Ein Zauberhafter Adventskalender

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Heute weckten Finn seine Geschwister, indem sie ihm seine Bettdecke wegzogen. Er stöhnte und drehte sich zur Wand, doch auch das half nichts. "Der Nikolaus war da!", sagte Max ganz aufgeregt. Da wurde Finn hellhörig und setzte sich auf. "Wer war da?"

"Der Nikolaus!", kreischte Lena. "Wir dürfen erst nach den Schuhen schauen, wenn du auch da bist!"

Jetzt setzte Finn sich auf. "Wart ihr denn überhaupt brav? Ihr wisst ja, nur brave Kinder kriegen Süßes." Die beiden Geschwister sahen sich etwas besorgt an und entschieden dann, dass sie brav gewesen waren. Also stand Finn auf und die drei gingen im Schlafanzug in den Flur, wo sie ihre Schuhe abgestellt hatten.

Seine beiden Geschwister stürzten sofort zu ihren Schuhen, die voll von Süßigkeiten waren. Auch dieses Jahr hatte seine Mutter wieder etwas Geld übrig gehabt, was für sie vermutlich einige Überstunden bedeutet hatte. Auch in seinem Schuh waren Süßigkeiten und ein kleines, gebrauchtes Buch "Eine Weihnachtsgeschichte" von Charles Dickens. Er dankte seiner Mutter, die aus dem Schlafzimmer kam und noch sehr verschlafen aussah. "Gefällt es dir? Ich weiß, es ist nicht viel, aber..."

"Es ist toll!", unterbrach Finn sie und umarmte sie. Dann erzählte er ihr aufgeregt, dass seine Schule einen neuen Hausmeister suchte. Geregelte Arbeitszeiten und eine Bezahlung, die fast doppelt so gut war, wie ihre jetzige. Wenn sie diesen Job kriegen könnte, wäre das echt ein Traum.

Zum Frühstück durften sie alle ein paar Süßigkeiten essen, was für sie etwas ganz besonderes war. Vielleicht war es ja gar nicht so schlimm, dass sie nicht so viel hatten, sie wussten dafür alles davon zu schätzen. Mit diesem aufmunternden Gedanken ging Finn zur Schule und vergaß dabei glatt, sein Türchen zu öffnen. Das war das erste, was er tat, als er zurück zuhause war.
"Wenn die Schneeflocken liegen, lass sie hochfliegen.", las er. Mmh, der Kalender musste sich vertan haben, denn heute lag nicht das kleinste bisschen Schnee. Es war noch nicht einmal besonders kalt.
Etwas ratlos setzte er sich zu seinen Geschwistern an den Küchentisch. Lena malte Tiere auf ein Blatt Papier, die Max erraten sollte, aber man merkte, dass das Spiel ihnen langweilig wurde.
"Wollt ihr nicht etwas basteln?", fragte Finn sie. Plötzlich fiel ihm seine Grundschulzeit wieder ein. Sie hatten doch immer Schneeflocken gebastelt - aus weißem Papier. Er holte noch ein paar weiße Blätter und zeigte seinen Geschwistern, wie es ging. "So, ihr müsst das kleine Stück Papier ganz oft falten und dann ein paar Ecken abschneiden und vielleicht hier einschneiden und da..."
Schnell hatten sie einen ganzen Haufen zusammen und Finn ließ sie aufhören. "Ich werde es jetzt schneien lassen!", sagte Finn und nickte ernst. Die beiden starrten ihn erwartungsvoll an. Er atmete ein und pustete die Papierflocken von unten an, so sehr er konnte. Das Papier flog hinauf und verwandelte sich mitten in der Luft in glitzernde, kalte Schneeflocken. Es schneite - mitten in der Küche! Lena versuchte eine zu fangen, doch in dem Moment, in dem sie die Schneeflocke berührte, wurde sie wieder zu Papier. Dasselbe geschah mit allen, die auf dem Boden oder auf den Tisch fielen. Nach ein paar Sekunden war das Spektakel schon vorüber.
"Nochmal! Nochmal!", riefen die Kinder. Aber in dem Moment kam seine Mutter herein. Der alte Herr hatte ihn davor gewarnt, dass alle außer den Kleinsten nichts magisches sehen würden und selbst wenn, würde sie vielleicht denken sie wäre verrückt.
"Mama! Wir haben Schnee gemacht!", rief Lena glücklich und zeigte auf die Papierflocken, die überall verstreut lagen. "Sehr schön!", sagte seine Mutter gedankenverloren.
Sie setzte sich zu Finn. "Ich habe gerade meine Bewerbung zum Schuldirektor gebracht. Übermorgen habe ich ein Bewerbungsgespräch." Finn versprach ihr, alle Daumen zu drücken und lachte über seine Geschwister, die hingebungsvoll die Schneeflocken anpusteten. Aber sie schwebten immer nur für Sekunden in der Luft und bald wurde es ihnen zu mühsam. Finn konnte gar nicht aufhören zu lächeln, so unglaublich überwältigend war die Vorstellung, dass er soeben Magie angewendet hatte.