6.

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Mein Leben war an seinem absoluten Nullpunkt angelangt. Ich wusste, im Moment dachte nur eine Person im positiven Sinne an mich. Meine Mutter. Sie durfte von alldem nichts erfahren, was mir am wichtigsten war. Schule, ein grausames Wort. Aber nichts gegen den Schmerz, den mir Klara und ihre Gefolgschaft bereitet. Letztes Mal, ich war auf dem Heimweg, hatten mich mehrere von ihren Bewunderern bereits erwartet. Knapp fünf Minuten später lag ich am Boden, wurde von mehreren getreten. Als sie abhauten, lag ich noch ein, zwei Minuten zusammengekrümmt da, mit blutigen Schrammen, Bauchschmerzen von den Fußtritten, und einer tauben Hand. Ich konnte sie nicht bewegen. Den Arm in meiner Jacke versteckt, möglichst im Versuch normal auszusehen, humpelte ich den Weg nach Hause. Meine Mutter war zum Glück noch nicht zuhause, also wusch ich mein Gesicht, deckte die meisten Schrammen und Wunden mit Pflastern ab, und überlegte mir eine Ausrede für die Hand und die Bauchschmerzen.

Erleichtert, dass meine Mutter mir die Ausrede mit dem Sturz von der Treppe geglaubt hatte, und dass der Arzt eine einfache Prellung diagnostiziert hatte, lag ich auf der Couch und sah fern. Die Pflaster, so hatte ich erzählt, hatte ich drauf geklebt, weil wir im Schulgarten an den Rosenbüschen geschnitten hatten. Der Doktor hatte etwas misstrauisch geschaut, aber der konnte mir egal sein. Ich hatte jedoch darauf bestanden, keinen Verband oder ähnliches für meine Hand zu erhalten. Am Ende wären da sicher noch "spannendere" Geschichten daraus entstanden. Trotzdem hatte ich eine gewisse Vorfreude auf die Schule morgen. Ich würde versuchen, Manu zu finden und mit ihm zu reden.

Mein Arm hinderte mich in der Schule nur wenig. Was mir ein kleines Lächeln aufs Gesicht zauberte, war, als ich Manu unter der Eiche sitzen sah. Er war allein, sein Blick war auf seine Schuhe gerichtet. Als ich näher kam, hob er den Kopf. Ich sah ihn nur stumm an. Einen Moment lang blieb es so, und dann fingen wir gleichzeitig an zu reden. Manu sagte: "Warum warst du die letzten Tage nicht hier?", und ich "Ich weiß, es ist alles meine Schuld, du kannst ruhig weiterhin sagen, dass ich allen nur Ärger mache." Wieder verharrten wir einen Augenblick. Dann prusteten wir los. Keine Ahnung, warum. Aber es tat gut. Sehr gut. Als wir uns beruhigt hatten, begann ich von gestern, von den Leuten auf dem Nachhauseweg zu erzählen. Ich musste unwillkürlich lächeln, als Manu sich besorgt meine Hand ansah. Kurz durchschoss mich etwas, als er meine Hand in seine nahm. Aber, das war doch Blödsinn. Dieser Moment bestätigte meinen Verdacht auf meine Naivität. Wir saßen einfach wieder unter der Eiche, deren Blätter im Wind raschelten. Für den Nachmittag trafen wir uns wieder beim Weiher. Alles gute schien temporär wiederhergestellt. Doch einen Mistkäfer gab es zu schlagen. Klara. Und ich konnte genau so gut mit Worten erpressen, wie sie sie heraus brüllte.

Was wäre, wenn...? [GLP FanFic]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt