»04. Kapitel

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»Wieso zur verdammten Hölle brauche ich einen Bodyguard?«

Fassungslos und mit weit aufgeklapptem Mund starrte ich meinen Vater an. Dieser konnte über meine Reaktion nur schmunzeln und wandte sich wieder zu seinen Papieren. Mit einer Seelenruhe befeuchtete er sich kurz mit seiner Zunge die Unterlippe und zückte dann seinen vergoldeten Füller. Mit einem kurzen Nicken deutete er anschließend mit seinem Kinn auf die Mappe, die vor mir lag.

»Lese dir doch erst einmal seinen Lebenslauf durch. Schließlich musst du etwas über ihn wissen, wenn er später vorbei kommt.«

»Was? Oh mein Gott, Dad!«

beschwerte ich mich lautstark und versuchte meinen Vater mit dem besten Todesblick zu durchlöchern, den ich momentan zustande bringen konnte. Was kommt als nächstes, fragte ich mich und nahm die Unterlagen in die Hand, habe ich vielleicht noch einen Zwilling, von dem ich kurz nach der Geburt getrennt wurde?

Mit einem lauten Knallen schlug ich die Mappe auf und nahm das oberste Blatt herunter. Mit ordentlicher Druckschrift stand in großen, schwarzen Buchstaben Name und Anlass geschrieben. Liam James Payne- Bewerbung für die Stelle als ausgebildeter Personenschützer. Darunter blickten mich zwei große, braune Augen an.

»Ach du Scheiße!«

Entsetzt schlug ich mir die flache Hand vor den Mund. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie mein Vater vor Schreck zusammen zuckte, doch das interessierte mich in dieser Sekunde herzlich wenig.

»Um Gottes Willen, Katie.«

hörte ich ihn aufgeschreckt murmeln, ehe er sich stirnrunzelnd wieder seiner Arbeit widmete. Während er das tat, klebten meine Augen förmlich an dem kleinen, rechteckigen Passfoto, das extra für diese Bewerbung gemacht wurde.

Er war es. Er war es wirklich. Der ernste Blick, die sanften Augen, der kleine Anflug eines Lächelns. Es war haargenau der junge Mann, der mich gestern nach Hause getragen hatte. Das Bild ließ verschwommene Bilder in meinen Erinnerungen wieder klar werden.

Flashback

»Komm schon, es ist nicht mehr weit.«

»Ich will aber nicht mehr!«

Sichtlich am Ende seiner Nerven blieb der großgewachsene Mann neben mir stehen und verstärkte den Griff um meine Hüfte um einiges. Murrend ahmte ich seine Bewegung nach und klammerte mich geradezu um seinen Hals, damit ich nicht nach hinten kippte.

»Es sind doch nur noch ein paar Straßen.«

Er versuchte mich zum weiter gehen zu motivieren, doch es klappte nicht. Anstatt die letzten Meter noch durchzuhalten, fühlte es sich an, als würde jemand immer schwerere Gewichte an meine Beine hängen.

»Ich-kann-aber-nicht-mehr.«

meckerte ich und betonte jedes Wort einzeln, damit sie auch alle in den hübschen Kopf passten. Ein tiefes, entnervtes Seufzen glitt aus seiner Kehle, eher er sich in die Knie begab und meine Beine unvorhergesehen wegzog. Entsetzt fiepte ich auf und krallte mich an seinen Oberkörper fest.

»Was machst du da?«

fragte ich ihn, während er seine Hand unter meinen Kniekehlen platzierte. Seine andere Hand hielt mich sicher am Rücken fest. Mit mir auf den starken Armen stellte er sich wieder aufrecht hin und setzte sich wieder in Bewegung.

»Wonach sieht es denn aus?«

kam es leicht genervt von oben. Oh mein Gott, dachte ich mir sichtlich amüsiert, der muss ja wirklich Superkräfte haben. Das der mich tragen kann. Mein Verdacht von vorhin, als er den Typen fertig gemacht hatte, bestätigte sich.

BodyguardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt