Ein Zauberhafter Adventskalender

Prolog

************************************
Bevor es losgeht eine kurze Erklärung: dieses Buch ist ein Adventskalender und ich veröffentliche jeden Tag vom 1. Bis zum 24. Dezember ein neues Kapitel, das ich auch größtenteils  am selben  Tag schreibe. Ich hoffe, es gefällt euch! Ich widme diese Geschichte meinem Freund und treuesten Leser Fabian: Danke für die hingebungsvolle Unterstützung!
************************************

Finn sah den neuen Laden am letzten Tag des Novembers. Fast wäre er an ihm vorbeigehastet, wie alle anderen auch, aber etwas an dem Laden ließ ihn stehen bleiben. Es war fürchterlich kalt und man konnte fühlen, dass der Winter begonnen hatte.
Finn wohnte in einer ärmlichen Gegend, mit hässlichen Häusern und kaputten Treppen. Um zur Bushaltestelle zu gelangen, musste er ungewöhnlich weit laufen und die ganze Zeit Müll und Sperrholz ausweichen. Warum sollte also hier ein neuer Laden eröffnen? Außer Dönerias und Supermärkten konnte sich hier nämlich nichts halten.
Aber hier stand er. Ein unauffälliges, graues Häuschen mit einem gläsernen Schaufenster, in dem lauter alte Bücher und außergewöhnlicher Krimskrams ausgestellt war. Über der Tür prangte der Schriftzug "REFUGIUM" in alten Lettern.
Finn sah sich verwirrt um. Wie konnte so ein merkwürdiges Geschäft einfach so auftauchen, ohne dass es jemand bemerkte? Abgesehen davon, wäre der Umzugslärm alleine doch sicherlich jemandem aufgefallen. Er konnte nicht widerstehen und trat ein.
Die Tür öffnete sich schwungvoll mit einem lauten Klingeln. Drinnen war es warm und irgendwie finster. Außerdem roch es nach Mottenkugeln und vergilbten Seiten. Ein alter Mann mit einem Rauschebart, der am Tresen eine Pfeife rauchte, wurde auf ihn aufmerksam.
"Guten Tag, junger Herr", sagte der Herr freundlich, während Finn noch auf die Pfeife starrte. So etwas hatte er, außer in Filmen, noch nie gesehen!
"Ich... ich sehe mich nur um", stammelte Finn die obligatorische Antwort. Der alte Herr nickte. "Nicht alle Dinge hier sind zum verkaufen gemacht. Frag einfach, wenn du Hilfe brauchst." Er wandte sich wieder dem alten Buch zu, das vor ihm lag.
Finn sah kurz auf die Uhr und entschied, dass er ein paar Minuten bleiben konnte. Er würde einfach den zweiten Bus nehmen, dann würde er zwar fünf Minuten zu spät kommen, aber was soll's.
Ein paar Dinge fesselten sofort seinen Blick. Er überlegte, ob sich ein bunter Kristall als Geschenk für seine Tante eignen würde, entschied sich aber dagegen. Eine Pfeife wäre viel zu teuer, außerdem würde seine Mutter das eh nicht erlauben. Schließlich wandte er sich einem einfachen Adventskalender mit Türchen zu, hinter denen sich wohl nur kleine Bildchen verbargen.
Seit Jahren hatten er und seine Geschwister sich einen Schokoladenadventskalender geteilt. Das gehörte seiner Mutter zufolge zum Familienleben dazu, man musste alles teilen. Auch wenn Finn schon seit Jahren glaubte, dass das eher finanzielle Ursachen hatte, versuchte er seinen Geschwistern das selbe zu erzählen. Sie waren einfach noch zu klein, um es zu verstehen und das würde die Situation nicht einfacher machen.
Trotzdem hatte Finn sich jahrelang schon einen eigenen Adventskalender gewünscht. Es musste nichts teures sein, einfach nur etwas, das nur ihm allein gehörte. Ehrlich gesagt wollte er einfach etwas haben, über das er sich freuen konnte. Und dieser einfache Adventskalender war vielleicht gerade noch bezahlbar.
Finn nahm den ausgestellten Adventskalender vom Regal und sah ihn sich genauer an. Er war wunderschön gemacht, hatte goldfarbene Ornamente und war mit fantastischen Tieren aus Märchen bedruckt, die sich überall im Wald versteckten. Die Zahlen waren stilvoll verziert, wie die ersten Buchstaben in Kapiteln von alten Büchern. Es ließ sich schwer einschätzen, wie alt der Adventskalender war.
Zögerlich ging Finn zum Tresen und legte den Adventskalender vor dem alten Herren ab. "Wie viel kostet der?"
Der Herr richtete sich auf und nahm den Kalender stirnrunzelnd in die Hand. Dann hob er seinen Blick wieder und sah Finn prüfend in die Augen. "Der ist kostenlos.", sagte der alte Herr und fügte zwinkernd hinzu: "Ist ein Werbegeschenk"