Klara hatte es eindeutig zu weit getrieben. Manche Sticheleien waren harmlos, aber jetzt dachte sicher die ganze Schule, Manu und ich wären zwei geistesgestörte Verlierer, oder womöglich noch verliebt oder so. Seit Klara diese Schiene fuhr, hasste ich alles an Klara. Sie ekelte mich an. Ich meldete mich im Sekretariat krank, und fuhr nach der Mittagspause gleich heim. Ich wusste, Klara würde die Zeit nutzen, um mich noch schlechter dastehen zu lassen, aber ich musste sie einfach nur ignorieren. Bloß blöd, dass sie ungefähr das beliebteste Mädchen an der Schule war. Das einzige, was mich jetzt retten konnte, war Schokolade. Das hilft so gut wie immer, finde ich. Der Boxsack in meinem Zimmer wurde fast zerissen, so stark drosch ich auf ihn ein. Ich war wieder am Anfang angelangt, stellte ich fest. Manu wollte mich sicher nie wieder sehen, immerhin war ich an allem Schuld. Das Wetter war stürmisch, ich lag lustlos auf meinem Bett und dachte nach. Mir fiel auf, dass ich naiv war. Ich vertraute anderen Leuten blind. Ich vertraute ihnen, weil ich mich daran festklammerte, nicht allein zu sein. Und jetzt hatte ich den einzigen Menschen, der mir ebenfalls vertraute, Manu, verletzt. Ich vertraute jemandem, den ich erst seit ein, knapp zwei Tagen kannte. Und ich hasste jemanden, der fast mein Leben lang in meiner Nähe gewesen war. Den ich fast besser kannte als mich selbst. War Naivität eine Eigenschaft, die einen Außenseiter markierte? Naivität, an jemandem festzuhalten, der einen mit dem gegebenen Vertrauen in den Bauch stach, und hinterging.
Mein Vertrauen in andere Menschen war zerbrochen. Zerstört. Für mich und meine Psyche war es das sicherste, eine neue Maske aufzusetzen.
Die nächsten Tage waren die Routine vor Manu. Ich ließ den Teil aus, an dem ich sonst unter der Eiche lag, saß, oder daran angelehnt träumte. Die Zeit, die ich mit Manu verbracht hätte, ließ ich unbeachtet und ungenutzt verstreichen. Auf den Schulfluren war ich ein "wunderbares, interessantes und wichtiges" Tratschthema, die Kommentare, die Fotos vom Müll, auf dem ich saß, und das Foto mit Manu und mir, und die Sprüche prallten an mir ab, doch jede Bombe hinterließ Spuren. So oft ich konnte, hatte ich meine Kopfhörer auf, damit fühlte ich mich besser, sicherer. Meine schönen Gedanken an Manu wurden von dem Satz "Du hattest Recht. Du machst allen nur Ärger." überschattet, gefolgt von seinem wütenden Blick. Oft verspürte ich den Drang, mein Skateboard zu nehmen, manchmal war ich sogar schon losgefahren, im Begriff zum kleinen Weiher zu fahren, aufs Wasser zu sehen, mich wohl fühlen. Doch jedes Mal, spätestens am Anfang des Weiherweges, zwang ich mich zum anhalten und umkehren. Die Gefahr, ich könnte Manu begegnen, war zu groß. Ein Loch fraß sich langsam aber sicher in mein Herz. Mir wurde schmerzhaft bewusst, was mein Stand war. Ich... war wieder allein.
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Was wäre, wenn...? [GLP FanFic]
FanficWas wäre passiert, wenn ich immer noch beliebt gewesen wäre? So, wie es all die Jahre lang war? Hätte ich den am Rand sitzenden Jungen überhaupt gesehen, bemerkt? Mit ihm geredet? Wäre ich jetzt umringt von meinen falschen Freunden, statt mit meinem...