Etwa gegen acht Uhr Abends kam Cole ins Zimmer. George hatte ihm verboten die Nachtwache zu übernehmen, das würde Kate machen.
„Euer Appartement ist genauso groß wie unser Haus.", war das Erste was er sagte. Ich lächelte. Zählte man die gesamte Dachterrasse mit, war es vermutlich größer als das Haus.
„Dafür haben wir keine Pferde oder ein Baumhaus oder einen Wasserfall.", tröstete ich ihn.
„Stimmt auch wieder.", er grinste und zog sich einen Stuhl heran. Ich legte mein Buch zur Seite und wollte ihm gerade tief in die Augen sehen und ihn küssen, dass ihm das Denken verging, als ich einen seltsamen Ausdruck in seinen Augen bemerkte. Ich runzelte die Stirn.
„Was ist los?", fragte ich.
„Ich mach mir Sorgen um dich Jackie.", erwiderte er. Gerührt griff ich nach seiner Hand.
„Mir geht es gut, Cole. Wirklich. Du hast den Arzt doch gehört."
„Ja schon, aber das meine ich nicht.", er legte den Kopf schief.
„Was denn dann?"
„Naja...bitte sei jetzt nicht beleidigt Jackie, aber du hast dich an derselben Stelle, an der deine Familie ums Leben gekommen ist, vor ein Auto geworfen. Das macht einem schon Sorgen.", sagte er in vorsichtigem Tonfall. Auf der Stelle ließ ich seine Hand los.
„Ich habe mich nicht vor das Auto geworfen, Cole.", sagte ich mit zittriger Stimme. „Ich habe mir die Stelle angesehen, weil ich dachte, dass es mir hilft endlich zu verarbeiten, was passiert ist, und das kannst du mir in keiner Weise vorwerfen. Dass das Auto dann um die Ecke kam und der Fahrer mich nicht gesehen hat...dafür kann ich nichts."
Cole nickte kurz. „Du musst mich verstehen, Jackie. Das war halt alles ein sehr großer Zufall, und da ist es doch normal, dass ich kurz dachte...dass wir alle kurz dachten..."
„Was? Das ist selbstmordgefährdet bin?", ich richtete mich jetzt kerzengerade im Bett auf. „Vielleicht solltest du lieber gehen, sonst begehe ich am Ende ein Attentat und bring dich um.", giftete ich ihn an.
„Jackie, du weißt, dass das so nicht gemeint war."
„Doch, es war genau so gemeint.", schnaubte ich. „Und wenn ich nicht mit meinem Arm an diesem verdammten Zugang hängen würde, würde ich dich jetzt höchstpersönlich hier rauswerfen, aber das kann ich nicht, also bitte geh einfach.", ich wandte meinen Blick von ihm ab.
Er schien noch etwas sagen zu wollen, doch dann stand er auf und ging – nicht ohne die Tür hinter sich zu krachen zu lassen.
Ich warf mich mit einem tiefen Seufzer in die Kissen zurück. Vielleicht wollte das Universum einfach nicht, dass wir zusammen waren. Immer wenn es gerade gut lief, passierte so was.
Eine halbe Stunde später kam Kate herein. Sie strahle über das ganze Gesicht und zog Gummibärchen, Chips und Kekse aus ihrer Tasche.
„American Bake Off läuft gerade.", sagte sie und schob das zweite Bett an meins heran. Ich hatte mal mitbekommen, dass das ihre Lieblingssendung war, also schnappte ich mir die Fernbedienung und schaltete den Fernseher an. Kate warf mir einen belustigten Blick zu als ich mir gleich die ganze Tüte Chips in den Schoß legte.
„Bekommst du hier nichts zu essen?", fragte sie.
„Nichts Essbares.", antwortete ich mit vollem Mund.
Eine Weile schauten wir einfach nur fern. Kate regte sich furchtbar darüber auf, dass einer der Kandidaten einfach so auf die Rosinen in den Zimtschnecken verzichtete. Für sie war das die wichtigste Zutat überhaupt. Ich freute mich, dass sie sich über solche Kleinigkeiten aufregen konnte, das bedeutete, dass sie für den Moment ihre größeren Sorgen vergessen hatte.
Und davon hatte sie einige.
In der Werbepause schoss mir ein Gedanke durch den Kopf.
„Kate?", fragte ich.
„Hm?", sie hob den Kopf aus der Gummibärchentüte. Ich lächelte, als ich sah, dass sie sich die roten rauspickte.
„Eigentlich würde ich mit Sammy oder meiner Mom über so was reden, aber Sammy ist im Moment zu nichts zu gebrauchen und meine Mom...", ich brach kurz ab. „Jedenfalls möchte ich dich etwas fragen."
„Schieß los.", sie sah mich abwartend an.
„Okay...also, was mache ich nachdem ich das erste Mal Sex mit einem Jungen hatte?", fragte ich.
„Oh.", Kates Blick erstarrte. „Bitte sag mir, dass es keiner meiner Söhne war.", sie sah mich flehend an. Ich schwieg.
„Okay.", sie atmete einmal tief durch. „Ich werde dir jetzt nicht erzählen, was ich davon halte."
„Gott sei Dank.", ich atmete erleichtert auf. Dafür würde ich ihr unendlich dankbar sein.
„Und ich werde dir jetzt auch nicht den Vortrag halten, den ich Alex und Cole später halten werde."
„Alex brauchst du keinen Vortrag halten.", warf ich kleinlaut ein.
„Hab ich mir schon gedacht.", sie seufzte. „Na schön, also, ich habe die Seiten über solche Gespräche in den Erziehungsratgebern immer übersprungen, weil ich nie davon ausgegangen bin, dass einer meiner Söhne mit mir über so was reden würde. Ich erzähl dir also einfach, was ich gemacht habe, ja?"
Ich nickte.
„Naja, ich war siebzehn. Und danach habe ich erst einmal einen Schwangerschaftstest gemacht, weil er die Kondome vergessen hatte und gesagt hatte, dass schon nichts passieren würde und ich zu der Zeit noch sehr naiv war." Ich machte große Augen. „Ich hoffe, das ist bei dir nicht nötig.", sie sah mich mit einem scharfen Blick an. Schnell schüttelte ich den Kopf. Kate sah kurz erleichtert aus.
„Und dann hat er nicht mehr angerufen und mich in der Schule ignoriert, also wollte ich ihm eins auswischen. Ich bin dann zu unserem Biologielehrer und hab gefragt ob ich einen Vortrag über Verhütung halten darf. Er hat ein bisschen dumm aus der Wäsche geguckt, aber ich durfte. Jedenfalls habe ich dann lange darüber gesprochen, was passieren kann, wenn man nicht verhütet."
„Und dann?", fragte ich gespannt.
Sie lachte. „Nach dem Unterricht bin ich dann zu ihm hin und hab ihm gesagt ich sei schwanger."
„Und warst du?"
„Nein.", sie schüttelte kichernd den Kopf. „Aber er sollte es denken. Diesen Gesichtsausdruck werde ich nie vergessen. Ich glaube, als ich ihm dann zwei Minuten später gesagt habe, dass das ein Scherz war, hätte er mich am liebsten geschlagen, aber er wollte dann doch nur den Schwangerschaftstest sehen. Als Beweis."
„Und was soll ich jetzt machen?", fragte ich.
„Wenn du nicht schwanger bist und er dich nicht ignoriert, gar nichts, würde ich sagen."
Ich nickte nur.
„Aber ich muss dir trotzdem sagen, dass ich das nicht gutheißen kann."
Ich zog einen Mundwinkel hoch. „Danke Kate.
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Ich und die Walter Boys - Status quo: NYC #altending #justwriteit #wattpad10
Teen Fiction"Die New Yorker High Society ist eine Gesellschaft aus Schlangen und Haien" Jackie hatte ihren New York Trip schon längst durchgeplant. Wie immer. Dabei hätte sie es besser wissen sollen. Denn weder die Walters, noch New York sind auch nur im...