»22. Kapitel

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Als ich am nächsten Morgen die Augen aufschlug, blickte ich geradewegs in zwei braune. Im ersten Moment war ich äußerst verwirrt, dann realisierte ich das sie Liam gehörten und beruhigte mich etwas. Ein schneller Puls war kein guter Start in den Tag.

»Guten Morgen.«

murmelte er mit einer ungewöhnlich tieferen Stimme und drückte die Augen zusammen, um ein Gähnen zu ersticken. Meine Mundwinkel zogen sich ein Stück in die Höhe.

»Hi.«

Meine schlimmsten Befürchtungen sowie die Erinnerung an meinen Vater hatten mich in meinen Träumen gejagt, doch als ich in seine Augen sah, vergaß ich sie für einen Moment. Lächelnd hob ich eine Hand und wollte mir damit eine Strähne aus den Augen streichen, was Liam allerdings verhinderte, indem er seine Hand unter meinen Kopf schob, sodass sie zwischen meiner Wange und dem Kopfkissen ruhte. Für einen kurzen Augenblick ließ ich die Augen zufallen. Ich wollte die Berührung genießen.

»Wie geht es dir?«

Ich antwortete ihm ohne ihn anzusehen. Die Antwort war leise und bedacht.

»Mir geht es gut.«

flüsterte ich und konnte fühlen, wie er seine Finger an meiner Wange bewegte. Erst dachte ich, dass er sie wegziehen wollte, doch nachdem er mit den Fingerspitzen kurz und so unscheinbar, dass ich es um ein Haar nicht realisiert hätte, über meine Haut geglitten war, ließ er sie wieder locker. Forschend öffnete ich ein Auge und beobachtete ihn. Die Strahlen der aufgehenden Sonne schienen durch die Gardinen hindurch und ließen uns in einem gedämmten Licht zurück. Ich fühlte mich schon beinahe gezwungen ihn anzusehen, um jedes Detail seines Gesichtes in meiner Erinnerung aufzunehmen. Seinen nachdenklichen Gesichtsausdruck, mit dem er mich anblickte. Die dunklen Haare, die in alle Richtungen abstanden und die Mundwinkel, die gerade einmal so hoch angezogen waren, sodass man das Lächeln auf seinen Lippen nur erahnen konnte. Ein Seufzen rutschte mir heraus, als ein vorsichtiges Klopfen uns störte.

»Kann ich reinkommen?«

Harrys müde Stimme drang nur schwach durch die Tür hindurch. Ohne sich großartig zu beeilen, zog Liam seine Hand zurück, drehte sich auf den Rücken und hob den Kopf an.

»Tür ist auf.«

antwortete er und setzte sich in der Zeit, in der Harry vorsichtig hinter der Tür hervor lugte, aufrecht hin. Ich hingegen blieb einfach liegen und musterte die Wand über mir. Ich fühlte mich müde und wäre am liebsten noch ein paar Stunden im Bett geblieben, allerdings wusste ich genauso gut, dass mich nur eine lange, heiße Dusche wieder fit machen konnte. Und die brauchte ich auch.

»Ich habe Frühstück gemacht.«

hörte ich die raue Stimme leise murmeln. Wahrscheinlich dachte er, dass ich noch am schlafen war.

»Es steht unten alles bereit.«

»Wir sind in ein paar Minuten da.«

Das nächste, dass ich wahrnahm, war das einrasten des Schlosses in der Tür. Stöhnend massierte ich mir die Schläfen. Wenn ich daran dachte, dass ich etwas essen sollte, drehte sich mir der Magen erneut um. Es war dasselbe Gefühl, das ich auch am Abend zuvor verspürt hatte. Ich konnte mir schon denken, dass Liam sofort misstrauisch werden würde, wenn ich dem Essen zum zweiten Mal ausweichen würde, doch ich hatte schon eine neue Idee, um es so unauffällig wie möglich zu gestalten. Kaum hatte Harry uns wieder alleine gelassen, spürte ich die angenehme Wärme von Liams Haut auf meiner. Sanft legte er sich auf die Seite, um mich anzusehen, wobei sich sein Arm gegen meinen drückte.

»Wir müssen jetzt aufstehen.«

murmelte er und versteckte seine Nase für einen kurzen Moment in meinen Haaren. Ich fühlte mich schlecht, als ich mir ein Lächeln aufzwang und mich gerade hinsetzte.

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