Der dritte Dezember war ein Samstag. Finn hatte längst gelernt, den Lärm seiner Geschwister zu ignorieren und schlief aus, aber schon um zehn weckte ihn sein grummelnder Magen.
Finn gähnte und schlug seine Decke weg. Erstmal musste er einen Pullover anziehen, denn die Heizung funktionierte nicht so toll. Er wollte jetzt lieber nicht darüber nachdenken, warum das so war...Finn überprüfte leise, ob jemand in der Nähe war und holte dann verstohlen seinen Adventskalender heraus. Er konnte immer noch nicht fassen, was gestern geschehen war. Bestimmt hatte er sich alles nur eingebildet und war über einen harmlosen Gartenzwerg gestolpert.
"Die Sprache der Tiere ist leicht zu verstehen, man muss ihnen dabei nur in die Augen sehen", stand im Türchen, das mit einer wunderschön-verzierten 3 beschriftet war. Um das auszutesten, musste er nur ruhige Tiere finden, denn bei den Tauben der Nachbarschaft würde ihm das nicht gelingen. Aber er hatte da schon eine Idee.
Finn seufzte und machte sich auf die Suche nach seiner Mutter. Die hatte noch eine Nachtschicht in der Garderobe eines Clubs einlegen müssen und saß todmüde am Küchentisch. Den Kopf hatte sie auf die Hände gestützt, was ihm zeigte, dass sie wieder unter Kopfschmerzen litt. "Guten Morgen", grüßte sie ihn tapfer.
"Geh wieder ins Bett, Mama", sagte er leise. "Ruh dich aus. Ich werde die kleinen Monsterchen beschäftigen." Sie nickte dankbar und schlurfte aus der Küche. Finn wollte sich ein Toast machen, aber musste feststellen, dass überhaupt kein Essen da war. Das Toast war leer, die Butter fast aufgebraucht und im Kühlschrank stand nur Ketchup und ein Ei. Finn seufzte schwer und ging ins Wohnzimmer zu seinen Geschwistern.
Die beiden saßen wie gefesselt vor dem Fernseher und sahen irgendeine bunte Animeserie. Aber als die Werbung anfing, begannen sie zu streiten, welchen Kanal sie schauen sollten. "Hey!", fauchte Finn sie an. "Seid doch leise! Mama schläft!"
Max sah ihn an, als wäre es ihm egal. "Aber uns ist langweilig. Und wir haben Hunger!" "Ja, ganz großen Hunger!", fügte jetzt auch seine Schwester hinzu. "Machst du uns was zu essen?" Finn sah betreten zu Boden und meinte dann: "Es ist noch gar keine Zeit fürs Mittagessen."
Das war der Zeitpunkt an dem seine Schwester anfing zu weinen, und dann Max kniff, weil er sich über sie lustig machte. Das artete in einer riesigen Kabbelei aus, der Finn kurzerhand ein Ende bereitete. "So, wenn ihr jetzt nicht sofort leise seid, gehe ich alleine zum Zoo!" Der "Zoo" war ein großer Komplex voller Hamster, Kaninchen und Fische und die Monsterchen liebten es. Daher wurden die beiden sofort mucksmäuschenstill. "Brav, und jetzt zieht eure warmen Sachen an!"
Schon wenig später waren sie auf dem weg zu der Tierhandlung und Finn musste aufpassen, dass sie nicht auf die Straße liefen. Im Geschäft war es ziemlich warm und roch nach Katzenstreu, aber er freute sich über seine glücklichen Geschwister. Die beiden rannten sofort zu den Kaninchen und streichelten sie hingebungsvoll.
Währenddessen blieb Finn vor dem Meerschweinchenkäfig stehen. Die pelzigen Wesen wuselten herum, nur eins von ihnen stand am Rand und sah irgendwie sehnsüchtig aus dem Käfig, direkt in Finns Richtung. Ich könnte es ja mal versuchen, dachte Finn unentschlossen und starrte zurück.
Eine Weile starrten sie sich gegenseitig an, bis Finn sich immer mehr auf die Augen des Nagetiers konzentrierte. Dessen Augen schienen ihn wie Strudel immer mehr in ihren Bann zu ziehen. Er vergaß wo er war und was er hier wollte, nun sah er nur noch die Augen des Meerschweinchens.
Hast du irgendein Problem?, fragte eine genervte Stimme.
Finn sah sich verwirrt um, aber es war keiner in der Nähe. Er verstand nicht, wo das auf einmal hergekommen war. "Äh... nein", stammelte er unsicher. Warum starrst du mich dann so an? Er hörte diese seltsame Stimme schon wieder! Wen hab ich angestarrt?, dachte er verwirrt. Hallo? Bist du ein Mensch, oder eine Fliege? Ich bin hier direkt vor dir!, sagte die Stimme wieder. Finn wandte sich wieder dem Meerschweinchen zu.
"Äh... hallo du.", sagte er verwirrt. Einem Impuls folgend wollte er es streicheln, doch es wich aus. Wag es nicht mich anzufassen, du komischer Mensch!, erklang wieder die Stimme. Finn schüttelte den Kopf. Mit ihm war echt nicht alles okay. "Ich werde verrückt", murmelte er besorgt. Er wich vor dem Käfig zurück und ging schnell zu seinen Geschwistern hinüber. Sie lenkten ihn ab, wie immer, sodass er kaum noch an das Meerschweinchen dachte. Sie standen noch ewig vor dem Aquarium mit den "Nemos" und gaben ihnen Namen. Danach ging Finn noch kurz mit ihnen einkaufen. Sein Taschengeld reichte noch für Toast, Nutella und noch mehr Essen, denn er würde nicht erlauben dass seine Geschwister hungern mussten.
Zum Abendbrot war seine Mutter wieder einigermaßen fit und sie saßen alle zusammen am Esstisch und aßen Hotdogs. Finn war völlig zufrieden mit sich und der Welt, als ihm wieder die merkwürdigen Vorfälle der letzten drei Tage einfielen. Er hatte Dinge gesehen, die es eigentlich nicht geben durfte und Stimmen gehört. Was, wenn er verrückt wurde? Bei diesem Gedanken überkam ihn Angst, die ihn den ganzen Abend nicht mehr los ließ.
DU LIEST GERADE
Ein Zauberhafter Adventskalender
FantasyAus einem merkwürdigen, neuen Laden erhält Finn einen Adventskalender, der jedoch anders ist, als alle anderen. Denn dieser Adventskalender ist nicht gefüllt mit Schokolade oder Spielzeug, sondern mit Magie.