18. Kapitel - Sorgen

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Ich bin einer der ersten Leute, die sich schlafen legen. Robin war der allererste, aber das auch nur, weil wir ihm und Sarazar dringend dazu geraten haben. Valle blieb noch ein wenig wach, aber ist eingeschlafen, bevor ich mich zu den Betten begab zusammen mit Manu. Dieser war genauso müde wie ich und als ich sagte, ich würde schlafen gehen, schloss er sich mir sofort an.

Doch jetzt liege ich hier auf einer dünnen Matratze zusammen mit Manuel und auf der Matratze daneben liegt Maudado, welcher sich kurz nach uns dazu entschlossen hat, schlafen zu gehen, und genau das tun beide. Sie schlafen beide tief und fest und ich habe meine Augen geschlossen, wirke als würde ich schlafen und bin wach.

Und da ich nichts besseres zu tun habe, lausche ich dem leisen Gespräch der wachen Leute.

Ardy meldet sich leise zu Wort:,,Ich mache mir Sorgen um Taddl..." Verwirrung beherrscht meine Gedanken. Er macht sich Sorgen um mich, aber warum? Mir geht es doch eigentlich besser als ihm. Ich mache mir doch eigentlich Sorgen um ihn. Ihm könnte es doch jedem Moment zu viel werden!

,,Wieso? Ihm scheint es doch gut zu gehen? Naja... einigermaßen. Der Situation entsprechend", deutlich hört man die Verwirrung in Zimbels Stimme.

,,Ich weiß auch nicht", Ardy seufzt tief, ,,Vielleicht macht er sich einfach nur zu viele Sorgen... Wenn ich wüsste, was ihm gerade durch den Kopf geht, könnte ich das besser einschätzen und zudem hat er andauernd Albträume."

,,Er hat auch schon ein paar Freunde verloren, aber so richtig Trauern habe ich ihn nicht gesehen", bemerkt Simon nachdenklich. Natürlich trauere ich jetzt nicht. Das mache ich später, wenn wir nicht mehr in Gefahr schweben. Momentan halte ich einfach alles zurück und das kann ich gut.

,,Wir haben einfach weiterhin ein Auge auf ihn und werden für ihn da sein, wenn er uns braucht", kommt es von Dario, ,,Er wird das schon schaffen. Er ist doch stark."

,,Muss wohl..." Ardy ist nicht begeistert davon. Ich weiß, er würde lieber irgendwas tun. Am liebsten würde er einen Ausgang suchen und uns alle befreien... Moment mal. Ausgang, einen Ausgang suchen. Natürlich! Warum haben wir nicht vorher daran gedacht!

Ein brennender Schmerz durchzuckt meinen Kopf und ich versuche einen Schmerzensschrei zu unterdrücken, was mir nur teilweise gelingt. Es dringt trotz meiner Bemühung ein Laut aus meinem Mund, der meinen Schmerz zum Ausdruck zu bringen versucht.

All meine vorherigen Gedanken sind wie weggewischt. Ich erinnere mich nicht mehr dran. Der Schmerz ist zu groß. Ich gebe den Versuch auf, meine Gedanken zu ordnen, woraufhin der Schmerz auch langsam verebbt.

Ich nehme Stimmen wahr.

Jemand rüttelt mich heftig an der Schulter und Manuels Stimme dringt an mein Ohr:,,Taddl!" Ich schlage meine Augen auf und werde von vielen besorgten Gesichtern begrüßt. Vorne mit dabei Ardy, Manu und Maudado.

,,Was ist los?", Ardys Augen mustern aufmerksam mein Gesicht.

Ich versuche ihn beruhigend anzulächeln:,,Nichts, alles gut."

,,Klar, merkt man", kommt es sarkastisch von Maudado. Irgendwie haut mich das total um, ihn so zu hören. Fast so, als hätte ein Häschen gesagt, es würde jetzt einen Fuchs jagen.

,,Hattest du wieder einen Albtraum?", fragt GLP weiter nach.

Ich schüttel den Kopf:,,Nein, nein. Mein Kopf hat nur kurz weh getan."

,,Kein Albtraum?", hakt Ardy nochmal nach. Seine Augen wirken unsicher. Er weiß wohl nicht, ob er mir glauben soll oder nicht.

,,Nein", antworte ich fest und so überzeugend wie möglich, ,,Aber wenn etwas ist, dann komme ich sofort zu dir. Versprochen. Und Leute... Könntet ihr bitte aufhören mich so besorgt anzustarren? Das ist mir ein wenig unangenehm." Manche von ihnen nicken verständnisvoll, aber am Ende entfernen sich alle außer Manu und Maudado, da diese neben mir wieder versuchen einzuschlafen, und Ardy.

,,Ist es ok, wenn ich mich neben dich lege?", fragt er leise, woraufhin er meine Zustimmung bekommt. Maudado hat es scheinbar mitbekommen, da er Ardian netterweise Platz macht. Maudadidado ist schon ein süßer Typ.

Ich wünsche meinem besten Freund noch eine Gute Nacht, dann versuche ich erneut zu schlafen. Ein Versuch der Anfangs nicht von Erfolg zeugt, weswegen ich mich ein wenig hin und her drehe in Hoffnung so besser Einschlafen zu können. Irgendwann finde ich eine bequeme Position und Ardys Hand findet ihren Platz auf meiner Seite, was irgendwie etwas tröstendes an sich hat. Auf jeden Fall hilft es sehr beim Einschlafen.

Als die Gruppen wieder aufbrechen, ziehe ich zusammen mit dem werten Zombey los. Ardy möchte unbedingt zusammen mit den Apfelkriegern losziehen. Delay und Maudado sind zusammen los sowie Simon und Manu.

Mir macht es eigentlich nichts aus, dass Ardian mit einer anderen Gruppe unterwegs ist, aber so habe ich nicht die Gewissheit, dass er noch am Leben ist. Ich will nicht, dass Chan und Tense am Abend zu uns kommen und uns sagen, dass mein bester Freund tot ist.

Doch Zombey lenkt mich entweder sehr gut ab oder beteuert, dass er nicht sterben wird. Zimbel ist schon ein sehr angenehmer Zeitgenosse und zudem kann man wirklich eine lange Zeitspanne mit ihm in einem Raum verbringen und einfach reden. Ich höre ihm gerne zu aufgrund seiner Stimme, da fühle ich mich wie in einer kleinen sicheren Blase. Sicherheit fehlt mir wirklich sehr.

,,Taddl, weißt du, wie es Manu geht?", fragt Zimbelmann irgendwann mit vor Sorge gerunzelter Stirn.

Ich zucke nachdenklich mit den Schultern:,,Eigentlich scheint es ihm ja einigermaßen gut zu gehen... Aber keine Ahnung..."

,,Wir machen uns übrigens auch Sorgen um dich", er wirft mir einen kurzen Blick aus dem Augenwinkel zu.

,,Das habe ich gestern gehört, aber es ist sinnlos." Ich spiele mit meinem Jackenzipfel. ,,Ich komme ganz gut klar."

,,Kennst du den Ausdruck Krank vor Sorge?"

,,Das kannst du nicht auf mich beziehen."

Mein Begleiter seufzt tief:,,Da bin ich mir leider nicht so sicher..."

,,Zu dir passt das viel besser. Du machst dir Sorgen um mich, du machst dir Sorgen um Manu und sicherlich machst du dir noch Sorgen um Ardy, Sarazar und was weiß ich noch wen", sanft lächel ich ihn an, ,,Und dann bleibst du noch stark für die ganze Gruppe."

,,Aber ihr habt viel mehr Leute verloren, die euch nahe standen. Ich nicht", entgegnet er. Darauf kann ich nichts erwidern, schließlich hat er Recht.

,,Mir geht's soweit aber gut", kann ich ihm nur nochmal versichern. Um mich herum ist eindeutig zu viel Sorge, zu viel Tod, zu viel Schmerz. Wahrscheinlich wird uns das alles im nachhinein in die Depression stürzen. Klasse, können wir gleich eine Gruppentherapie anfangen, wenn wir frei sind.

So zynisch habe ich in den letzten Monaten selten gedacht. Schade, dabei dachte ich, ich hätte es vielleicht verlernt. Gut, sowas kann man wahrscheinlich nicht verlernen. Man kann aber schönes Leben führen, wo Zynismus keinen Platz mehr findet, und genau das hatte ich.

Ich will es wieder.

Ich will hier raus.

Ich werde hier raus kommen, lebendig.

Nichts wird mich aufhalten.

Ich blicke zu Zombey und denke an unsere neuerdings große Gruppe. Nichts kann uns aufhalten.

Trouble In Terrorist TownWo Geschichten leben. Entdecke jetzt