prologue

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"Weine nicht, dass schöne Stunden vergangen sind, sondern lächle, weil du sie erlebenden dürftest."

Das war meine Inspiration.
Mein Licht in der Finsternis.
Mein Lächeln in der Hölle.

Wir Menschen brauchen in diesen schweren Zeiten Hoffnung, hatte meine Großmutter immer gesagt, bevor man sei wegen ihres Blutes geköpft hatte.

Um ihr Blut zu trinken.

Die Welt ist grausam, nicht?
War der Himmel das auch?
War meine Oma jetzt glücklich da oben?
So frei von Sorgen und Ängsten und ohne brutale Vampire?

Ich wünschte, ich hätte eine Antwort darauf.

Als sie mich von meinem zu Hause weggeholt haben, habe ich mein Schicksal akzeptiert.
Ich habe es akzeptiert, dass ich von nun an ihre Dienerin war, obwohl ich das auch davor schon war.

Und jetzt?
Jetzt bin ich der Meinung, dass dies gar nicht mein Schicksal war.

Meine Zukunft liegt ganz woanders, da, wo es schön und friedlich ist.
Und nicht hier.

Ich bin froh, dass ich überhaupt noch lebe, und habe mich damit abgefunden, dass ich ein Mensch war.
Ein Objekt von Ihnen.

Doch ein kleiner Teil von mir akzeptiert das hier nicht.

Und dieser Teil ist alles, was mir bleibt.

▪️▪️▪️THRONE▪️▪️▪️

Ich weiß nicht, was ich fühlen soll.

Einerseits bin ich der Prinz der Vampire und muss die Menschen unterdrücken, um nicht zu verdursten. Aber andererseits komme ich nicht damit klar.

Nachts hört man manchmal ihre Schreie. Die Schreie der Menschen.
Er, mein Vater, foltert sie und trinkt anschließend ihr Blut. Er sagt, es würde dann besser schmecken.

Ich erkenne da keinen Unterschied.

Eigentlich sollte es mich auch nicht scheren. Ich bin der zukünftige König und muss somit auch so handeln.

Aber es kommt mir so verdammt falsch vor.

Und das ist es doch auch, oder?

Die Menschen haben uns nichts getan. Im Gegenteil, sie haben sogar an uns geglaubt und Geschichten über uns wachriefen, die teilweise sogar wirklich passiert sind.

Und was tun wir?
Wir bringen sie um, Foltern sie und trinken ihr Blut.

Es gäbe auch eine andere Lösung für uns.

Eine viel einfachere Lösung.

Wir müssen kein Menschenblut trinken. Es schmeckt zwar besser, aber um unseren Durst zu stillen brauchen wir einfach nur Blut, völlig egal von welchem Tier.

Aber wir sind selbstsüchtig und wollen unser Leben in vollen Zügen genießen.

Dabei sind wir unsterblich und können nur durch Flüche und Holz sterben. Und da nicht mal alle Holzsorten.

Wir sind eben Vampire.
Wir leben nicht, und sind auch nicht tot.
Im Normalfall haben wir auch weder Gefühle noch einen menschlichen Kern oder gar einen Herzschlag.

Aber was ist mit mir?

Warum empfinde ich so etwas wie Mitleid, wenn ich Menschen in Lumpen und Sandalen sehe?

Warum zur Hölle bin ich so anders?

Wenn mein Vater meine Regungen kennen würde, dann wäre ich dran.

Bisher habe ich das Ritual immer verweigert. Ich sagte, ich wolle mir das zu meinem zwanzigsten Geburtstag aufheben.

Das Ritual gibt uns vor, unsere Männlichkeit vor dem einundzwanzigsten Geburtstag zu verlieren.

Ich weiß, das ist so bescheuert.

Aber es ist Gesetz.

Vampire heiraten nicht, denn es gibt nur männliche Vampire.

Weibliche hat es noch nie gegeben, denn das ist genetisch unmöglich. Bei einer Verwandlung würde die Frau vor Schmerzen sterben.

Um also seine Männlichkeit zu verlieren muss man mit einem Menschen schlafen.

Und das heißt so viel wie "Vergewaltigen".

Ich habe keine Wahl, ich muss das Ritual durchführen, ansonsten bin ich unter den Vampiren nicht volljährig und kann so auch kein König werden.

Bald steht mein zwanzigster Geburtstag an. Und das bedeutet so viel wie "Du bist dran...".

Dann bin ich offiziell am A*sch.

Mein Vater nimmt das Ritual verdammt Ernst. Er wird mir dazu wahrscheinlich die schönste Menschenfrau ganz Rumäniens besorgen.

Ich muss eine Lösung finden. Ansonsten muss ich ein wehrloses Menschenmädchen vergewaltigen und das kann ich nun mal nicht.

Wieso ist diese Welt nur so ungerecht?

▪️▪️▪️

Blood SuckerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt