kann das alles so nicht mehr ... Wie hast du es so lange ausgehalten mit mir? Ich wäre schon längst zerbrochen ..." Schwer schluckte ich und sah Samu an. "Ich lass dich besser in Ruhe ... Wir sehen uns bei der nächsten Probe." Damit stand ich auf und fuhr mich kurz durch mein Gesicht. "Und was ist mit Eishockey heute Abend?", fragte er leise, gerade als ich gehen wollte. "Ich werde dich sicherlich nicht vor meiner Tür sitzen lassen", meinte ich nur und ging dann.

Abends war ich unendlich nervös. Ich wusste, dass ich mich unfassbar zusammenreißen müssen würde, um Samu nicht einfach zu küssen. Als es klingelte zuckte ich zusammen und lief wie in Trance zur Tür. Ich öffnete und sah Samu in die Augen. Wie hatte ich bei der Probe so ruhig bleiben können? In mir kribbelte alles und ich hasste mich dafür ihn eingeladen zu haben. "Hey", sagte er leise und lief an mir vorbei ins Wohnzimmer. Dort machte er es sich gemütlich und öffnete für uns beide ein Bier. Langsam ging ich zu ihm und setzte mich. "Wie geht es dir?", fragte ich ihn und sah starr zum Fernseher. "Naja", murmelte er und zuckte mit den Schultern. Ich nickte schwach.

Der Abend verging nur langsam und wir redeten kaum. Es hatte sich so viel verändert zwischen uns. Das tat verdammt weh. Es würde nie wieder so sein wie früher. Ich hatte ihn als besten Freund wirklich verloren.

"Wir sehen uns", sagte ich an der Tür, als das Spiel vorbei war und Samu zurück zu seiner Mutter fahren wollte. "Ja", nickte er leicht und umarmte mich zaghaft. Vielleicht wusste er nicht, ob das zu viel für mich war oder so. Leicht löste er sich dann aus der Umarmung und sah in meine Augen. "Tschüss", murmelte er und gab mir einen Kuss auf meinen Mundwinkel. Ich sah ihn mit kopfenden Herzen an und dann verschwand er mit roten Wangen.

Irgendwann ist immer das erste MalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt