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Am zweiten Dezember nahm sich Finn ganz fest vor, die Anweisungen des Kalenders genau zu befolgen. Er öffnete das Türchen auch diesmal im Geheimen und las: "Schau, wo du deine Füße setzt, sonst leiden andere zuletzt"
Wo er sich gerade daran gewohnt hatte, in den Himmel zu blicken, sollte er jetzt auf seine Füße schauen. Wie merkwürdig. Nun gut, er würde es versuchen.
Den Großteil des Tages beherzigte er dies auch, aber beim Sportunterricht spielten sie Fußball und Finn achtete überhaupt nicht mehr darauf. Nach dem Kurs hatte er es völlig vergessen und feierte mit seinen Kumpels das 2:1. Sie trampelten über das Gras des verlassenen Schulhofs, ihr Sportlehrer hatte mal wieder überzogen, als er plötzlich einen leisen Schmerzensschrei hörte.
Er sah sich aufmerksam um und erhaschte Bewegung im Gras. War er etwa auf einen Igel getreten? Voller Grausen schaute er hinab und tat so, als würde er sich seine Schnürsenkel zubinden. "Geht schon mal vor!", sagte er den anderen.
Im Gras lag ein fast nicht sichtbares, winziges Wesen. Es war nur etwas größer als sein Schuh, hatte aber menschliche Züge und eine spitze Mütze. Es sah aus wie... "Ein Gartenzwerg", murmelte er fasziniert.
Obwohl er bibberte und schlotterte, war er keiner Antwort verlegen. "Was für eine Frechheit! Ich bin ein Heinzelmännchen!", grummelte er. Er hielt sich sein Beinchen, auf das Finn rücksichtsloserweise getreten war. Dieser glotzte nur.
"Was für eine Sauerei!", grummelte der Gartenzwerg weiter. "Hast du ein Glück, dass wir so stabil gebaut sind, sonst würdest du echt Ärger kriegen, Jungchen!" Er stand auf und versuchte davonzuhumpeln, was ihm allerdings ziemliche Probleme bereitete. "Kakerlakenkacke!", fluchte er vernehmlich.
"Warte, ich helfe dir!" Finn wollte ihn hochheben, aber das Heinzelmännchen wich aus. "Schlimm genug, dass du mich gesehen hast, glaub nicht, dass du mich auch noch berühren darfst!", zeterte dieser. Er wollte zum Rosenbusch humpeln, doch viel hin.
Kurzentschlossen hob Finn ihn auf und setzte ihn beim Rosenbusch wieder ab. Darin war zu seinem Erstaunen eine kleine Hütte versteckt, die zwischen den Zweigen kaum zu erkennen war. "Ein hübsches Häuschen hast du.", sagte Finn vorsichtig. Er wollte den Gartenzwerg nicht noch mehr verhindern.
"Das hübscheste!", sagte er stolz. Aber jetzt müssen wir wieder mal umziehen. Aber ich habe gehört, dass die Bäckerei etwas Hilfe benötigt... Ist in den kalten Monaten sowieso gemütlicher." Er sah sich zu dem Jungen um und nickte ein 'Auf Wiedersehen'. Dann verschwand er humpelnd in seinem Heim.
Finn blinzelte verwirrt und richtete sich langsam auf. Dann rannte er zum Unterricht und versuchte sich eine Ausrede einfallen zu lassen.
Ein paar Stunden später war der Unterricht endlich vorbei. Er ging zurück zum Rosenbusch und wollte sich bei dem Zwerg nochmal ordentlich entschuldigen. Außerdem hatte er ihm etwas Schokolade mitgebracht. Aber der Rosenbusch war nur noch ein ganz normaler Rosenbusch und das Häuschen fort. Als wäre nie etwas passiert.

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