Ich schlug die Wagentür schon auf, bevor George angehalten hatte. Ich sprang aus dem Pick Up und in den strömenden Regen hinein.
Cole hatte einige Meter hinter uns angehalten und wartete auf mich. Ich fiel ihm um den Hals und vergrub mein Gesicht an seinem T-Shirt. Dann trat ich einen Schritt zurück und schlug ihm gegen die Brust.
„Du hast dich nicht verabschiedet.", warf ich ihm vor.
Er packte mich an den Handgelenken und sah mich mit einem unbestimmten Blick an.
„Deshalb bin ich hier...", er fuhr sich durch die nassen Haare. „Ich habe mich nicht verabschiedet, weil ich nicht finde, dass wir uns voneinander verabschieden sollten."
Ich betrachtete ihn fassungslos.
„Ich dachte, wir hätten das zwischen uns geklärt.", ich konnte die Enttäuschung in meiner Stimme nicht verbergen. Er hatte es sich also doch anders überlegt. Er wollte mich nicht in seinem Leben, er wollte sich ja nicht einmal von mir verabschieden. Leider wurde er mich trotzdem nicht los, jedenfalls nicht die nächsten Jahre, während ich noch in Colorado leben würde.
„Gott, Jackie, das meine ich doch nicht.", er sah kurz erschrocken aus. „Ich meinte, dass ich mit nach New York komme."
„Was?", ich versuchte nicht albern zu kichern. „Das ist nicht lustig Cole, du wolltest doch Geld fürs Collage sammeln."
„Das war kein Scherz. Ich habe in New York einen Praktikumsplatz in einer Werkstatt bekommen. Ich bekomme Lohn und dein Onkel ist einverstanden, dass ich mit in seiner Wohnung wohne. Er meinte einer mehr kann nicht schaden.", er lachte mich an.
Das war nicht mein Plan gewesen. Eigentlich hatte ich meine Kontrollsucht in Colorado bereits größtenteils abgelegt, aber das hier war eine sehr gravierende Planänderung.
Ich lächelte Cole an und hoffte, dass es nicht all zu verwirrt aussah. „Das ist...großartig!"
„Ja, nicht war.", er grinste bis über beide Ohren und drückte mir einen Kuss auf die Wange. „Wir sehen uns am Flughafen.", dann verschwand er in seinem Auto und fuhr winkend an mir vorbei.
Ich blieb für einige Sekunden unschlüssig auf der Straße stehen. Während der Regen auf mich herabprasselte und meine heißen Wangen kühlte, versuchte ich meine Gedanken zu sortieren.
„Jackie, wir verpassen den Flug.", rief Danny mir aus dem Wagen zu und ich zuckte zusammen. Dann rannte ich zurück zum Pick Up und ließ mich auf die abgenutzten Polster fallen.
Danny betrachtete mich besorgt. „Irgendwie dachte ich, du würdest dich mehr darüber freuen."
„Du wusstest es!", ich starrte ihn empört an. „Und hast mir nichts gesagt?"
„Er wollte dich überraschen.", Danny zuckte die Schultern.
Ich ließ mich in den Sitz sinken. Das durfte doch nicht wahr sein.
Der Flug war mehr als unangenehm. Ich saß zwischen Danny und Cole und ließ mich abwechselnd von ihnen zulabern. Aber im Grunde starrte ich nur die Rückseite des Sitzes vor mir an. Ich fühlte mich eingeengt.
Nicht nur, weil Danny und Cole beide die Schultern eines Ringers hatten, oder weil ich die schmalen Sitze der Holzklasse nicht gewöhnt war – was beides stimmte. Ich fühlte mich eingeengt, weil ich die Befürchtung hatte, dass jeder der Zwillinge seine eigene Erwartung an New York hatte. Und ich brachte es nicht übers Herz ihnen zu sagen, dass sie beide enttäuscht werden würden.
Für Danny würde es unfassbar hart werden. New York war für Schauspieler kein leichtes Pflaster. Es war ein Kampf, den er nur mit Einsatz von Ellenbogen gewinnen könnte. Und Danny schien mir für so was doch zu zart besaitet. Aber das hatte ich schon vorher gewusst.
Bei Cole war es anders. Es stellte nicht nur Erwartungen an die Stadt, sondern vor allem an mich. Er dachte, wir würden einen auf Bonny und Clyde machen. Die Stadt in der Nacht erobern, einen tollen Urlaub machen oder so.
Und ich wusste nicht, ob ich es übers Herz bringen würde ihn so zu enttäuschen. Die Upper East Side ist nichts für einen Jungen aus Colorado, der auf einer Ranch aufgewachsen war und dessen Talent es war, Autos zu reparieren. Die New Yorker High Society ist eine Gesellschaft aus Schlangen und Haien.
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Ich und die Walter Boys - Status quo: NYC #altending #justwriteit #wattpad10
Teen Fiction"Die New Yorker High Society ist eine Gesellschaft aus Schlangen und Haien" Jackie hatte ihren New York Trip schon längst durchgeplant. Wie immer. Dabei hätte sie es besser wissen sollen. Denn weder die Walters, noch New York sind auch nur im...